Entlang des Küstenradwegs auf Usedom

Christina/ April 26, 2022/ Alltagsgeschichten, Kultur

Usedom ist Deutschlands zweitgrößte Insel. Mit dem Festland ist sie über zwei Brücken verbunden. Reisende kommen so mit dem Auto, dem Zug, dem Fahrrad oder auch zu Fuß bequem auf das Eiland. Denke ich an Usedom, dann kommen mir sofort die markanten Seebrücken in den Sinn. Auch denke ich an die Prachtbauten aus den vergangenen Jahrhunderten, die vor allen Dingen die drei Kaiserbäder, Bansin, Heringsdorf und Ahlbeck schmücken. Usedom lässt sich sehr schön mit dem Fahrrad erkunden, ob mit der eigenen Muskelkraft oder mit elektrischer Unterstützung, das muss jeder für sich entscheiden. Fest steht, dass die Insel sehr schöne Radwege bietet. Aber Vorsicht: Wer glaubt, dass die Insel eine einzige Ebene ist, der wird überrascht sein.

Unser blaues Wunder
Wir parken unser Auto in der Stadt Wolgast, direkt vor den Toren Usedoms. Hier wollen wir unser blaues Wunder erleben. So wird die blaue Klappbrücke genannt, die über die Peene auf die Insel führt. Die Überführung ist sicherlich das markanteste Bauwerk der Stadt und ist im Mittelteil blau gestrichen. 1996 wurde die Brücke eingeweiht.

Angekommen auf Usedom fahren wir zunächst Richtung Mölschow und nehmen dann Kurs auf Karlshagen, biegen aber links nach Peenemünde ein. Von hier aus wollen wir an der Küste entlang bis in das Seebad Ahlbeck radeln.

Mit Rückenwind entlang der Küste
In Peenemünde schauen wir uns am Hafen um. Hier stehen ausgemusterte U-Boote, das historisch-technische Museum oder auch das Phänomenta. Heute aber ist das Wetter zu schön, um ins Museum zu gehen. Wir fahren weiter und nehmen zuerst Kurs auf Karlshagen. Der Radweg führt weitestgehend durch den Wald. Vor Ort ist der Teufel los. Es wird eine Art Kirmes geboten, eine ruhige Stelle für eine kleine Pause ist nicht zu finden. Wir entscheiden uns dafür, noch ein Stückchen weiter zu radeln und erreichen schließlich Trassenheide.

Auf der dortigen Promenade ist es noch vergleichsweise ruhig. Die Terrasse des RRestaurants “Domizil” sieht verlockend aus und es ist noch ein Strandkorb frei. Es dauert eine Weile bis der Kellner auf uns aufmerksam wird. Als wir Getränke und eine Portion Pommes bestellen wollen, warnt er uns, dass das schon eine halbe Stunde dauern könnte. Aha, also bestellen wir die Pommes wieder ab und nehmen nur die Getränke.

Inzwischen hat die Sonne richtig aufgedreht und wir genießen die warmen Strahlen auf unseren Gesichtern. Anschließend gibt es noch ein Eis auf die Faust. Wieder auf den Rädern fahren wir durch Trassenheide und kommen nach Zinnowitz. Hier treffen wir erstmals auf die sogenannte Bäderarchitektur und bestaunen das Seeschlösschen, das 1897 erbaut wurde und heute als Hotel genutzt wird.

Unsere erste Seebrücke
In Koserow betreten wir die erste Seebrücke – oder naja, wir versuchen es jedenfalls. Es ist doch recht voll auf dem 300 Meter langen Bauwerk. Tatsächlich ist die aktuelle Brücke bereits die dritte ihrer Art an dieser Stelle. Der erste Steg wurde 1941 durch Sturm und Eisgang zerstört. Die zweite Brücke aus dem Jahr 1993 erleidet zwanzig Jahre später 2013 dasselbe Schicksal. Aber bekanntlich sind aller guten Dinge drei und somit ist die neue Brücke nicht nur stylisch, sondern auch robust.

Vom Strandcafé zum Kaiserbad
Wir verlassen Koserow in der Annahme, dass unser Radweg so gemütlich weiter verläuft wie bisher. Denkste! Denn da taucht es vor mir auf, das Achtung-Schild, das mir etwas von 16 % (in Worten: sechzehn) Steigung erzählt. Auf einer Insel??? Puh, jetzt wird es richtig anstrengend. Im nächsten Seebad, Ückeritz, müssen wir dringend unsere Batterien aufladen. Wir entdecken das Strandcafé Utkiek und lassen uns nieder. Ah, das tut gut. Wir schnaufen tief durch und genießen den wundervollen Blick über den Strand auf die Ostsee. Jetzt haben wir noch die Kaiserbäder vor uns, das eigentlich Highlight von Usedom.

Von Koserow nach Bansin müssen wir nochmals richtig in die Pedale treten, der Rest ist ein Katzensprung. Die Kaiserbäder Bansin, Heringsdorf und Ahlbeck gehen fast ineinander über. Und ab hier ist es richtig voll, zu voll. Tatsächlich lassen wir die beiden Seebäder recht schnell hinter uns und erreichen Ahlbeck. Hier ist es ruhiger, ein gutes Plätzchen für ein gemütliches Abendessen. Noch wärmt uns die Sonne und wir entscheiden uns für einen Platz auf der Terrasse. Zur Sicherheit haben die Restaurantbesitzer auch schon die Heizpilze herausgeholt. Wir sind im Wirtshaus Leo gelandet. Das Restaurant ist vielleicht nicht die beste Wahl auf der Insel, aber hier ist es ruhig und das Essen ist in Ordnung.

Seebrücke Ahlbeck
Nach dem Essen fahren wir noch ein Stück durch den Ort und kommen natürlich auch zur Seebrücke Ahlbeck mit dem gleichnamigen Restaurant. Kurz denken wir, dass diese Location vielleicht die bessere Wahl gewesen wäre. Als wir allerdings bemerken, wie viele Touristen um die Tische der Gäste streifen, sind wir doch froh, eine andere Wahl getroffen zu haben.

Bevor es zurück zum Bahnhof Heringsdorf geht, wollen wir noch einen Blick auf die schönen Villen in der ersten und zweiten Reihe werfen. Da fällt uns zum Beispiel die Villa Bella ins Auge. Keine Frage: die Villen in den Kaiserbädern sind wirklich beeindruckend und werden so herrlich von der Abendsonne beleuchtet. Noch ganz verzückt vom Glanz vergangener Zeiten machen wir uns zum Bahnhof auf. Von hier aus geht es zurück nach Wolgast, wo unser Auto wartet.

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