Wanderung rund um den Kaiserdom von Köngislutter

Christina/ Februar 1, 2024/ Alltagsgeschichten, Kultur

An diesem Sonntag wollte ich eigentlich in den Harz fahren, Herr Weselsky wollte das aber nicht:-( Also, sind meine Freunde aus dem Harz einfach zu mir gekommen. Vorab habe ich mir natürlich die Frage gestellt, was ich den beiden wandererfahrenen und -verwöhnten Herrschaften guten Gewissens anbieten kann. Diese Überlegung hat mich zu Königslutters Prachtbau, dem Kaiserdom, gebracht. Und Strike: Der Ausflug wird ein voller Erfolg. An diesem Tag hat nicht nur die Sonne gelacht, auch uns ist das Herz im Kaiserdom und später im Reitlingstal weit aufgegangen.

Königslutter und sein Kaiserdom
Die kleine Stadt am Elm, in eingeweihten Kreisen auch Kingstontown genannt, hat einen Prachtbau zu bieten, den man hier vielleicht nicht vermuten würde: den Kaiserdom. Ich wage zu behaupten, dass diese Kathedrale selbst geübte Domgänger überraschen wird. Die Malereien im Inneren des Doms alleine sind einen Besuch wert. Der Innenraum ist mit farbenprächtiger Kunst geschmückt, die aus dem Jahr 1890 stammt. Dabei wechseln sich Darstellungen mit biblischen Inhalten und dekorativen Fassungen ab. Zusammen mit der Kirchenausstattung aus derselben Zeit – Fenster, Altäre, Bänke, Leuchter, Kanzel und Orgel – bilden sie ein bedeutendes Gesamtkunstwerk des Historismus. Wir jedenfalls, haben staunend den Dom betreten und haben denselbigen begeistert später verlassen. Was für ein Auftakt!

Auf nach Lutterspring
Als wir den Kaiserdom wieder verlassen, hat sich die kalte Luft des Morgens bereits erwärmt. Wir spazieren entlang der Dommauer und erreichen die Lutter. Wir laufen an dem schönen Bach entlang, mit dem Ziel zur Lutterquelle zu gelangen. Ab und zu wird unser Weg durch umgefallene Bäume erschwert. Ansonsten erfreuen wir uns am glitzernden Wasser und einen kleinen Wasserfall, der vor 150 Jahren künstlich für die Kurgäste angelegt wurde. Nur ein paar Minuten später erreichen wir Lutterspring. Von dort geht weiter zum Erlebnissteinbruch Hainholz.

Tatsächlich verlaufen wir uns ein wenig auf dem ausgedehnten Gelände und stellen fest, dass wir nicht die einzigen sind. Schließlich schmeißt Christian sein GPS an, sodass wir bald wieder auf dem richtigen Weg sind. Nun sind wir auf dem Pfad zum großen Funkturm im Elm, dem Sender Drachenberg. Der 181 Meter hohe, abgespannte Stahlgittermast diente zur Verbreitung von Hörfunkprogrammen auf UKW und DAB. In der Anfangszeit wurde das analoge Programm des Deutschlandfunk ergänzend zur Kurzwelle über UKW von hier gesendet. Wir erreichen die kleine Schutzhütte, die hier steht und haben nochmals ein Verständnisproblem mit der Wegbeschreibung. Christian bringt uns abermals auf den richtigen Weg. Ein Schild sagt uns zudem, dass wir in Kürze das Gasthaus im Reitlingstal erreichen werden. Das klingt verheißungsvoll.

Ein Platz an der Sonne
Wir kommen an das Wirtshaus und stellen voller Begeisterung fest, dass es bereits Außenplätze gibt. Die schönste Sitzgelegenheit, die nicht nur direkt in der Sonne liegt, sondern auch einen herrlichen Blick über das Reitlingstal ermöglicht, ist noch besetzt. Aber: die “Besetzer” haben gerade ihr Portemonnaie gezückt und sind im Aufbruch begriffen. Wir können unser Glück kaum fassen und okkupieren natürlich sofort die wunderschöne Holzbank. Jetzt kommt allerdings unser größtes Problem: Wie schaffen wir es, diesen paradiesischen Platz wieder zu verlassen? Angsichts der Tatsache, dass wir noch sieben Kilometer Rückweg vor uns haben und die Sonne bald untergehen wird, gelingt uns schließlich die Trennung.

Der Rückweg über den Tetzelstein ist dann noch einmal recht lang. Die beschriebene Route haben wir auch schon lange verlassen, aber egal, Hauptsache wir kommen zurück. Bei dem schönen Vorfrühlingswetter ist an der Waldgaststätte Tetzelstein einiges los. Anziehungspunkt ist jedoch eindeutig ein Gefährt vor den Toren der Gaststätte. Zuerst sehen wir eine Kuh auf Rädern, die ist natürlich nicht echt. Die Kuh ist an einem Motorrad festgemacht. Der Feuerstuhl wiederum hat einen Beisitz. Und in diesem sitzt kein Geringerer als ein sehr großer, beiger Teddybär, von der Art, wie man ihn auf dem Jahrmarkt schießen kann. Das Ganze ist so kurios, dass fast jeder, der vorbeikommt, ein Foto macht.

Wir passieren die Gaststätte und den Tetzelstein und biegen links ab. Der restliche Weg führt uns durch den Elm. Bald geht es auf einem breiten Waldweg, parallel zur Landstraße Richtung Königslutter. Es wird langsam dämmerig und die schwindende Attraktivität der Umgebung gibt uns das Gefühl, dass der Rückweg endlos ist. Plötzlich aber wird es zum Schluss noch einmal spannend. Wir überqueren eine Wiese im Dämmerlicht und sehen gerade noch rechtzeitig, dass am Ende ein Drahtzaun ist. Einer von uns schlägt trotzdem einen Purzelbaum. Es geht aber alles gut. Bergab kommen wir dann an einer Art Altenheim vorbei und dann sehen wir auch schon wieder die Türme des Kaiserdoms vor uns. Im letzten Abendlicht und nach gut 16 Kilometern erreichen wir unseren Ausgangspunkt. Die Wanderung hat auch die Profis aus dem Harz überzeugt.

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