Schluchtensteig: Etappe sechs

Christina/ Juni 12, 2025/ Alltagsgeschichten, Kultur

Heute brechen wir zur letzten Etappe am Schluchtensteig auf. Leider! Der letzte Abschnitt hat es nochmals in sich: mit einem Aufstieg von 585 Höhenmetern und 1.041 Höhenmetern im Abstieg. Zudem haben die Temperaturen in den letzten Tagen richtig zugelegt, von zuletzt 11 Grad am Mittwoch auf über 20 Grad am heutigen Tag. Für uns geht es nach einem sehr leckeren Frühstück (einen lieben Dank an die tolle Gastgeberin des Wehrahofs!) zunächst zum örtlichen Supermarkt. Hier wollen wir unsere Wasservorräte aufbessern. Dann machen wir uns an den ersten Aufstieg. Vom Supermarkt geht es hinauf zur Rehaklinik und von dort weiter in den schattenspendenden Wald. Es geht an ein paar typischen Schwarzwaldhäusern und dem Sägewerk vorbei, hinein in die Wehraschlucht im Hotzenwald. Unterwegs kommen wir an einer buddhistischen Glaubensgemeinschaft und einem Wildgehe vorbei. Bei Letzterem werden wir auf einen Hirschen aufmerksam gemacht. Nun, Hirschen haben wir bereits im Wildgehe St. Blasien gesehen, deshalb sparen wir uns hier den Umweg.

Mittagspause in luftiger Höhe
Nachdem wir die Wehratalstraße überquert haben wird der Weg nicht nur immer schöner, sondern auch interessanter. Auf schmalen Pfaden laufen wir auf und ab. An einer besonders exponierten und schönen Stelle machen wir Rast. Wir erwischen eine Bank mit direktem Ausblick auf die Wehratalstraße und da geht es ganz schön tief herunter! Ein toller Platz für ein Mittagspicknick. Und wie sich im Laufe des restlichen Weges herausstellt, der schönste Spot auf der ganzen Tagesetappe. Gestärkt geht es weiter. Der Wanderpfad bleibt schmal, was uns gut gefällt. Und an einer Aussichtsstelle schaffen wir es endlich, einmal bis zu den Schweizer Alpen schauen zu können. Ein sehr erhebendes Gefühl! Weiter geht es dann direkt an der Wehra entlang. Ich finde, dass das Rauschen des Wassers immer eine beruhigende Wirkung hat.

Im Bannwald
Der Pfad im sogenannten Bannwald wird immer schmaler, immer verschlungener. Mal geht es steil hinauf, mal verlieren wir an Höhe. Ab und zu gibt es einen schönen Ausblick. Wir hören den Vögel beim Musizieren zu und genießen die noch angenehme Wärme des Sonnenscheins. Auf der Schlussstrecke Richtung Wehrtalstausee wird der Weg allerdings zunehmend unattraktiver. Wir wandern teilweise auf Betonwegen ungeschützt vor der Sonne. Jetzt merken wir langsam die Kilometer aus den vergangenen Tagen. Die Lust lässt etwas nach, wir freuen uns auf das Hotelzimmer und eine Dusche. Die Wehratalsperre und der -stausee sind eher unspektakulär. Aus diesem Grunde halten wir uns hier auch gar nicht länger auf. Zum Glück liegt unser heutiges Hotel mal wieder direkt am Wanderweg! Wir steuern den Klosterhof am Ortsrand von Wehr an. Hier werden wir sehr freundlich vom Wirt empfangen, der auch gleich ein paar Tipps für die morgige Heimreise parat hat. Da es vom Hotel gut 1,5 Kilometer zum Bahnhof sind, empfiehlt er uns ein Taxis zum nächsten Bahnhof in Wehr-Brennet zu nehmen, da in Wehr selbst nur ein Bus fährt. Das klingt für uns nach einer guten Idee.

Abendessen in historischer Umgebung
Leider hat das Restaurant des Klosterhof an diesem Tag geschlossen, sodass wir uns im Ort eine Alternative suchen müssen. Nach einer wohltuenden Dusche und einem Kleiderwechsel laufen wir Richtung Ortskern. Dabei treffen wir noch auf zwei weitere Wanderer, die wir im Laufe der Woche kennengelernt haben. Uns hat der Kaffeedurst erwischt. Auf der Suche nach einem Café kommen wir sowohl am Alten als auch am Neuen Schloss vorbei. Damit haben wir bereits zwei wichtige Sehenswürdigkeiten abgehakt. Im Ort stellen wir allerdings fest, dass sich die Suche nach einem Bistro als gar nicht so einfach herausstellt. Auf der Suche allerdings kommen wir am Gasthaus Krone vorbei, einem historischen Ort der Stadt.

Die Verhaftung von Gustav Struve
Im Jahre 1848 hat hier in der Krone mit der Verhaftung von Gustav Struve, dem letzten Anführer der Badischen Revolution, der Traum von der Demokratie ein Ende genommen. Vom damaligen Wirt des Gasthauses verraten und vom Wehrer Bürgermeister verhaftet, ist dank Struve, diesem letzten Helden des Widerstands, die Krone heute eine historische Rarität. Da die Krone zufällig auch noch einen sehr netten Biergarten hat, lassen wir uns hier gleich für ein Radler nieder, um unsere Wanderwoche gebührend zu feiern. Ein Blick auf die Speisekarte verrät uns zudem, dass sich dieses Lokal später auch wunderbar für das Abendessen eignet.

Aufstieg zur Burgruine Werrach
Bevor wir uns jedoch gemütlich zu Spargel & Co. niederlassen, gönnen wir uns noch den kurzen aber knackigen Aufstieg zur Burgruine Werrach. Naja und wie das so immer bei Aufstiegen ist, wird man anschließend mit einem fantastischen Weitblick belohnt – so ist das auch hier.
An den Wänden der Aussichtskanzel lesen wir uns die Geschichte vom Minnesänger Walther von Klingen durch. Nach so viel Bewegung und Kultur ist jetzt wirklich der große Hunger da. Wir maschieren zurück zum Gasthaus Krone und lassen den Abend bei einem leckeren Essen gemächlich ausklingen. Wir hatten hier eine wirklich gute Zeit mit tollen (Natur-)Erlebnissen. Den Schluchtensteig können wir guten Gewissens weiterempfehlen.

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