MBS – wer steckt dahinter?

Christina/ April 3, 2018/ Kategorien, Kultur

Keiner weiß so richtig, ob das eine Brise ist oder ein Sturm wird. Spätestens seit November letzten Jahres gibt es ein vieldiskutiertes neues Gesicht auf der Weltkarte: Mohammed bin Salman (kurz: MbS), der junge Kronprinz aus Saudi Arabien. Und gleich mit einem Paukenschlag macht er auf sich aufmerksam: Erstmals in der Geschichte des Ölstaates werden Mitglieder des Königshauses, wenn auch luxeriös, inhaftiert. Unter den Gefangenen ist kein geringerer als Prinz al-Waleed Bin Talal. Angeblich geht es um Korruption. Ob dies der wirkliche Grund ist oder eventuell Machtkalkül hinter der Entscheidung von MbS steht, lässt sich nur vermuten.

Erst im Juni 2017 wurde Prinz Mohammed bin Salman zum Kronprinzen erklärt. Bereits im April 2016 hatte er jedoch seine Vision 2030 verkündet. Auch die Zeit nach der Ernennung zum Thronfolger ließ der junge Prinz nicht ungenutzt verstreichen und hält noch mehr Überraschungen bereit: Medienberichten zufolge soll es Frauen erlaubt werden, selbst Auto zu fahren und ins Fußball-Stadion gehen zu dürfen. Selbst von einer geänderten Kleiderordnung für Frauen ist da die Rede. Ferner sollen Frauen stärker in den saudi arabischen Arbeitsmarkt einbezogen werden. Anti-autoritäre Regierung oder Notwendigkeit, da die Ölvorräte des Königreichs langsam aber sicher zur Neige gehen? In den westlichen Medien ist von weitreichenden wirtschaftlichen und sozialen Reformen die Rede, die sicherlich gut durchdacht, wohl dosiert und mit dem Klerus abgesprochen erfolgen müssen. Jeder, der in der Vergangenheit die Entwicklung Saudi Arabiens verfolgt hat, weiß, dass es immer mal wieder Bestrebungen und Ankündigungen dazu geben hat, dass sich das Land langsam aber sicher nach außen öffnen muss. Gleichzeitig konnte aber auch jeder beobachten, wie schwer sich das Land dabei tut. Der für dieses Jahr angekündigte größte Börsengang der Geschichte soll bereits ins Frühjahr des kommenden Jahres verschoben worden sein.

Warum sich der Börsengang verschiebt? Auch hierzu gibt es wieder nur Spekulationen. Einmal heißt es, der Ölpreis sei zu niederig, ein anderes Mal will sich der Konzern nicht international listen lassen, um vermutlich nicht die Kontrolle über die Ölreserven zu verlieren. Nun ganz unbegründet ist diese Angst vermutlich nicht, wenn man nur daran zurück denkt, wie sich die Kolonialmächte seinerzeit das schwarze Gold sichern wollten.

Auch heute kann der Kronprinz mit einem wirklichen Novum aufwarten: Die Anerkennung des Existenzrechts Israels. Provokation gegenüber dem Erzfeind Iran, späte Einsicht oder ein wirklich erster Schritt in Richtung Frieden in der Region?

Fakt ist, dass ich MBS bislang nicht wirklich in die Karten schauen lässt und genau das scheint die westliche Presse mal wieder nervös zu machen. Zu gerne möchte man wissen, auf was man sich einzustellen hat, ein wie verlässlicher Partner Saudi Arabien als stärkste Kraft in der Golfregion sein wird und schließlich, was MbS wirklich vorhat. Viele Fragen auf die es bislang nur wenige Antworten zu geben scheint.

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