BS-MD: Schwere Beine in schwülwarmer Luft

Christina/ Juli 21, 2020/ Alltagsgeschichten

Für diesen Sonntag haben wir uns Großes vorgenommen. Der Städtepartnerschaftsradweg (sperriges Wort) Braunschweig-Magdeburg (kurz BS-MD) steht auf dem Plan. Zu dritt wollen wir gen Helmstedt radeln und zurück den Zug nach Braunschweig nehmen. Naja, oft kommt es anders als man denkt – so auch hier. Es wird eine Tour mit ungeöffneter Bahnschranke, schweißtreibenden Aufstiegen und einigen Höhenmetern. Bis nach Helmstedt sind wir an diesem schwülwarmen Tag zwar nicht gekommen, aber dafür haben wir den Ritt über den Elm gemeistert.

Ein Rad im Kornfeld
Auf der Suche nach neuen Radstrecken stoße ich zufällig auf denStädtepartnerschaftsradweg Braunschweig-Magdeburg. Der Radweg wurde vor knapp vier Jahren am 3. Oktober 2016 – in aller Stille? – eröffnet. Ich kannte den Weg bislang jedenfalls nicht.

Eine entsprechende Website gibt Auskunft zum Streckenverlauf und wirbt mit den Worten: “Entlang des Städtepartnerschaftsradweges finden Sie an allen wichtigen Wegepunkten Wegweiser mit dem Wegelogo und Richtungspfeilen, die für ein entspanntes Radeln und Orientierung sorgen“. Naja, da frage ich mich, ob der Verfasser dieser Zeilen bereits die Tour unternommen hat. Um das vorwegzunehmen: Sowohl die Ausschilderung als auch die Etappenbeschreibung auf der Website und in der Broschüre sind verbesserungswürdig. Es sei denn, man hat einen Mähdrescher als Fahrrad, dann kann man auch direkt durch das Kornfeld brettern.

Schon der Einstieg in den Radweg ist nicht präzise beschrieben. Der groben Streckenverlaufskarte zufolge, muss der Weg irgendwo in der Nähe des Rathauses in Braunschweig beginnen. Nun, wir radeln zunächst Richtung Riddagshausen und entdecken schließlich die erste Ausschilderung mit dem Städtepartnerschaftsradweglogo BS-MD als wir fast in Weddel sind.

Wenn die Bahnschranke nicht aufgeht
Die Wegstrecke von dort nach Bornum ist auch kein Problem. Als wir dort jedoch den Feldweg verlassen, wird es schwierig. Die Wagmarkierung Richtung Helmstedt zeigt direkt in ein Kornfeld. Hm, das erinnert mich irgendwie an diese kryptischen Navigationsbefehle, wie “Fahren Sie geradeaus”, obwohl die Straße zu Ende ist. Nun, an dieser Stelle haben wir eine 50:50 Chance, entweder rechts oder links am Kornfeld vorbeizufahren. Wir fahren rechts vorbei und gleich wieder links. Da uns hier eine Gruppe von Fahrradfahrern entgegenkommt, wähnen wir uns auf der richtigen Strecke.

Dann kommen wir an einen Bahnübergang, der geschlossen ist. Ich witzel noch so: “Na hoffentlich dauert es hier nicht so lange wie in Riddagshausen, wo man manchmal gut und gerne eine halbe Stunde auf den Zug wartet.” Am Übergang steht ein Mann mit Rucksack, der uns langsam entgegen kommt. Ob der wohl schon aufgegeben hat? denken wir. Nachdem ein erster Zug durchgerauscht ist und ein Stückchen weiter Autos wieder über die Schienen fahren, dämmert es uns, dass hier irgendetwas nicht stimmt. Wir schieben unsere Räder an den Schranken vorbei, da entdecken wir auf der anderen Seite ein Schild, das besagt, dass dieser Bahnübergang permanent geschlossen ist und nur bei Anruf in der Zentrale öffnet.

Hm, das kommt mir komisch vor. Das kann hier eigentlich nicht richtig sein. An der nächsten Landstraße angekommen haben wir wieder die 50:50 Chance. Diesmal fahren wir nach links. Tja, jetzt geht es ans Eingemachte. Die vor uns liegende Steigung ist amtlich und zusammen mit der schwülwarmen Luft japsen wir ganz schön als wir oben ankommen. Wir bemühen unsere Handys um festzustellen, wie es jetzt weitergeht. Oh, weiter geradeaus geht es nach Scheppau. Mist, d.h. wir haben uns umsonst den Berg hochgequält. Die Fahrt bergab Richtung Lauingen ist dafür umso schöner und plötzlich stellen wir fest, dass wir von hier oben bereits die Türme des Doms von Königslutter sehen können. Als wir Lauingen erreichen ist da plötzlich auch wieder die Ausschilderung. Den weiteren Weg finden wir problemlos und sind ein paar Minuten später in der Domstadt. Jetzt brauchen wir erst einmal eine Pause.

Vorsicht steile Strecke
Als Rückweg wählen wir die Strecke Königslutter – Elm – Reitlingstal. Gleich hinter Königslutter wird unsere Beinkraft getestet. Richtig anstrengend wird es aber nach dem Einstieg in den Elm. Hier sind auf kurzer Distanz 150 HM zu überwinden. Den ganzen Aufstieg über träume ich von einer kalten Dusche. Als zwei E-Biker an uns vorüberziehen wirkt das schon etwas demoralisierend. Wir beißen die Zähne zusammen und halten tapfer durch bis wir an die Brunkelburg auf dem Kuxberg kommen, die im südlichen Teil des Reitlingstals liegt. Diese Wallburganlage war einst eine Befestigung. Die Burg war ca. 575 x 190 Meter (Länge x Breite) groß. Von der ehemaligen Anlage ist aber nichts mehr zu sehen. An dieser Stelle verläuft übrigens auch einer der FEMO-Erlebnispfade.

So wie es steil bergauf ging, geht es jetzt auch wieder steil bergab. Leider zum größten Teil auf Schotter, was mit Tourenrädern nicht so angenehm zu fahren ist. Hinter dem Reitlingstal haben wir wieder Asphalt unter den Rädern. Über Erkerode, Lucklum und Neu-Erkerode geht es nach Sickte. Dort nehmen wir am Ortsausgang den Abstecher durch den Wald und kommen am Ortseingang von Braunschweig wieder heraus. Durch Riddagshausen geht es zurück. Die lange Strecke (65 km) und die Höhenmeter (450) stecken uns in den Beinen und fordern ihren Tribut. Jetzt freuen wir uns alle auf die erlösende Dusche.

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