Corona-Tagebuch: Querfeldein am Westrand des Elms

Christina/ Januar 3, 2021/ Alltagsgeschichten

Als mir Ute einen Rundweg bei Destedt vorschlägt bin ich zunächst skeptisch. Destedt klingt erstmal für mich nicht besonders spannend. Sie erzählt mir, dass sie über die DAV-App auf den “Proto-Opti” Rundweg am Westrand des Elms aufmerksam geworden ist. Im ersten Moment klingt der Name des Wanderweges weder verlockend noch gibt er einen Hinweis darauf, was uns vor Ort erwartet. Aber, so viel sei bereits verraten, ich werde unterwegs sehr positiv überrascht. Der anschließende Besuch des Destedter Schlossparks rundet das Outdoor-Erlebnis in schönster Weise ab.

“Die Route befindet sich 20 m hinter Ihnen”
Wir starten unseren Rundgang auf dem Wanderparkplatz Elmstraße oberhalb von Destedt. An dieser Stelle sind mehrere Rundwanderwege ausgewiesen, allerdings nicht die “Proto-Opti”-Variante. Aber Ute ist mit ihrer DAV-App bestens vorbereitet.

Hinter dem Parkplatz biegen wir zunächst rechts ab. Es dauert nicht lange, bis wir aus dem Smartphone diese Ansage hören, die uns den ganzen Weg über begleiten wird: “Die Route befindet sich 20 m hinter Ihnen”. Eine Minute später heißt es dann: “Sie sind wieder auf der richtigen Route”. Beim ersten Mal sind wir noch irritiert, beim gefühlten zehnten Mal lächeln wir nun noch. Wir haben gelernt, dass die Dame einfach ab und zu unsere Aufmerksam braucht und diese wohl nur erhält, wenn sie uns weiß macht, dass wir auf der falschen Strecke sind. Nun, das ist wohl der Beweis: auch Computerstimmen brauchen Wertschätzung.

Querfeldein auf verschlungenen Wegen
Die App führt uns nun auf verschlungenen Wegen, die mitten durch den Wald führen, zunächst auf eine sehr schöne Allee und anschließend auf eine herrliche Lichtung. Über uns tut sich eine Wolkenlücke auf, die einen besonders schönen Weitblick freigibt. Bis nach Braunschweig können wir schauen. Im Sonnenlicht erstrahlen die Hochhäuser ganz in weiß. “Casablanca”, weißes Haus, denke ich und habe die namensgleiche Stadt in Marokko vor Augen.

Langsam kommt die Sonne immer näher und erreicht schließlich auch unseren Wanderweg. Wie genießen die überraschend warmen Sonnenstrahlen und tauchen immer tiefer in den Wald ein. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass man größtenteils auf schmalen Pfaden mitten durch den Elm wandern kann. Ein wirklich besonderes Erlebnis.

Der Feuerwehr-Notruf
Als wir mal “rechts raus” müssen, nehme ich aus der Ferne die Stimme von Ute war. Hm, telefoniert sie beim Wasser lassen? Nun, manchmal kann man sich den Zeitpunkt eines Anrufes ja nicht aussuchen. Kurz darauf treffen wir uns auf dem Wanderpfad wieder. Ute sieht etwas besorgt aus. Sie hätte gerade den Feuerwehr-Notruf am Draht gehabt. Oh, ob wir wohl den Wald wegen einer Brandgefahr verlassen müssen, schießt es mir durch den Kopf? Im Hintergrund hatte ich Geräusche einer Motorsäge vernommen.

Nun ja, tatsächlich ist es so, dass Ute wohl irgendwie den Notruf auf ihrem Handy ausgelöst haben muss. Wie können wir uns zwar nicht erklären, aber es ist einfach so.

Unterwegs kreuzen wir die Rundwege Nr. 27 und 26. Auf dem Destedter-Rundweg, der Nr. 26, gehen wir zurück zum Wanderparkplatz.

Schloss und Gutspark Destedt
Auf unserem Rückweg machen wir Halt am Schloss Destedt. Wir möchten unbedingt noch einen Blick auf den Schlossgarten werfen, der im englischen Stil errichtet wurde. Johann Friedrich von Veltheim ließ nach seiner Heirat mit Margarete Sidonie den kleinen Barockgarten zu einem weitläufigen Landschaftspark ausbauen. Im vollen Bewusstsein, dass im Winter hier nichts blüht, genießen wir jedoch die romantische Atmosphäre rund um das Schloss, den Park und das Palmenhaus.

Zum Schluss des Rundgangs durch den Park gelingt mir noch ein besonders schöner Schnappschuss, den ich als Posttitel ausgewählt habe. Es ist der Blick über den Schlossteich auf die weiße Brücke und das gelb-gestrichene Schloss.

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