Wandern im Aostatal

Christina/ Oktober 30, 2025/ Kultur

Das Aostatal im Nordwesten Italiens ist sicherlich eine der weniger bekannten Regionen. Einerseits völlig zu unrecht, da es ein hervorragendes Wandergebiet ist. Andererseits hat das den Vorteil, dass dieser schöne Flecken Erde nicht überlaufen ist. Das Aostatal ist von berühmten Viertausendern umgeben: dem Mont Blanc, dem Monte Rosa Massiv und dem Matterhorn. Darüber hinaus verfügt der Landstrich über mehr als 100 Burgen! Alle, die die Ruhe in den Bergen lieben, denen die Natur am Herzen liegt, die kleine Dörfer und wundervolle Landschaften lieben, sind hier definitiv richtig. Im Sommer kann man hier die schönsten Wandertouren unternehmen, z.B. im Parco Nationale del Grande Paradiso. Das Tal in der warmen Jahreszeit ein tolles Wanderrevier mit grandiosen Gipfel, tosenden Wasserfällen, gewundenen Tälern und einer herrlichen Flora und Fauna. Im Winter ist es ein überaus attraktives und anspruchsvolles Skigebiet. Zudem hat die Region einiges an kunst- und kulturhistorischen Highlights zu bieten.

Pontboset: Sentiero dei ponti e degli orridi
Meine einwöchige Wanderreise im Aostatal hatte einiges zu bieten. Mit dem Zug ging es von meiner Heimatstadt über Basel nach Mailand. Von dort wurden wir in 1,5 Stunden zu unserem ersten Ausgangspunkt, dem kleinen Ort Pont Saint Martin, gebracht. Als erstes fällt einem die alte Römerbrücke in der Ortsmitte ins Auge. Sie bestimmt das Stadtbild und die Namensgebung. Das kleine Städtchen steht wie ein Vorposten am Eingang des Aostatals. Hier mündet der Gebirgsbach Lys in die Dora Baltea. Pont Saint Martin ist ein guter Ausgangspunkt für Wanderungen im Valle di Gressoney. Unsere erste Wanderung geht aber erstmal nach Pontboset, das auf der rechten Seite des Champorcher-Tals liegt. In diesem kleinen Dorf (ca. 175 Einwohner) startet der Sentiero dei ponti e degli orridi. Diesem folgen wir ein Stück und wandern durch einen wunderschönen Wald, dessen Boden mit Kastanien gepflastert ist. Nach ca. 1 Stunden erreichen wir einen wunderschönen Gebirgswasserfall, der zu einer Pause einlädt. Mittlerweile hat die Sonne auch an Kraft gewonnen und wärmt unsere Knochen.

Forte di Bard
Zum Ende der Wanderung durchqueren wir die Orte Champorcher und Hone bis wir Bard unsere Wanderung beenden. Der Ort wird von der gleichnamigen Festung dominiert. Bard ist ein kleiner pittoreker Ort, der definitiv einen Besuch lohnt. Nach einer Mittagspause in der Sonne geht es hinauf zur Burg. Mit mehreren Aufzügen geht es ganz nach oben. Die Festung beherbergt verschiedene Ausstellungen. Neben dem Museum der Alpen und dem Gefängnistrakt gibt es eine sehenswerte Street-Art-Ausstellung, u.a. mit Bildern von Banksy. Zu Fuß geht es anschließend von Bard nach Pont Saint Martin zurück.

Ein Rundweg im Valle di Gressoney
Am nächsten Tag fahren wir mit dem Bus nach Gressoney St. Jean. Je näher wir dem kleinen Bergdorf kommen, desto geringer ist die Außentemperatur. Bei kalten sechs Grad steigen wir schließlich aus dem Bus. Nur gut, dass es gleich bergauf geht und die Sonne langsam unsere Körper erwärmt. Auf einem Rundwanderweg oberhalb des Flusses Lys genießen wir immer wieder Ausblicke auf das schneebedeckte Monte Rosa Massiv. Beim Mittagspicknick in einem verlassenen Ort, der im Sommer von den Bauern genutzt wird, sitzen wir wieder in der warmen Sonne. Der Abstieg führt uns, vorbei an neugierigen Ziegen und einer italienischen Viper, die tatsächlich meinen Weg kreuzt. Wieder angekommen in Gressoney St. Jean hätten wir gerne noch einen Kaffee getrunken, tatsächlich ist jedoch alles bis Ende November geschlossen. Am 1.12 startet dann die Skisaison.

Am dritten Tag fahren wir wieder Bus. Diesmal geht es nach Lillianes, ebenfalls mit Valle di Gressoney. Von hier geht es erst am Fluss Lys entlang, später bergan zum „Künstlerort“ Chemp. Der Anstieg kann durchaus als knackig bezeichnet werden, besonders bei den doch recht warmen Temperaturen. Oben angekommen staunen wir nicht schlecht. Der ganze Ort ist ein einziges Kunstwerk. Die meisten Skulpturen sind aus Holz geschnitzt und sehr liebevoll arrangiert. Hier verbringen wir unsere Mittagspause bevor wir den Abstieg in das Städtchen Perloz antreten. Von dort steigen wir über die Weinberge ab und haben einen tollen Blick auf unser Ziel, Pont Saint Martin. Durch die schmalen Gassen des Ortes geht zurück zum Ausgangspunkt unserer Wanderung. Am Abend geht es mit dem Auto von Pont Saint Martin nach Aymavilles, unserem zweiten Wanderstandort.

Aymavilles im Valle di Cogne
Aymavilles liegt mit seinem Schloss im Valle di Cogne. Das lange Tal von Cogne gehört zu den schönsten der Region. Neben dem Zugang zum Parco Nazionale Gran Paradiso. Für uns geht es am nächsten Tag aber erstmal nach Aosta, der Hauptstadt der Region. Am Vormittag steht eine Stadtführung auf dem Programm, die uns u.a. in ein Kloster mit einem wunderschönen Garten führt. Der Nachmittag steht zur freien Verfügung. Da ich allerdings schon einmal in Aosta gewesen bin, zieht es mich zurück in die Berge. Ich möchte nach Pont d’Ael wandern. Es gibt einen Rundwanderweg von Aymavilles zu dieser römischen Brücke, der an der Kirche Saint Léger startet. Der schmale Pfad, der unter anderem durch einen Tunnel geht, würde ich als spektakulär bezeichnen und hat mir sehr gut gefallen.

Auf dem Camino Balteo nach Aosta
Auch am nächsten Tag steht nochmals Aosta auf dem Programm. Wir starten direkt in Aymavilles und laufen auf dem Camino Balteo. Zunächst wandern wir durch Wälder und später durch Weinberge bis in die kleine Ortschaft Moline. Dann folgt das Naturschutzgebiet Côte de Gargantua mit seinem besonders milden Mikroklima. Weiter geht es bis zum Ort Charvensod. Hier beginnt der Abstieg nach Aosta. Zwischendurch haben wir immer wieder fantastische Blicke auf die Stadt, die nördlichen Bergketten mit dem prächtigen Grand Combin Massiv (bis zu 4.300 m) hinter der Schweizer Grenze. Wiederum haben wir in Aosta Zeit, um einen Kaffee oder ein Eis zu genießen. Das machen wir im schönen Lokal Paolo Griffa, das sich direkt auf dem Marktplatz befindet.

Die Wasserfälle von Lillaz
Am letzten Tag unternehmen wir die schönste Wanderung. Wir fahren mit dem Bus von Aymavilles in den Bergort Cogne. Das Cogne-Tal ist zunächst schmal, aber öffnet sich später zu einer Hochebene, in deren Zentrum sich der Ort Cogne (auf 1.500 M Höhe) befindet. Die Wanderung ist insgesamt recht anspruchsvoll, da immer wieder etwas schwierigere Passagen zu überwinden sind. Schließlich kommen wir zu den Wasserfällen von Lillaz, die wirklich einen Besuch lohnen. Nach dem Abstieg geht es durch den kleinen Ort Lillaz und entlang am Fluss Urtier zurück nach Cogne, wo wir uns zur Feier des Tages einen Aperitivo gönnen mit einem spektakulären Blick auf den Mont Blanc!

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