Corona-Tagebuch: Auf dem Öselberg

Christina/ April 1, 2021/ Alltagsgeschichten

Immer wieder auf der Suche nach neuen Wander- oder Radstrecken bin ich diesmal auf den Öselberg aufmerksam geworden. Bisher hatte ich von dem 156 hohen Hügel östlich von Neindorf noch nichts gehört. Aber das soll sich heute ändern. Da das Wetter an Ostern leider wieder etwas kälter werden soll, nutze ich die Gunst der Stunde und bin gegen Mittag los. Allerdings habe ich nicht mit dem doch recht heftigen Wind gerechnet, der meinen Rückweg erheblich erschweren sollte.

Erst grau, dann blau
Der Vormittag beginnt zunächst stark bewölkt. An die graue Farbe draußen muss ich mich nach den drei letzten warmen und strahlenden Tagen erst gewöhnen. Ein Blick auf meine Wetterapp verspricht mir aber Besserung. Gegen 11 Uhr sticht die Sonne durch die Wolken. Mein Vorhaben kann also starten. Ich sattle mein schwarzes MTB und los geht es in Richtung Wolfenbüttel. Zunächst fahre ich ein Stück Ringgleis bis zum Südsee. Von dort geht es an Stöckheim vorbei zum Lechlumer Holz. In Wolfenbüttel folge ich der Ausschilderung nach Linden. Ich fahre ein Stück durch den Stadtpark und komme am charakteristischen Wasserturm vorbei. Hinter der Brücke entdecke ich schon die Ausschilderung nach Neindorf. Das ist ja einfach.

Auf Schleichwegen zum Gipfel
Jetzt folgt ein sehr schöner Abschnitt des Weges durch die Ockeraue. Ich genieße den herrlichen Ausblick und die leicht frühlingshaften Temperaturen. Kurze Zeit später erreiche ich die Bundesstraße, hier geht es rechts nach Neindorf. Noch vor dem Ort geht es nach links zum Naturschutzgebiet (NSG) Ösel. Das ist er also, der “Öselberg”. Vor mir liegt ein Kiesweg von dem ich hoffe, dass er mich nach oben führt. Ich trete in die Pedale, schalte einen Gang herunter, da es jetzt doch steil wird. Der Weg wird immer schlechter bis er eigentlich nur noch ein Trampelpfad im Gras ist. Auf dem Steig zum Gipfel genieße ich den immer schöner werdenden Rundumblick – wenn da nicht nur der stürmische und recht kalte Wind wäre, den ich bisher gar nicht bemerkt hatte.

Kurz unterhalb des Gipfelplateaus lässt ein älterer Herr sein Modellflugzeug Kreise ziehen. Seine Begleitung sitzt auf einer Bank und verfolgt das Spektakel aufmerksam. Von mir nehmen sie keine Notiz. Ich schiebe mein MTB auf die Spitze und atme erstmal durch. Puh, geschafft. Ein wenig stolz bin ich schon, hier so ganz alleine oben auf dem Öselberg. Das ist ein bisschen so, als würde er mir gehören. Jetzt genieße ich erst einmal ausgiebig den 360 Grad-Blick und bin zufrieden mit meiner Leistung. Das Gipfelglück währt allerdings nur kurz, denn der Wind bläst mir ordentlich ins Gesicht und verleidet mir einen längeren Aufenthalt. Schnell mache ich noch ein paar Fotos und plane dann den Rückweg. Eigentlich möchte ich nicht wieder über die Schotterpiste fahren, also versuche ich den Abstieg über die andere Seite und habe Glück. Ich kann ganz bequem bergab gleiten. Smoothly as silk, sozusagen.

Scheu wie ein Reh
Als ich den Rückweg über Sottmar einschlage merke ich schnell, dass sich etwas verändert hat: die Windrichtung. Ein heftiger und stetiger Luftstrom bremst mich aus. Ich trete in die Pedale und komme gefühlt kaum vorwärts. Na, das kann ja heiter werden. Es sind einige Streckenabschnitte auf freiem Feld zu bewältigen und ich merke schnell, wie die Anstrengung in die Beine geht. Etwas abgekämpft erreiche ich eine Stunde später Salzdahlum. Ich halte mich Richtung Sickte und biege dann aber links in einen Feldweg ein.

Plötzlich sehe ich auf dem Feld ein paar aufgeregte Rehböcke. Sie blicken angestrengt in meine Richtung und einen momentlang bin ich mir nicht sicher, ob sie gleich auf mich zurennen. Ich bleibe stehen. Dann beginnen sie zu laufen und ziehen an mir vorbei. Die Rehböcke wirken aufgeschreckt und scheu – sind sie auf Brautschau?

Am Ende des Weges setze ich auf das andere Ufer über und fahre einen Feldweg entlang, der mich nach Braunschweig zurückführt. Vorbei am Schloss Richmond geht es nochmals in den Park und wieder auf das Ringgleis. Auch wenn die Tour sehr schön war, bin ich aufgrund des strammen Gegenwindes doch froh, wieder Zuhause zu sein.

Hier noch der Link zur Touraufzeichnung.

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