Seit dem vergangenen Sonntag habe ich das Gefühl, dass der nächste Bond im Harz gedreht werden könnte – genauer gesagt zwischen Hahnenklee und Bockswiese. Wie ich darauf komme? Wegen Secret „M“. Was es mit Secret “M” auf sich hat und warum das Wandeln auf dem Liebesbankweg neue Geschäftsideen hervorbringen kann, lest ihr in meinem neuesten Wanderabenteuer.

Familiär geführtes Haus, zentral gelegen

Als H., also mein Chauffeur, und ich, am vereinbarten Parkplatz eintreffen, haben wir noch etwas Zeit uns umzusehen. Ich entdecke die Bocksberg-Alm. Auch wenn sie bereits etwas mitgenommen aussieht, könnte ich mir vorstellen, dass in Zeiten knappen Wohnraums auch dieses Objekt noch einen Treffer mit folgender Formulierung erzielen könnte: „familiär geführtes Haus, zentral gelegen, günstig abzugeben.“ Bei unserem Besuch war die Location geschlossen. Glühwein, Grog und heiße Schokolade sind eben bei knapp 30 Grad auch nicht wirklich angesagt.

Liebesbank macht liebeskrank?

Bevor wir uns auf die Pfade der Liebe begeben, lichten wir noch schnell die Stabkirche in Hahnenklee ab – ein obligatorischer Fotostopp wenn man so will. Angeblich soll sie als Hochzeitskirche sehr beliebt sein. Vermutlich kann man sich direkt nach dem Stelldichein auf dem Liebesbankweg die ewige Treue in der Stabkirche schwören. Amen.

Wir begeben uns also auf den, für mein Empfinden, völlig verkitschten Liebesbankweg, der im Wesentlichen aus Bänken mit herzförmigen Rückenlehnen besteht, sodass wir uns am Ende des Pfads über die erste normale Bank am Wegesrand freuen. Nach Aussage des Hahnenklee Tourismus Marketing erwartet den Besucher „ein individueller Rundwanderweg mit liebevoll gestalteten Bänken, Verweilzonen, Erlebnismöglichkeiten und fantastischen Aussichten.“ Mit den Erlebnismöglichkeiten sind wir tatsächlich in Form von wild gewordenen Mountainbikern in Berührung gekommen, deren Downhill-Strecke nämlich phasenweise den Liebesbankweg kreuzt – ziemlich unromantisch beim Küssen von einer MTB-Horde überfahren zu werden. Aber, wer’s mag. Nun ja, strenggenommen verspricht der Veranstalter „ein außergewöhnliches Erlebnis [nur] für Verliebte, Verlobte und Verheiratete aber auch für die ganze Familie“ – also von Single-Wandergruppe ist da keine Rede.

Singletrails neu definiert

Daraufhin entwerfen wir unsere eigene Geschäftsidee. Durch die MTBler inspiriert wollen wir einen „Singletrail“ errichten, dem Liebesbankweg sozusagen vorgeschaltet. Wenn auf diesem alles nach Plan verläuft, dann geht es anschließend auf dem Liebesbank weg weiter, der ja, bekanntermaßen, direkt zur „Wedding Chapel“ in Hahnenklee führt. Wir vertreiben also quasi das Komplettpaket „Vom Single zum Double“ in ein paar Stunden für schlappe 299 € p.P., inkl. aus-der-Hand-lesen mit Madame „Rendez-vous“ und Glühwein-Sause in der Bocksberg-Alm.

Secret „M“ und die Frage der Reputation

Wirklich interessant wird es dann erst wieder bei den Oberharzer Teichen. Während ich noch über die ausgetrockneten Wasserläufe sinniere, höre ich zum ersten Mal von Secret „M“. Sofort bin ich alarmiert, mir stellen sich die Nackenhaare auf. „Jetzt geht es ans Eingemachte“, denke ich mir. Und wer weiß, ob die Jungs mit den schwarzen Helmen und den schwarzen Vollblütern, getarnt als Dirt-Bikes, nicht Teil einer geheimen Sekte sind, die in und um Hahnenklee herum ihr Unwesen treibt. Und zack! Keine drei Minuten später der Beweis. An einer noch nicht ganz ausgetrockneten Wasserstelle steht sie: die Guillotine von Secret „M“. Hier werden Verräter und Abtrünnigen kopflos. Aber: Folter und Enthauptungen sind hier nur Business, eine Frage der Reputation eben.

Longchen Nyingthig Ngöndro intensiv, aber mit guter Laune und viel Spaß!

Von Ehrfurcht ergriffen setzen wir den Weg fort. So richtig entspannen können wir erst wieder als wir das buddhistisches Zentrum Kathok Sang Ngag Ling in Hahnenklee-Bockswiese vor uns sehen. Da wissen wir, dass wir in Sicherheit sind. Für einen Besuch ist die Zeit leider zu knapp, aber die Aura des Ehrwürdigen Logha Rinpoche gibt uns Zuversicht für den Rest des Weges.
Über den Grumbacher Teich, einer weiteren Ruheoase, treten wir den Rückweg an. Dann die Überraschung des Tages, auf Höhe des Kuttelbacher-Teiches treffen wir eine liebe Wanderfreundin, die uns – an dem Tag als Jüngerin der Wanderlegende Joachim – zurück nach Hahnenklee zum Abschiedskaffee begleitet.

Gärtnerglück auf dem Weg zurück!

Inspiriert von der Stilblüte „Zucchini statt Blumen“ spendierte U. einen willkommenen Nachschlag direkt aus seinem Südharzer Gartenparadies. Hoffentlich waren es nicht die letzten Gaben für dieses Jahr!

Quellen:

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