Corona-Tagebuch: Die Ringgleis-Challenge

Christina/ Mai 1, 2020/ Alltagsgeschichten

“Zwei Blondies suchen das Ringgleis? Ist klar!” höre ich euch schon gackern. Manch einer klopft sich dabei vielleicht sogar auf die Schenkel. Aber Vorsicht, Sportsfreunde, macht es erst einmal besser. Okay, zugegeben, heute haben wir uns zum zweiten Mal auf die Ringgleis-Challenge begeben und ja, auch diesmal haben wir uns verfahren. Es ist auch immer dieselbe Ecke, auf der wir “ins kurze Gras” kommen: Riddagshausen. Es ist die schlechte Ausschilderung, ich schwöre! Mal ist die Markierung groß auf die Straße gemalt und einfach zu erkennen. Dann ist es plötzlich ein kleines Symbol an der herkömmlichen Ausschilderung für Fahrradwege – da muss man auch erst einmal drauf kommen. Und mal ist die Ausschilderung engmaschig, dann mal wieder nicht. Naja, zum Glück kenne ich die Ecke ja wie meine Westentasche, so kommen wir auch mit einem Umweg klar. Und wir sind ja noch gut beieinander – wie der Bayer sagen würde.

Hasta la Revolución, siempre!
Es ist der 1. Mai, Tag der Arbeit. Das Wetter ist leidlich gut, auf jeden Fall besser als angekündigt. Eine Freundin fragt mich, ob wir nicht eine Runde auf dem Ringgleis drehen wollen. Na ist der Papst katholisch oder was? Das Ringgleis ist ja gleich bei mir um die Ecke. Seit dem Ringschluss zum Ende letzten Jahres ist das ehemalige Gleisbett wieder in einem Stück befahrbar. Also starten wir eine kleine Mai-Tour. Gleich zu Beginn kommen wir an einer Schrebergartenkolonie vorbei, da sehe ich auch schon lustig den Commandante im Wind wehen. Klar, ist ja der erste Mai, der Tag der Arbeiter. Und wer könnte diesen Tag besser symbolisieren als unser Che, para siempre en mi corazón! Vielleicht ist dieser Gedenktag nie wichtiger gewesen als gerade in diesen Zeiten des Lockdowns und der Kurzarbeit. Eine Zeit, die sicherlich der ein oder andere Unternehmensleiter als Feigenblatt nutzen wird, um unliebsame Mitarbeiter loszuwerden. Da heißt es: “Arbeiter hört die Signale!”

Da brat mir doch einer einen Storch!
Wir cruisen am Kennelbad vorbei und erreichen den Schloss Richmondpark. Diesen durchqueren wir in Richtung Heidberg. Von dort geht es vorbei an der Roten Wiese mit der Marschroute Lokschuppen. Alles gut zu finden, alles kein Problem. Wir überqueren die B1 und erreichen schließlich Riddagshausen, unseren wunden Punkt. Kurz vor dem Kloster am Lünischteich schaue ich rechts über die Wiese und da sehe ich sie: ein Storchenpaar. Wie schön, dass es den Adebar noch mitten in der Stadt gibt, denke ich. Wir biegen in den Klostergang, jetzt wird es voll. Jogger, Spaziergänger und Radfahrer drängen sich auf dem schmalen Weg, der um das Klostengelände herum führt. Und genau da passiert es, da liegt unsere Problemzone. Die Lage ist unübersichtich, die Ausschilderung nicht eindeutig.

Unsere Problemzone
Bei uns heißt es also nicht “Bauch, Beine, Po”. Nein, es ist dieser Abschnitt, so meinen wir, der nicht gut ausgeschildert ist und uns in die Irre führt. So fahren, nein quetschen wir uns diesen schmalen Weg entlang und erreichen die Ebertallee. Zwischen dem Grünen Jäger und dem Waldforum Riddagshausen kommen wir aus dem Grün heraus. Wo geht’s denn jetzt hier weiter? Ist das nicht schon viel zu weit vom Ringgleis entfernt? Später wissen wir: hier hätten wir links fahren müssen. Naja, so drehen wir eine Extrarunde über den Nehrkornweg. Wir sind alle fit und wenn nicht, dann werden wir es jetzt. Am Teetied gibt es immerhin Getränke und Snacks “to go”. Hier gönnen wir uns eine Kaffeepause. Beim Hinweis auf das “Chicken Crossing” am Eingangstour zum Café sind wir uns nicht ganz sicher, ob die Hühner auf dem Gelände oder die “Chicks” davor gemeint sind. Wir brechen auf und radeln durch das Riddagshausener Wohngebiet und idyllisch an der Wabe zunächst Richtung Nußberg und schließlich durch den Prinzenpark zum Bahnhof Gliesmarode. Hinter der TU fahren wir auf Schleichwegen zum Nordbahnhof. Komisch, hier bin ich noch nie gewesen, hier wirkt Braunschweig fast ländlich und das mitten in der Stadt. Es gibt z.B. einen kleinen Reiterhof ganz in der Nähe des TU-Standorts für Sozialwissenschaften am Bienroder Weg.

Das nächste Mal wird alles besser, ich schwöre!
Vom Nordbahnhof führt uns die Strecke zunächst zur Hamburger Straße. Diese überqueren wir, ab jetzt sind wir wieder auf vertrautem Boden. Bevor wir auf die Uferstraße kommen entdecken wir noch einen skurrilen Garten. Eine ganze Plastik-Band und die Braunschweiger Ausgabe der Bremer Stadtmusikanten gibt sich hier ein Stelldichein. Ein Schrebergärtchen der Extraklasse jenseits der tradierten Gartenzwergidylle. Bravo möchte man rufen.

Eine gute Viertelstunde später sind wir wieder an unserem Ausgangspunkt. Wir haben die gut zweistündige Runde im Trockenen geschafft, haben uns ausgetobt und gut unterhalten. Und eins steht fest: aller guten Dinge sind ja bekanntlich drei, d.h. bei der dritten Ringgleistour werden wir alles richtig machen. Ich schwöre!

Ach und damit hier am Ende kein falscher Eindruck entsteht: das nunmehr geschlossene Ringgleis ist definitiv eine Bereicherung für Braunschweig.

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