Buskers Braunschweig 2022: Sechs Franzosen rocken das Festival

Christina/ Juni 16, 2022/ Kategorien

Sommer, Sonne, Musik und gute Laune. So oder so ähnlich könnte das Motto für das diesjährige Straßenmusikfestival in Braunschweig – kurz Buskers – lauten. Von Freitag bis Sonntagabend treten diverse Bands und Künstler in der ganzen Innenstadt auf. Abgerundet wird das ganze durch Foodtrucks und einer tollen Atmosphäre, die für eine Weile alle Sorgen und Nöte vergessen lässt. Mein absolutes Highlight sind sechs Künstler aus Frankreich. Das Sextett nennt sich „Demain on change tout“ (morgen ändert sich alles). Die Gruppe übt eine derartige Faszination auf das Braunschweiger Publikum aus, dass der Rattenfänger von Hameln ein Waisenknabe dagegen ist.

Chris Blaze – the Fire Ninja
Als wir am Samstagnachmittag auf dem Friedrich-Wilhelm-Platz eintreffen ist von Chris weit und breit nichts zu sehen. Nanu, es sollte doch um 14 Uhr losgehen. Der Start der Show scheint sich um einige Minuten zu verschieben. Das ist bei dieser Darbietung nicht der einzige Fauxpas. Laut Programm soll Chris aus Estland stammen. Während der Vorstellung behauptet der Künstler allerdings aus Australien zu sein. Ist das Verwirrspiel Teil der Show?

Wir beobachten wie der Fire Ninja sein Equipment aufbaut und seinen Einsatz vorbereitet. Erwartungsvoll beobachtet das Publikum die Einstimmung auf den Liveact. Kinder hocken sich mutig in die erste Reihe. Dann geht es fulminant los. Chris bittet die Zuschauer zunächst, um ein wenig „Energy“, die er für seinen Auftritt benötige. Noch zeigt sich das Publikum verhalten. Aber dem sympathischen Esten gelingt es mit seinem Programm sehr schnell, die Herzen der Braunschweiger zu gewinnen.

Der Künstler wirbelt mit brennenden Seilen, schluckt Feuer und tanzt wie ein Berserker über den Platz, sodass ich Mühe habe den schnellen Bewegungen mit meinen Augen zu folgen. Als Chris dann auch noch ein kleines Mädchen als Assistentin auf die Bühne holt hat er auch den letzten Skeptiker überzeugt. Insgesamt liefert der Este kurzweiliges und spektakuläres Entertainment. Ein toller Auftakt für diesen Tag.

Abstecher zum Barock-Festival
Nach dem Act von Chris Blaze verlassen wir das Festival. Es geht zum Museumspark. Hier wollen wir der „Wassermusik auf der Oker“ lauschen. Was mit fulminanten Worten angekündigt wurde: „Wassermusik im wahrsten Sinne! Barockmusik für die ganze Familie, für Jung und Alt, oder einfach zum Chillen und Sonnenbaden!“ stellt sich leider als absoluten Fehlgriff heraus. Aufgrund von unklaren Ortsangaben herrscht bei den Anwesenden Unsicherheit, wo und wann es genau losgeht. Als das Floss mit den Instrumentalisten schließlich am Museumspark vorbeizieht, dauert der Musikgenuss gefühlt eine Minute. Dann ist der ganze Spuk vorbei, es sei denn man macht sich die Mühe dem Ensemble zu folgen. Da fühlen wir uns doch etwas veralbert und fahren lieber wieder zum Buskers zurück.

Der Rhythmus, wo jeder mitmuss
Uns zieht es zunächst in die Schuhstraße. Dort wollen wir der Musik von Janileigh Cohen lauschen. Leider ist das gar nicht so einfach. Zuerst setzen wir uns für den Musikgenuss auf eine Bank. Als sich dann allerdings ein etwas verwahrloster und offenbar betrunkener junger Mann zu uns gesellt und uns mit seinen Selbstgesprächen und ausladenden Gesten nervt, ziehen wir ein Stückchen weiter. Was uns jedoch an dem Standort auch nicht gefällt, ist die Laufkundschaft an der Stelle, so dass wir der Musik kaum lauschen können.

Wir wollen langsam zur Hauptbühne am Platz der deutschen Einheit weiterziehen, um uns Mighty Mike anzusehen. So weit kommen wir aber gar nicht. Auf dem Weg dorthin, genauer gesagt auf dem Domplatz, stehen wir plötzlich einer Menschenmenge gegenüber. Über den Köpfen der Zuschauer ragt eine riesige Marionette mit drei beweglichen Köpfen hervor. Was ist das? Wir gehen näher ran und obwohl wir immer noch nicht so recht verstehen, was hier gerade vor sich geht, zieht uns das Ensemble sofort in seinen Bann. Wir sehen wilde Gesten, schnelle hin und her Bewegungen und hören schräge Musiktöne. Und plötzlich fällt mir auf, dass es fast egal ist, was die sechs Franzosen da machen, die machen einfach Spaß. Die Aufführung ist im wahrsten und besten Sinne des Wortes ein Spektakel. Es passiert so viel in kurzer Zeit, dass mein Kopf nur so hin und her schwankt und wir Mühe haben, den Herren zu folgen.

Die Begeisterung der Zuschauer ist riesig. Die Künstler scheinen an ihrer (improvisierten?) Darstellung selbst große Freude zu haben. Auf jeden Fall wird der gesetzte Zeitrahmen gnadenlos überzogen. Wir haben aber die Hauptbühne im Blick. Von Mighty Mike ist bis jetzt nichts zu sehen.

Mighty Mike – the Strongman Show
Dann ist es so weit. Demain on change tout haben sich ausgetobt. Die Bühne ist für den nächsten Maniac frei. Und da kommt er schon, der starke Mann aus Kanada. Bevor die One-man-Show richtig losgeht bittet auch Mike um etwas Energy aus dem Publikum, die sich dann auch so langsam aber sicher einstellt. Der starke Kanadier jongliert mit drei Bowlingkugeln, verbiegt Hufeisen und lässt den Vorschlaghammer auf der Nase tanzen, während er mit den Händen drei Säbel herumlaviert. Auch bei dieser Darbietung gibt es viel zu lachen.

Der nächste Act, eine Gruppe aus Spanien, reißt uns nicht so vom Hocker. Wir entschließen uns deshalb, bei den Bühnen vorbeizuschauen, wo wir noch nicht waren. Auf dem Schlossplatz erwischen wir noch die letzten Szenen von Murray Molloy, dem irischen Schwertschlucker. Am Ringerbrunnen werfen wir noch einen Blick auf Erich Stenzel, in der Schützenstraße jedoch ist gerade Pause. Das ist auch das Stichwort für uns. Es war ein toller Tag, wir haben viel gesehen und viel Spaß gehabt. Wir freuen uns schon auf Buskers 2023.

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