Clausthal-Zellerfeld: Oberharzer Teiche und Korallenriffe

Christina/ Juni 26, 2022/ Alltagsgeschichten

Wenn die Temperaturen sich nahe der 30 Grad Marke bewegen ist kühles Nass gefragt. Und davon gibt es bei den Oberharzer Teichen rund um Clausthal-Zellerfeld reichlich. Aber habt Ihr auch schon von den Harzer Korallenriffen am Hutthaler Graben gehört? Der Harz ist halt immer für eine Überraschung gut. Es braucht nur ein bisschen Fantasie und schon wird der Seidige Hartriegel zum Barrier Reef. Mein Tipp: Am Fortuner Teich unbedingt zum schmalblättrigen Wollgrass gehen. Das Moos an der Stelle ist so weich und nachgiebig, dass man hier sprichwörtlich wie auf Wolken geht.

Am Alten Dammgraben
Mit einer Wanderung entlang des Alten Dammgrabens wollen wir uns an diesem feucht-warmen Sonnabend etwas Linderung verschaffen. Der Plan geht auf. Als wir gegen Mittag am Waldsee eintreffen hat die Bewölkung etwas zugenommen. Das ist sehr angenehm. Es geht auch gleich auf einen schönen Waldweg. Nach kurzer Zeit erreichen wir den ersten See, den Langen Teich. Es ist der höchstgelegene der Oberharzer Teiche. Entstanden ist er 1672. Alle Seen entstammen dem damaligen Bergbau.

Es geht weiter auf schmalen Pfaden. Unsere nächste Entdeckung ist der Fehlschlag Großes Mönchsthal. Diese Konstruktion verhinderte, dass der Dammgraben überläuft. So konnte auch bei Hochwasser das blaue Gold ohne größere Schäden abfließen. Die nächste Station ist der Dietrichsberger Wasserlauf, der 1863 fertiggestellt wurde und weiteren Fortschritt brachte. Es ist schon spannend, was die Menschen zu der Zeit mit Bordmitteln alles konstruiert und angelegt haben.

Wie auf Wolken laufen
Wir erreichen den Fortuner Teich. Der ist jetzt an sich nicht besonders spektakulär. Aber, wir entdecken auf der gegenüberliegenden Uferseite weiße Blumen. Die wollen wir uns näher ansehen. Wir laufen förmlich durch das Unterholz und haben plötzlich samtweichen Boden unter unseren Füßen. Wir sinken etwas ein, aber, das Moos trägt uns. Es fühlt sich unglaublich gut an. So muss sich das Laufen auf Wolken anfühlen. Die weißen Blumen stellen sich als schmalblättriges Wollgras heraus, das hier am Ufer wächst.

Wir folgen weiter unserem Pfad und erreichen den Jägersbleeker Graben, angelegt 1785. Am Brückengeländer fällt uns ein Schild auf. Oberharzer Wilddieb steht da drauf. Hm, wer oder was das wohl sein mag? Ein späterer Blick ins Internet verschafft Klarheit. Es geht um eine Restaurant in Clausthal-Zellerfeld. Wir stehen mittlerweile vor dem Jägersbleeker Teich und bewundern die zahlreichen Libellen und schönen Spiegelungen auf der Wasseroberfläche. Die Idylle wird eigentlich nur von einem raudihaften MTB-Fahrer gestört. Gut, der weiß es nicht besser. Ein Stückchen weiter stoßen wir auf eine Stempelstelle der Harzer Wandernadel. Es ist der Stempel 127, der sich in der Weppnerhütte befindet. Kein Wunder also, dass hier gleich etwas mehr Betrieb herrscht.

Einkehr im Grünen
Als wir weitergehen wollen, stellen wir nach kurzer Zeit fest, dass unser Weg von umgeknickten Bäumen blockiert ist. So müssen wir einen Bogen um den eigentlichen Pfad schlagen und werden mal wieder mit der Ödnis des abgeholzten Harzer Waldes konfrontiert. Ein Bild, das muss ich sagen, was eine leicht depressive Stimmung hervorruft. Da kann nur eine Einkehr Abhilfe schaffen. Das gebrannte Kind scheut ja bekanntlich das Feuer. Und nach unserem Erlebnis mit dem “Self-Service” am Rinderstall sind wir etwas skeptisch, ob uns das Polsterberger Hubhaus mehr zu bieten hat. Wir werden positiv überrascht. Bei einem zünftigen Radler überlegen wir uns die weitere Wanderstrategie. Da es bereits Nachmittag ist und wir gerade mal knapp die Hälfte der Tour hinter uns gebracht haben, wollen wir etwas abkürzen. Wir klammern also die langweiligen Strecken aus und entscheiden uns für den Pfad entlang des Hutthaler Grabens. Eine gute Idee wie sich zeigt.

Harzer Korallenriffe
Der Hutthaler Graben ist ziemlich ausgetrocknet. Dafür haben sich Blumen und Gräser breit gemacht. Plötzlich stutze ich. Nanu, was ist das denn? Vor mir ist ein Strauch, der mich an ein Überwasser-Korallenriff erinnert. Farbe und Struktur stimmen auf jeden Fall. Fehlen nur die bunten Fische. Aber wer weiß, wenn die Erderwärmung weiter anhält? Wie dem auch sei, der Strauch ist auf jedenfall ein schöner Zufallsfund und regt meine Fantasie an. Am Ende des Grabens stehen wir plötzlich vor dem Drecksumpf. Wir lernen, dass der Drecksumpf mit Einleitung ein kleines Absatzbecken ist, das Sand und Schlamm zurückhalten sollte. Wieder so eine gute Idee.

Abschluss am Nassewieser Teich
Wir sind fast am Ende unserer Wandertour entlang des Oberharzer Wasserregals. Unsere letzte Station ist der obere Nassewieser Wassergraben mit dem gleichnamigen Teich. Und hier wird es nochmals richtig interessant. Neben schönen Blumen, wie der Federigen Flockenblume, lassen sich hier Wildbienen beim Honigsammeln beobachten. Weiter oben haben ein paar weiße Schmetterlinge ein Familientreffen. Es sind Baumweißlinge, die fröhlich umeinanderfliegen und miteinander zu korrespondieren scheinen. Ich freue mich über dieses Naturschauspiel und bin froh, dass hier noch kein Einkaufszentrum oder Erlebnisbad gebaut wurde. Hoffentlich bleiben uns die Oberharzer Teiche mit ihren Korallenriffen noch lange erhalten!

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