Corona-Tagebuch: Ein Nachmittag in Jena

Christina/ November 23, 2020/ Alltagsgeschichten, Kultur

Freitagnachmittag, das Wetter ist grau. Ab und zu regnet es. Kein besonders guter Tag, um draußen Sport zu treiben. Also, warum nicht zur Abwechslung mal eine Stadt in der Nähe besuchen? Die Wahl fällt auf Jena, die Studentenstadt. Hier steht aber nicht nur die Friedrich-Schiller-Universität. In der thüringer Lichtstadt gibt es auch über 330 Baudenkmäler, die seit 1989 nach und nach renoviert werden.

Von unserem Ausgangspunkt müssen wir lediglich 30 km fahren, um Jena zu erreichen, ein wahrer Katzensprung. Wir haben keine Vorstellung, was uns dort erwartet. Vielleicht sind wir deshalb vor Ort positiv überrascht. Vielleicht ist aber auch nur die Tatsache, endlich mal wieder das gute und lang entbehrte Gefühl von Leben um uns herum zu spüren.

Kultur oder shoppen?
Bereits der Weg nach Jena ist interessant. Es geht praktisch über Stock und Stein, oder über Dorf und Stadt, wenn man so will. Unterwegs kommen wir an Camburg vorbei und an den Dornburger Schlössern. Schnell steht fest, da müssen wir auch noch hin, aber nicht heute.

In Jena angekommen suchen wir uns zunächst einen guten Ausgangspunkt für die Stadterkundung. In der Nähe des JenTowers werden wir fündig. Das ist ein guter Orientierungspunkt. Da es gerade wieder regnet fliehen wir erstmal in eine Shopping-Mall. Oh, das habe ich ja schon ewig nicht mehr gemacht. Bummeln und schauen, was so im Angebot ist. Allerdings trübt der staatsverordnete Maulkorb bald das Erlebnis, so dass es uns wieder an die frische Luft drängt.

Wir schauen uns nach einem transportablen Heißgetränk um und entdecken eine Bäckerei mit einer hochwertigen Kaffeemaschine. Das sieht doch vielversprechend aus. In dem Laden präsentieren wir der sehr freundlichen Verkäuferin unsere Thermobecher. Gefühlte zwei Minuten später verlassen wir den Laden glücklich und mit unseren Bechern, in denen sich nun die heiße schwarze Flüssigkeit unserer Wahl befindet.

Dann entdecken wir das historische Rathaus von 1365 und den Marktplatz. Heute ist wohl Markttag gewesen. Es stehen noch die letzten Käse-, Wurst- und Gemüsestände auf dem Platz. Das ist die Wende, jetzt sind wir ganz auf Sightseeing gepolt. Jena verfügt über eine interessante und ansprechende Denkmallandschaft. Das überrascht uns, damit haben wir überhaupt nicht gerechnet.

Die SaaleHorizontale
Auf dem Marktplatz erspähe ich das Tourismusbüro und sogleich kommt mir die Idee nach Unterlagen für die SaaleHorizontale zu fragen. Über diesen 72 km langen Panoramaweg hatte ich bereits im Internet gelesen und wollte nun mehr erfahren. Wir holen uns einen Flyer und verlassen das Servicebüro über den Hinterausgang. Da staunen wir beide. Wir stehen in einer sehr schönen Gasse. Das scheint wohl die Oberlauengasse zu sein.

Jetzt entfaltet sich ein wahres Fotofeuerwerk. Als wir das angeblich älteste Haus von Jena, das Platanenhaus, entdecken und fotografieren, sehen wir schon schräg gegenüber die nächste Überraschung. Die Stadt hat sehr schöne individuelle Geschäfte, abseits vom Kettenalbtraum der meisten Städte. Wir lassen uns inspirieren. In einem Laden, der skandinavische Dekoartikel bietet ist es hyggelig (ist ja gerade angesagt), ein anderer bietet hochwertiges Büttenpapier, ein dritter offeriert in seinem Schaufenster ein verlockendes Weinangebot.

Individuelle Geschäftsideen locken uns
Wir reißen uns los, um kurze Zeit später wieder vor einem Stofftierladen stehen zu bleiben. Dann sehen wir ein tolles Schuhgeschäft und schlendern anschließend erneut an richtig schön renovierten Stadthäusern und -villen vorbei. Wir können uns wirklich schwer von diesem Anblick trennen, besonders da die Gebäude abends so schön angestrahlt sind. Ich schieße noch schnell ein Foto vom Johannistor und dem Pulverturm, denn meine Hände sind vom vielen fotografieren ganz klamm geworden, jetzt um 17 Uhr sind es nur noch 4 Grad. Schnell ins Auto und die Heizung anschalten.

Auf dem Heimweg erwischt uns die dörfliche Dunkelheit. Unser gesammeltes regionales Wissen verleitet uns dazu, den Rückweg entgegen dem Navi nach unserem Gusto zu gestalten. Naja, um Großheringen und Bad Sulza herum verpassen wir dann eine Rechtsabbiegung. Wir finden den Weg aber recht schnell wieder und kommen doch noch einigermaßen pünktlich zum Abendessen. Was für ein schöner Nachmittag und Jena, ja, wir kommen dich wieder einmal besuchen!

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