Corona-Tagebuch: Wo die Riesen wohnen

Christina/ März 30, 2021/ Alltagsgeschichten

Es ist immer noch Corona und es herrscht immer noch Lockdown. Ich aber werde nicht müde, stetig neue Wander- oder Radwanderziele in der Umgebung entdecken zu wollen. Diesmal finde ich mein Glück östlich von Königslutter, da wo die Riesen wohnen, in Rieseberg. Und dort gibt es nicht nur einen Berg, sondern auch ein Moor und einen Erlebnispfad.

Der Strassenkönig vom Rieseberg
Von Braunschweig aus folge ich der Ausschilderung des Städtepartnerschaftsradwegs Braunschweig-Magdeburg. In Lauingen biege ich links in Richtung Rieseberg ab. Kurze Zeit später erreiche ich den Ort. Aber, wo geht es jetzt zum Rieseberger Moor? Etwas verloren stehe ich an einer Kreuzung bis ich eine Rollschuhfahrerin entdecke. Ich spreche die Frau an. Nach einem etwas sperrigen Bremsmanöver kommt die junge Frau lächelnd auf mich zu. Ich frage, wie ich denn hier um Moor komme. “Oh, wollen Sie zu dem Haus?” Ähm, zu welchem Haus denn, denke ich bei mir. “Ich habe eigentlich kein bestimmtes Ziel”, sage ich dann “ich will nur zum Moor.”

Die junge Frau überlegt kurz und erklärt mir den Weg. Kurz vor dem Ortsausgang geht es rechts hoch. Eine Radwegausschilderung zeigt nach Königslutter und zum Findlingsgarten. Das klingt gut für mich. Schnell lichte ich noch das Ortsemblem auf einem Stein ab, da sehe ich auch schon das Schild. Was ich zunächst für ein Straßenschild halte stellt sich als Auszeichnung heraus: Strassenkönig 2010 und 2012 steht da. Was soll das denn sein? Vermutlich ein Rieseberger auf seiner Harley?

Sandhügel mit Erikabewuchs
Ich folge der Ausschilderung zum Findlingsgarten und entdecke den Erlebnispfad Rieseberg. Na, da kann ich ja nicht ganz falsch sein. Zur Sicherheit spreche ich noch einen älteren Herrn mit Enkelin an. “Wollen Sie zum Sandhügel?” Jetzt bin ich vollends verwirrt. Will ich zum Haus oder zum Sandhügel? Ich kenne ja beides nicht. Der Herr empfiehlt mir den Sandhügel, der würde sich lohnen. “Da wächst Erika drauf. Naja, die blüht erst im August oder so”, entschuldigt er sich. “Sie fahren hier geradeaus, da geht es immer mal wieder hoch und runter.” Seine Beschreibung illustriert er mit einer korrespondierenden Handbewegung. “Irgendwann geht es dann scharf links zum Hügel. Dann sind Sie im Moor, Sie brauchen aber keine Angst haben.” Wovor denn, vor dem Sandhügel oder dem sandigen Weg?

Ich bedanke mich und stürze mich ins Abenteuer. Ein Lächeln zieht über mein Gesicht. Prima, denke ich, es geht los, jetzt wird es spannend. Es riecht nach Pinien, die Piste ist sehr sandig und eigentlich nur für Mountainbikes geeignet. Nur gut, dass ich auf einem sitze! An der nächsten Kreuzung überlege ich nach links zu fahren und spreche zwei Damen auf einer Bank sitzend an. Ob es hier zum Sandhügel ginge, frage ich. Die beiden sehen mich verständnislos an. Sie erklären mir, dass es dort nur in den Wald ginge. Ich drehe um und treffe auf eine Spaziergängerin. Wieder stelle ich dieselbe Frage. Nein, da ginge es zum ehemaligen Käthe-Kollwitz-Heim (ah, das Haus also), das sei aber in Privatbesitz. Und der Sandhügel, ja das sei der Heidberg. Der käme noch, sie wisse zwar nicht genau wann, aber die Richtung stimme.

Im Findlingsgarten
Ich fahre also geradeaus weiter. Nach einer Weile führt der Fahrradweg nach links, ich erreiche den Findlingsgarten Königslutter. Ob hier auch der Sandhügel ist? Keine Ahnung. Auf jeden Fall liegt der Garten sehr idyllisch, es ist herrlich ruhig, hier gibt es keine Masken – super.

Ich schaue mich ein wenig um und genieße die Ruhe. Nach einer Weile breche ich wieder in Richtung Königslutter auf. Über einen Wald- und Forstweg geht es in den Ort. Hier biege ich gleich links nach Lauingen ab. Wieder auf dem Städtepartnerschaftsradweg fahre ich zunächst nach Bornun und dann nach Gardessen. Oberhalb von Gardessen bewundere ich die ersten blühenden Bäume und den herrlichen Blick auf den Ort. Ich lasse die ganzen Erlebnisse sacken, ziehe die gute Luft noch einmal tief ein und genieße die schöne Landschaft um mich herum.

Im Ortskern von Gardessen fällt mir noch die Friedenseiche auf oder besser gesagt, das dazugehörige Informationsschild. Der Baum wurde seinerzeit als Zeichen der Dankbarkeit und Zuversicht gepflanzt, weil Gardessener Männer wohlbehalten aus einem Krieg wiedergekommen sind. Vielleicht sollten wir am Ende der Corona-Pandemie auch ein paar Eichen pflanzen? Nachdenklich geht es über Cremlingen nach Braunschweig zurück.

Wenn Ihr die 64 km lange Tour nachfahren wollt, dann findet Ihr hier die Aufzeichnung des Tracks. Leider wird die Fahrtzeit hier fälschlicherweise mit über 5 Stunden angegeben, tatsächlich ist die Tour in knapp vier Stunden zu schaffen.

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