Warum Montenegro das bessere Italien ist

Christina/ Oktober 25, 2019/ Kultur

Wer schon einmal an der montenegrinischen Küste war, weiß wovon ich rede: türkisfarbenes Meer, tiefblauer Himmel, kleine Küstenorte eingerahmt von erhabenen Bergen charakterisieren die Küstenregion des kleinen Landes. Sieht man einmal vom überlaufenden Weltkulturerbe, der Stadt Kotor ab, so ist der überschaubare Staat ein Juwel am Mittelmeer geblieben. Anders als man es von der Amalfiküste und den Cinque Terre gewohnt ist, kann man sich in pittoresken Küstenorten wie Herceg Novi, Budva oder Perast noch relativ frei bewegen. Im Hinterland, z.B. der ehemaligen Hauptstadt Cetinje oder auch im mittelalterlichen Stari Bar, geht es geradezu gemächlich zu.

Im Land der schwarzen Berge

Montenegro ist nicht nur für Sonnenanbeter und Badenixen interessant. Das Land der schwarzen Berge (Monte = Berg, negro = schwarz) bietet alles, was das Wanderherz begehrt. Auf einer zehntätigen Wanderreise konnte ich mich nun von der schönen Bergwelt Crna Goras, wie Montenegro in der Landessprache heißt, selbst überzeugen. Die Tour führte mich von Prčanj nach Stari Bar und zuletzt nach Herceg Novi. Gewandert sind wir auf die „Leiter von Kotor“, den Vrmac, den Jezerski Vrh im Nationalpark Lovcén, den Rumija und den Zubacki Kabao im Orjen-Gebirge.

Bereits vor 12 Jahren war ich schon einmal in Montengro – damals in Budva stationiert. Von Budva aus hatten wir auch Dubrovnik besucht. Davon würde ich mittlerweile abraten. Nicht nur, weil der Rundweg auf der Stadtmauer nunmehr stolze 30,00 Euro Eintritt kostet (damals 5,00 Euro!). Vielmehr sind es die vielen Kreuzfahrer, die sowohl Dubrovnik als auch Kotor täglich überschwemmen, von den Städten selbst sieht man also nicht mehr viel.

Magische Bergwelten

Wer also eher die Ruhe und das Ursprüngliche sucht (so wie ich), der ist sicherlich abseits der Touristenströme besser aufgehoben.

Zu den einzelnen Wanderungen: Wir beginnen in der Bucht von Kotor, dem südlichsten Fjord Europas. Unser heutiges Ziel ist die Festung von Kotor, St. Ivan und ein wenig darüber hinaus. Der stufige Weg hinauf zu den Ruinen nennt sich auch die „Leiter von Kotor“. Der Weg startet direkt in der Altstadt von Kotor und es geht gleich ans „Eingemachte“. Um ehrlich zu sein, möchte ich den Aufstieg nicht im Sommer bei 40 Grad machen. Oben angekommen nach ca. 1.350 Stufen, werden wir mit einer grandiosen Aussicht über die Bucht belohnt. Ach ja und da tutet es schon wieder, ein Kreuzfahrtschiff fährt in die Bucht ein. Wir wandern noch ein bisschen weiter auf der Suche nach einem ruhigen Picknickplatz. Diesen finden wir ungefähr eine Dreiviertelstunde später. Je mehr wir uns von der Küste entfernen, desto ruhiger wird es und desto herrlicher entfaltet sich der Blick über den Fjord. Hier oben duftet es verlockend nach Thymian, Rosmarin und anderen Kräutern. Insekten genießen ihr ungestörtes Dasein. Und auch wenn das Gras beim Picknick etwas piekt, wir haben das Paradies entdeckt.

Der Abstieg zurück in die Stadt führt uns unsanft in die Realität zurück: Kotor ist von Kreuzfahrern belagert, an schöne Fotoaufnahme aus der Altstadt ist nicht zu denken, wir steuern das nächste Café an.

Am nächsten Tag steht der Sveti Illija (765m) auf dem Programm und damit die andere Seite der Bucht von Kotor. Das Vramc-Gebirge trennt den Fjord in einen südlichen und einen nördlichen Teil. Der Weg (hier schön beschrieben) führt zunächst durch einen Wald und erst zum Schluss geht es dann in der prallen Sonne weiter. Da wir etwas spät dran sind, entscheidet unser Wanderführer allerdings an dem Tag, dass der Aufstieg am Kamm endet.

Von Bischofsfürsten und Ruinen

Eines der bekanntesten Ziel Montenegros überhaupt wollen wir am vierten Tag erklimmen: das Njegoš-Mausoleum auf dem Jezerski Vrh (1657m). Es ist der einzige Tag, an dem die Sonne nicht vom Himmel lacht. Oben auf dem Mausoleum ist es auch wirklich kalt, wir ziehen alles an, was wir dabei haben. Da die Aussicht aufgrund der Wolken nur mäßig ist, ist unser Aufenthalt auf dem Gipfel vergleichsweise kurz. Den Nachmittag verbringen wir in Cetinje, der alten Hauptstadt Montenegros.
Am fünften Tag verlassen wir Prčanj. Wir fahren über den Skutarisee zu unserem Ausgangspunkt. Über den Kamm des Rumija-Gebirges (http://www.quaeldich.de/paesse/sutorman/) wandern wir durch Kastanienwälder nach Stari Bar unserem nächsten Übernachtungsziel. Auch diese Wanderung ist der schön, wenn vielleicht auch nicht ganz so aussichtsreich. Abends erkunden wir noch die Ruinen von Stari Bar. Ein absolutes Muss im Abendlicht!

Minuten-Glück am Berg

Am sechsten Tag erwartet uns ein richtiges Highlight: Wir erklimmen den Gipfel Rumija (1.594). Der Rumija ist ein Gebirgszug der Dinariden im Südosten Montenegros und bezeichnet gleichzeitig den mit 1594 m höchsten Gipfel dieses Gebirgszugs. Der Aufstieg ist steil und hat es in sich. Aber der Anblick des Gipfels mit seiner Kapelle entschädigt für alles: so fühlt sich also „Minuten-Glück“ an! Auch der lange Abstieg (1.200 HM) durch die Schlucht zurück nach Stari Bar ist nicht ganz ungefährlich, aber absolut grandios. Nach einem entspannenden Fußbad erreichen wir am später Nachmittag zufrieden und relaxed unseren Ausgangsort.
Der siebte Tag steht im Zeichen des Pastrovacka-Gebirges. Wir wandern hoch über der Küste zwischen den Orten Sveti Stefan und Petrovac. Ein wirklich toller Wanderweg mit herrlichen Ausblicken auf die Küste. An dem Tag ist es jedoch sehr warm und der Weg liegt in der Sonne, das macht den 17 km langen Weg recht anstrengend, auch wenn kaum Höhenmeter zu überwinden sind. Unterwegs besichtigen wir eine prächtig ausgemalte Kirche und am Schluss ein Kloster. Dann geht es mit dem Bus weiter nach Herceg Novi, unserem letzten Übernachtungsort.
Die letzte Wanderung führt uns ins Orjen-Gebirge. Die Bergkette gilt als die regenreichste Europas und so staunt unser Wanderführer nicht schlecht, als wir bei strahlend blauem Himmel aufsteigen und auch auf dem Gipfel Zubacki Kabao (1.894 m) allerschönstes Wetter genießen. Zum Abschluss der Wanderwoche gönnen wir uns je nach Gusto einen Café Americano oder ein zünftiges Bier in der Schenke (Kanoba) am Eingang zum Nationalpark und blicken glücklich und zufrieden auf die herrliche Wanderzeit in den montenegrinischen Bergen zurück. Schee wars!

Unforgettable: Margot aus Köln

Es gäbe noch Vieles zu erzählen über Crna Gora, das kleine Land am Mittelmeer. Da wäre erstens Margot, die gebürtige Kölnerin, die mittlerweile seit 20 Jahren auf dem Balkan lebt, ein strenges und wohl erfolgreiches Regiment in der Villa Margot in Herceg Novi führt und für die „alle Menschen gleich sind“. Zweitens die Bootsfahrt von Herceg Novi nach Perast, die wirklich keine Wünsche offen lässt und drittens mein Lieblingsplatz an der Bucht von Kotor: das Kloster Savina, ein Gedicht!

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