Der Huy: Ein perfekter Tag im nördlichen Harzvorland

Christina/ September 30, 2021/ Alltagsgeschichten, Kultur

Wir sind im Huy unterwegs, einem Höhenzug im nördlichen Harzvorland. Vom Wanderparkplatz Röderhof/Abzweig Huysburg an der L83 gehen wir eine knapp 18 km lange Runde, die sowohl das Schloss Röderhof als auch das Kloster Huysburg umfasst. Im Waldgebiet des Huy erkunden wir zunächst die Daneilshöhle und besteigen später die Sargstedter Warte. Von dort genießen wir einen herrlichen Blick auf Halberstadt und das nördliche Harzvorland. Unerwartet kassiere ich an diesem Tag zwei neue Stempel der Harzer Wandernadel Schlösser & Burgen ein. Zum Abschluss dieses perfekten Tages gönnen wir uns die Einkehr im Wasserschloss Westerburg und lassen den Ausflug bei Apfel- und Schokalendkuchen ausklingen.

Rattenspaß auf dem Schloss Röderhof
Wir starten unsere Rundtour am Wanderparkplatz “Röderhof/Abzweig Huysburg”, der von der L83 abgeht. Wir erwischen einen sonnigen und wunderbar warmen Herbsttag. Gleich zu Beginn der Wanderung tauchen wir in den Wald ein und erreichen über einen Wirtschaftsweg das Schloss Röderhof. Zunächst sind wir von der Größe der Anlage fasziniert. Die ehemaligen Stallungen wirken auf uns wie “Lost Places”. Neugierig bewege ich mich zwischen den teilweise kaputten Mauern und habe dabei einen Rattenspaß. In einer Ecke sind Sandsäcke aufgebaut vor denen Kunststoffratten platziert sind. Keine Ahnung, ob es hier mal eine Plage mit den Nagern gegeben hat. Auf jeden Fall gibt diese Szenerie ein gutes Foto ab. Eine Zelle weiter sind drei Steinringe hintereinander an Seilen festgemacht. Soll hier durchgeschossen werden? Vielleicht werden hier Pfeil- und Bogenübungen durchgeführt? Auf jeden Fall befindet sich ein Bogenzentrum in der Nähe.

Zu Besuch beim Räuber Daneil
Wir gehen ein Stück durch den Ort und biegen gleich wieder links ab in den Wald. Nach einer Weile stoßen wir auf eine Sandsteinformation, die zwei Eingänge hat. Über eine Informationstafel erfahren wir, dass es sich hierbei um die sogenannte Daneilshöhle handelt, wo einst der gleichnamige Räuber sein Unwesen getrieben haben soll. Der Sage nach soll er ein Mädchen in seine Gewalt gebracht haben. Diese Entführung wurde dem Schurken aber tatsächlich zum Verhängnis. Die Bewohner des Dorfes kamen nämlich der jungen Dame zur Hilfe und haben Daneil mit heißem Brei übergossen und ihm dabei mit dem Mehlbrei förmlich das Maul gestopft. Und die Moral von der Geschicht, entführe Mädchen gegen ihren Willen nicht!

Hoch auf der Sargstedter Warte
Wir tauchen noch tiefer in den Huy ein und machen am Siebertsplatz eine Kehrtwende in Richtung Kloster Huysburg. Auf dem Weg dorthin gehen wir über den Buchen- und Paulsberg zur Sargstedter Warte. Der ideale Platz für ein kurzes Päuschen. Der Turm macht einen sehr neuen Eindruck auf uns. Wir gehen die Wendeltreppe hoch und werden von einem herrlichen Blick bis nach Halberstadt und und über das nördliche Harzvorland begrüßt.

Über vier weitere Erhebungen geht es in Richtung unseres nächsten Ziels, zum Kloster Huysburg. Auf dem Parkplatz vor dem Gebäude traue ich zunächst nicht meinen Augen: Ein Stempelkasten der Harzer Wandernadel. Hier? Der Stempel ist aus der Serie “Burgen & Schlösser”. Prima, Stempelheft raus und Abdruck sichern. Aber dann erleben wir doch tatsächlich eine echte Enttäuschung. Eigentlich hatte ich den Geschmack von einem Café Crema bereits auf der Zunge als wir von entgegenkommenden Passanten erfahren, dass das Klostercafé geschlossen ist. An einem Sonntag? Bitte? Hm, wir sehen uns trotzdem ein wenig auf dem Gelände um und da entdecke ich doch tatsächlich die Wohnung des Nikolaus. Also hier wohnt er. Ist ja geschickt, dann hat er es am 6.Dezember nicht so weit zu mir:-)

Nochmals ein Stück durch den Huy geht es zurück zu unserem Parkplatz. Aber, wo stillen wir denn jetzt unseren Kaffeedurst? Da fällt uns das Wasserschloss Westerburg ein. Auf dem Hinweg hatten wir ein entsprechendes Hinweisschild gesehen. Also nichts wie hin. Und was für ein Glücksgriff! Auf der Terrasse der Einrichtung lassen wir uns nieder und erwischen den coolsten Kellner von Sachsen-Anhalt. Der Mann ist richtig gut drauf und hat Humor. Neben einem gefühlten dreifachen Whiskylikör und zwei Kännchen Kaffee kredenzt er uns vier Kuchenstücke, die es in sich haben. Ich bin wirklich kein großer Fan des süßen Gebäcks, aber bei diesem Schokoladenbrownie kann selbst ich nicht widerstehen. Es wäre einfach eine Sünde, diesen Kuchen nicht vollständig in den Mund und den Magen wandern zu lassen. Spätestens jetzt ist mir klar, warum Liebe durch den Magen geht.

Noch seelig von dem lukullischen Erlebnis heimse ich den zweiten Stempel des Tages ein, der sich direkt an der Mauer des Schlosses befindet. Mit einem Lächeln im Gesicht und der Gewissheit, dass wir gerade einen perfekten Tag im Huy verbracht haben, dem nördlichen Harzvorland, fahren wir nach Hause.

GPS-Track zur Tour

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