Aus persönlichen Gründen

Christina/ Dezember 12, 2011/ Philosophisches

Vielleicht ist euch aufgefallen, dass es auf dem Middle East Messenger in letzter Zeit sehr ruhig geworden ist. Keine neuen Posts. Der letzte ist vom 04.11.2011 – meinem Geburtstag. Einen Tag vor meinem Geburtstag ist mein Vater ins Krankenhaus eingeliefert wurden. Mal wieder. Diesmal war es aber anders. Diesen Krankenhausaufenthalt mein Vater leider nicht überlebt, er ist in der letzten Woche verstorben.

Diese letzen Wochen waren ein sehr schwere Zeit für meine Familie und mich. Ich wusste vorher nicht, wie schwer es ist, einen nahen Angehörigen sterben zu sehen. Wie hilflos ich mich gefühlt habe, wie wütend ich auf die Ärzte und Krankenschwestern war, weil ich das Gefühl hatte, dass sie einfach nichts unternehmen, um meinem Vater zu helfen.

Trotz all des Schmerzes und meiner Hilflosigkeit – ich weiß, dass ich dankbar sein darf, dafür, dass ich meinem Vater, so gut ich es konnte, beistehen konnte und weil ich die Möglichkeit hatte, mich von ihm zu verabschieden. Dies schien mir nicht selbstverständlich zu sein, der persönliche, friedliche Abschied.

Ich musste in den vergangenen Wochen auch viel an die Menschen denken, die keine Möglichkeit haben, sich in Ruhe und Frieden von einem nahen Angehörigen zu verabschieden. Besonders dachte ich an die Menschen, die für die Freiheit ihres Landes gekämpft haben und es immer noch tun. Ich spreche von den “Trägern” des Arabischen Frühlings. Ich bewundere den Mut dieser Menschen, sich gegen den (fast) sicheren Tod zu stellen und sich für ein besseres Leben einzusetzen. Das sind für mich Werte – sich für anderen Menschen und Gerechtigkeit einzusetzen -, die in unserer Gesellschaft viel zu kurz kommen und im Gegensatz zum schnöden Mammon einfach nicht geschätzt werden.

Nicht nur weil es auf Weihnachten zugeht, der vermeindlich friedlichen und familienfreundlichen Zeit, sollten wir darüber nachdenken, was es für Menschen in der ganzen Welt bedeutet, nicht so privilegiert zu sein, wie wir im vermeintlichen Westen sind, sondern täglich um alles, was für uns selbstverständlich ist, kämpfen zu müssen. Das ist aus sicherer und warmer Entfernung natürlich leicht dahin gesagt. Ich will mich auch nicht als irgendetwas besseres herausstellen, ich möchte nur einen Denkprozess in Gang bringen, der länger dauern und nachhaltiger sein sollte, als die Massenmedien über Fukujima, die Überschwemmung in Thailand oder die Gräueltaten in Syrien berichtet haben.

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