Hannover: Der rote Faden
Hannover zwischen den Jahren. Eine Zeit des Innehaltens. Meist ist das Wetter grau und kalt. Nichts lockt mich so richtig nach draußen. Aber an diesem Samstag ist alles anders. Mitten am Vormittag kommt die Sonne heraus. Der Himmel ist blau. Was für ein Glück, denn heute geht es nach Hannover. Ich will eine Freundin besuchen. Vorab haben wir uns Gedanken gemacht, wie wir den Tag gestalten wollen. Unter anderem wollen wir die „Open Air Galerie“ im Berggarten bei den Herrenhäuser Gärten aufsuchen. Hier sollen die besten Garten- und Naturfotos des Jahres 2024 zu sehen sein. Bei dem herrlichen Wetter wollen wir uns aber zunächst die Beine vertreten und den Roten Faden in Hannover erkunden. Aufmerksam geworden über ein Werbeplakat soll es nach getaner Arbeit ins Winterdorf am Lister Turm gehen. Für mich die Entdeckung des Tages.
Der Rode Faden – Ihr ganz persönlicher Stadtführer
Mit diesem Slogan wirbt die Stadt Hannover für ihre 4.200 Meter lange Leitlinie durch die Innenstadt. Auf dem Weg locken architektonische, historische und amüsante Sehenswürdigkeiten. Der Rote Faden ist dabei auf den Asphalt aufgemalt und gut zu erkennen. Von der Touristeninformation am Bahnhof geht es zunächst an der Oper vorbei zur Aegidienkirche. Das Mahnmal ohne Dach und Fenster beherbergt u.a. die Friedensglocke aus Hiroshima.
Neues Rathaus am Maschpark
Wir werfen noch einen Blick auf ein Stückchen historische Stadtmauer und gehen dann direkt auf das Neue Rathaus zu. Hier herrscht richtig Betrieb. Obwohl das Standesamt im Alten Rathaus ist, kommen uns zwei Bräute entgegen, die sich einem Fotoshooting widmen. Im Rathaus werfen wir einen Blick auf die Schaukästen, die die Entwicklung der Landeshauptstadt vom 17. Jahrhundert bis heute zeigen. Besonders die Zerstörung im Zweiten Weltkrieg lässt einen entsetzt und ratlos zurück. Wir treten wieder ins Freie und verlassen kurz den Roten Faden, um den Maschpark aufzusuchen. Hier ist nämlich der beste Platz für ein Foto der Stadtverwaltung.
Wir lassen das August Kestner Museum links liegen, passieren das Haus des Hofbaumeisters, das Palais des Königs und erreichen schließlich das Leineschloss. Am Ufer des Flusses gibt es aber neben dem Landtag mittlerweile eine ganz andere Attraktion, die Leinewelle. Surfen mitten in der Stadt? Wedeln von rechts nach links unter den Blicken zahlreicher neugieriger Passanten? Wer’s mag.
Die Altstadt von Hannover
Wir biegen rechts ab und gelangen durch das Marstalltor in die Altstadt von Hannover. Auf dem Ballhofplatz ist es eine Freude zu sehen, wie die Fachwerkhäuser von der Wintersonne angestrahlt werden. Uns gefallen die historischen Gebäude einfach besser als die modernen Glasbauten.
Wir erreichen den Holzmarkt und damit den gleichnamigen Brunnen und das schöne Leibnizhaus. Anschließend schlendern wir durch die Kramerstraße, die Schauplatz zahlreicher Kneipen und Restaurants ist. Hier tobt das Leben. Aufgrund der schattigen Außentemperaturen entschließen wir uns zu einer Abkürzung. Wir passieren die Marktkirche, das Alte Rathaus und werfen einen Blick auf die Markthalle. Dann aber verschwinden wir in den Katakomben der Stadt und fahren mit der U-Bahn zum Berggarten.
Fotoausstellung IGPOTY 17: Die schönsten Garten- und Naturfotos
Im Internet hatten wir gelesen, dass die Ausstellung bis 18 Uhr geöffnet sei. Irrtümlichereweise hatten wir auch geglaubt, die Schau fände im Warmen statt. Pech gehabt, die Kasse am Berggarten schließt um 15:30 Uhr. Puh, das reicht gerade noch. Um 16:30 Uhr ist Schluss. Der Mann an der Kasse versichert uns aber, dass eine halbe Stunde für die Bilder ausreichend sei. Als wir die Open-Air-Galerie in Augenschein nehmen, wissen wir was er meint. Das Gelände ist übersichtlich. Gezeigt werden prämierte Fotos aus den Bereichen Garten, Flora, Fauna und Pilze. Es ist auffällig, wie viele Bilder von britischen Bürgern stammen oder dort aufgenommen wurden. Mitmachen kann grundsätzlich jeder. Aber vielleicht ist der Wettbewerb auf der britischen Insel besonders bekannt? Auf jeden Fall sind wir etwas überrascht von den Aufnahmen. Während die ersten Naturwerke wirklich bestechend sind, wird es zunehmend künstlich. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass heute alles mit Bildbearbeitungsprogrammen nachbearbeitet wird? Also, wir verlassen den Ausstellungsort mit gemischten Gefühlen und kalten Händen und Füßen:-)
Lister Turm Winterdorf
Dann wird es aber nochmals heimelig. Mit der Tram kommen wir zum Lister Platz und gehen von dort das kurze Stück zum Lister Turm. Und hier wird uns wieder warm ums Herz: Das Winterdorf mit Glühwein & Co. hat seine Toren noch bis zum 4. Januar 2025 geöffnet. Es herrscht reger Betrieb. Hinter der Getränkeausgabe entdecken wir eine Hütte im bayerischen Stil. Es ist kuschelig warm, hier wollen wir uns niederlassen. Ein wirklich tolles Plätzchen, hier kann man es gut aushalten und sich austauschen. Wer den Weihnachtswald in Goslar kennt, wird das Winterdorf lieben. Es riecht nach Tanne, Glühwein und allerlei Leckereien. Sehr verführerisch! Zu Fuß treten wir den Rückweg zum Bahnhof in Hannover an. Unterwegs kehren wir noch einmal auf einen Tee ein bevor es mit der Bahn zur Station geht.
Mein Fazit: Ein äußerst gelungener Tag in Hannover.