Ausstellung „Die Polenaktion“ in der Stadtbibliothek Braunschweig

Christina/ Januar 20, 2024/ Kultur

Die Geschichte der sogenannten „Polenaktion“ ist derzeit als Wanderausstellung in der Stadtbibliothek Braunschweig noch bis zum 29.02.2024 zu sehen. Das Erschreckende an der Historiographie sind die Bezüge zur aktuellen Situation in Deutschland. In einem Land, in dem fast 80 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg eine Bewegung plant unter dem Decknamen der Remigration, grausame Vorgänge zu wiederholen. Es geht um den 28. Oktober 1938, der Tag an dem 25.000 Juden polnischer Staatsangehörigkeit aus dem Deutschen Reich ausgewiesen werden. Die Weltpresse informiert, die Menschheit schweigt.

Fehlversuch trotz akribischer Vorbereitung
Obwohl die ganze Aktion seites des Naziregimes mal wieder bestens vorbereitet war, so hat man doch die Rechnung ohne den Wirt gemacht. In diesem Fall ohne die polnische Regierung. Das Land befand sich in einer Wirtschaftkrise und sah sich nicht in der Lage so viele Menschen aufzunehmen. Das „Märzgesetz“ sollte hier Abhilfe schaffen. Demnach sollten alle Polen und Polinnen, die sich länger als fünf Jahre im Ausland aufhielten, die Staatsbürgerschaft entzogen werden. Am 6. Oktober 1938 wurde das Gesetz verabschiedet, der 30. Oktober 1938 wurde als Frist für den Entzug festgelegt. Als Reaktion auf die Ausweisung der jüdischen Polen, begann das Land im Osten Mitteleuropas damit, reichsdeutsche Staatsangehörige auszuweisen. Die Aktion wurde seitens der Deutschen zunächst gestoppt.

Die Weltöffentlichkeit
Neuigkeiten haben eine begrenzte Lebensdauer. Schlechte Nachrichten werden von weiteren schlechten Meldungen überlagert. So verhält es sich auch in diesem Fall. Für etwa zehn Tage ist die Weltpresse mit Berichten über diese unmenschliche Ausweisungsaktion belegt. Dann dominieren die Noverprogrome in den Reportagen. Die deutsche Bevölkerung schweigt. Vereinzelt gibt es Unterstützung für die Verfolgten. Großbritannien nimmt ca. 150 Kinder auf und die jüdische Gemeinde versucht die Betroffenen mit Spenden und Versorgung zu unterstützen. In einer zweiten Welle, die sich im Jahr 1939 abspielte, wurden weitere Polen jüdischen Glaubens abgeschoben. Man schätzt, dass es ca 12.000 Menschen waren. Wer es sich leisten konnte, floh nach Großbritanien, Belgien oder in die USA.

Lebenswege und Schicksale
Die Lebenswege und Schicksale einzelner Familie aus Braunschweig, Dortmund und anderen Städten werden auf Biographischen Tafeln erzählt. Nicht selten hat lediglich ein Kind, dem die Flucht ins Ausland gelang, die schrecklichen Ereignisse überlebt. Selbst Flüchtlinge, die es nach Belgien geschafft haben, waren dort nicht sicher. Oftmals wurden Sie ein paar Jahre später von den Deutschen in die Konzentrationslager gebracht. Aufenthalte, die nur selten überlegt wurden.

Soll sich dieses menschenunwürdige Verhalten wirkich wiederholen?

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