Schluchtensteig: Etappe vier

Christina/ Juni 11, 2025/ Alltagsgeschichten, Kultur

Die Wettevorhersage für diesen Tag könnte uns den Tag vermiesen. Dauerregen liegt in der Luft. Macht es Sinn, bei Regen die vierte Etappe zu laufen, die von der Beschreibung her eh die Uninteressanteste zu sein scheint? Wir haben weder auf matschige Weg noch auf durchnässte Schuhe Lust. Also entscheiden wir uns kurzfristig dazu, die Etappe Etappe sein zu lassen und von Fischbach zum Schluchsee zu maschieren, um von dort die Öffis nach St. Blasien zu nehmen. Mit der Konus-Karte können wir diese kostenlos benutzen. Leider haben wir in diesem Fall sprichwörtlich die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Der hat uns nämlich am Vortag die Karte nicht ausgehändigt und morgens ist dann am Empfang niemand zu erreichen, der sich mit der Ausstellung der Karte auskennt. Wir sind etwas irritiert, so wie der Rest der Wanderer an diesem Tag. Nach einigem hin- und her erbarmt sich eine Angestellte des Hotels und wir erhalten doch noch die gewünschte Fahrkarte.

Schluchsee im Regen
Bei noch trockenem Wetter steigen wir von Fischbach zum Schluchsee ab. Der kurze Wanderweg gefällt uns gut und lässt im Rückblick noch einmal eine sehr schöne Ansicht auf Fischbach und die faszinierende Landschaft zu. Kurz vor dem Ort ereilt uns allerdings der erste Schauer und verschafft uns Gewissheit, dass unsere Entscheidung, diese Etappe zu schwänzen, die richtige ist. Der erste Kontakt mit dem See, der größte im gesamten Schwarzwald, ist doch eher ernüchternd. Der Wasserpegel ist niedrig, der Himmel ist grau, die Stimmung vor Ort ist trist. Allein ein Aushang am Bahnhofskiosk macht uns Freude. Hier wird schnell deutlich, dass an dieser Stelle bei gutem Wetter sprichwörtlich die Hölle los sein muss und der Bahnhofskiosk eben nicht die Touristeninfo ist:-) Fun Fact am Rande: Unter Insidern wird der Schluchsee auch Schlucksee genannt und das hat seinen Grund.

Diese allerdings suchen wir auf als es stärker zu regnen beginnt. Das Internet hat uns prophezeit, dass die nächste Verbindung nach St. Blasien erst in vier Stunden erreichbar ist. Nun, was sollen wir bei Regen solange in dem kleinen Ort machen? In der Touristeninfo kann man zum Glück Abhilfe schaffen. Wir erfahren, dass der nächste Zug nach Seebrugg in Kürze den Bahnhof Schluchsee verlassen wird. Von dort können wir mit dem Bus im Anschluss nahtlos nach St. Blasien weiterfahren. Perfekt. Als wir wieder am Bahnhof sind, legt der Regen nochmals eine Schippe drauf. Zufrieden mit uns und unserem Entschluss treten wir die Reise zu unserem nächsten Bestimmungsort an. Es klappt alles wunderbar und eine knappe Stunde später erreichen wir den ebenfalls verregneten Ort St. Blasien mit seinem überragenden Dom. Wir werden zunächst in unserem Hotel, dem Klosterhof, vorstellig. Hier werden wir sehr freundlich begrüßt und können auch bereits auf unsere Zimmer.

Holländer stürmen das Tortenparadies
Da unser Gepäck noch nicht angekommen ist, wollen wir gleich weiter. Zunächst geht es in den benachbarten Dom. Bei dem starken Regen schauen wir schon, dass wir die Gehstrecken möglichst kurz halten. Zum Glück ist das bei einem Ort mit nur 4000 Einwohnern relativ einfach. Der Dom ist beeindruckend, keine Frage. Der Kuppelbau ist mit 46 Metern im Durchmessen und 63 Metern Höhe der angeblich drittgrößte seiner Art in Europa. Wir lassen uns Zeit beim Rundgang durch den Kuppelbau und lassen die Größe und die Schönheit auf uns wirken. Nach so viel Kunst und Kultur ereilt uns ein Kaffeedurst, den wir in einem der nahegelegenen Cafés stillen möchten. Schräg gegenüber vom Dom erspähen wir eine Konditorei, die soll es sein. Beim Betreten des Tortentempels allerdings werden wir von einer wimmelnden Geräuschkulisse erfasst, sodass wir den Ort gleich wieder rückwärts verlassen. Da scheint wohl gerade ein Bus mit Holländern angekommen zu sein, die das Kaffeehaus komplett in Beschlag nehmen. Zum Glück gibt es ein Stückchen weiter die Straße hoch die nächste Kaffeestube. Hier lassen wir uns nieder. Draußen regnet es sich richtig ein, so dass wir es uns drinnen gemütlich machen und schauen, was der Tag noch hergeben könnte.

Zu Besuch bei Bambi
Ein Blick auf den Regenradar macht deutlich, dass vor 16 Uhr keine Besserung beim Wetter zu erwarten ist. Allein der Weg vom Café zum Hotel (ca. 500 Meter) genügt, um unsere Hosen zu durchnässen. Also ziehen wir uns erst einmal auf’s Zimmer zurück und hoffen auf trockeneres Wetter. Und tatsächlich, gegen 16 Uhr lässt der Regen nach. Wir starten einen zweiten Versuch, uns noch ein wenig in St. Blasien umzusehen. Dabei stoßen wir auf einen Wegweiser zum Wildgehe. Von der Stadt sind es nur ca. 2 Kilmeter über den Muchenländerweg zum Tierpark. Dort angekommen sind wir sofort mit allem versöhnt. Die Begegnung mit den neugierigen Hirschen und Hirschkühen ist so schön und entspannend, dass der Regen schon fast wieder vergessen ist. Auf dem Rückweg schauen wir uns nach einem Restaurant für den Abend um. Leider ist auch in St. Blasien einiges geschlossen, sodass wir schließlich beim Italiener in unserem Hotel landen, was sich aber als eine gute Wahl herausstellt. Insgesamt, so unser Resumée haben wir aus diesem Regentag das Beste herausgeholt.

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