Corona Tagebuch: Der Froschkönig vom Lammer Holz

Christina/ März 28, 2021/ Alltagsgeschichten

Da hat wirklich nur noch die Krone gefehlt und dann hätten wir ihn leibhaftig gesehen: den Froschkönig (äh,ja Krötenkönig) vom Lammer Holz! Und das Dümmste: Ich habe nicht mal ausprobiert, ob es sich nicht doch um einen verwunschenen Prinzen handelt. Was für eine verpasste Chance! Naja, zum Glück habe ich den Braunschweiger Pferdeflüsterer dabei, der uns nur wenige Minuten später vor dem gefühlten Weltuntergang rettet.

Et hätt noch immer jot jejange
Der Corona-Bewegungsdrang lässt mich mutig sein. Obwohl die Wettervorhersage alles andere als vielversprechend ist bleibe ich optimistisch. Während meine Wanderbegleitung noch Bedenken einstreut: „Es kann immer wieder Schauer geben, damit müssen wir dann klar kommen„, klamme ich mich an den Gedanken: Et hätt noch immer jot jejange. Ob das Ganze im Nachhinein mehr Glück als Verstand war, wer weiß?

Wir starten immerhin bei strahlendem Sonnenschein und einem SEHR strammen Gegenwind. Zunächst geht es in Lehndorf vorbei an der Pferdekoppel (Achtung: Berühren verboten wegen eines angeblichen Pferdevirusses) Richtung Westpark. Am Ende des Weges überqueren wir die Bundesstraße und wandern in Richtung des Naturschutzgebietes Lammer Holz. Hier entdecken wir mehrere Wasserrückhaltebecken und eine gesprächige Spaziergängerin mit Hund. Während wir noch die Schönheit des künstlichen Sees bewundern, lässt uns die Hundebesitzerin wissen, dass es hier noch mehr zu entdecken gibt. „Haben Sie schon die Störche gesehen? Und wissen Sie, was hier los ist, wenn die Krötenwanderung beginnt? Dann gehen Sie so“, sagt sie und schwankt mit den Beinen hin und her, um uns zu symbolisieren, wie sie imaginären Kröten ausweicht. Jetzt sind wir natürlich richtig neugierig.

Der Froschkönig im Lammer Holz
Wir gehen ein Stückchen weiter und da sehen wir es auch schon: das Storchennest. Noch ist es verwaist, aber das soll sich schnell ändern. Wir nähern uns einem Tümpel und machen erste Entdeckungen. Zunächst sehen wir zwei Blässhühner, dann zwei Störche auf dem Feld und im Wasser jede Menge Kröten. Schnell zeigt sich, dass es sich bei den Kröten um gesellige Tiere zu handeln scheint oder sind sie lediglich verliebt?

Und da taucht er aus den Untiefen des Tümpels plötzlich auf: Mein Froschkönig. Wie bestellt und nicht abgeholt hängt er am Ufer und möchte abgelichtet werden. Leider kommt es mir erst zu spät in den Sinn, dass es sich hier auch um einen verwunschenen Prinzen handeln könnte. Es bleibt aber auch keine Zeit für Selbstvorwürfe, denn, der Wind wird immer stärker, die Wolken immer schwärzen.

Der Pferdeflüsterer
Mein Wanderfreund gibt uns noch 15 Minuten bis zum Wolkenbruch. Da habe ich so meine Zweifel. Wir schauen uns nach einem Unterstand um. Wir stoßen auf eine Pferdekoppel und ein Schild: „Betreten verboten“. Na prima, sollen wir pitschnass werden und dem Schild Folge leisten? Die ersten dicken Tropfen vom Himmel geben uns die Antwort: Wir ignorieren das Verbot. Allerdings sind wir nicht allein, drei Pferde sind ebenfalls vor Ort. Ich bin etwas unsicher, wie die drei auf uns reagieren werden. Da kommt der Pferdeflüsterer ins Spiel. Meine Begleitung geht mutig vor und macht sich mit dem Pferd bekannt. Nachdem die honneurs gemacht sind, traue ich mich ebenfalls näher ran und dann geht es auch schon los.

Zunächst ist es „nur“ windgepeitschter Regen, der vom Himmel fällt. Dieser geht aber schnell in Schnee und Hagel über. Oh Mann, nicht auszudenken, wie wir ohne die Gastfreundschaft dieser Vollblüter ausgesehen hätten. Nach dem Schauer bedanken wir uns bei den Rössern und ziehen weiter Richtung NSG Lammer Holz und erreichen den Waldrand. Wir durchqueren den Forst und kommen in den Stadtteil Ölper. Über den Ölpersee wandern wir zurück. Am Horizont sehen wir nochmals tiefdunkle Wolken vor uns aufziehen. Gerade rechtzeitig erreichen wir unseren Ausgangspunkt. Ganze 17 Kilometer sind wir insgesamt trocken an diesem Samstag gewandert. Ich sage es doch: Et hätt noch immer jot jejange!

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