Wanderung im Naturschutzgebiet Barnbruch: Wo die glücklichen Schafe leben
Manchmal kommt es anders als geplant. An diesem Sonntag sind wir auf dem Weg in das Wolfsburger Stadtmuseum M2K. Wir wollen die Ausstellung „Junge Stadt in Schnellen Strichen. Die Wolfsburg-Skizzen des Hans Kreuzer“ besuchen. Das Stadtmuseum hat heute von 11 Uhr bis 18 Uhr geöffnet – eigentlich. Während ich noch ein paar Fotos vom Schloss mache, höre ich Burkhard kurz auflachen. Zunächst verstehe ich nicht warum. Da sehe ich auch ich den Hinweis an der Tür: “Am Sontag, 21.4.2024, bleibt das Museum leider geschlossen. Wir bitten um Ihr Verständnis!”. „Na großartig“, denke ich, „das fängt ja gut an“. Zum Glück rettet eine neugierige Schafherde unseren Tag. Eine Ausstellung besuchen wir dennoch. Der Fotograf Javier Moya zeigt Bilder seines “Dritten Blicks” im Turm des Wolfsburger Schlosses. Die Aufnahmen aus Mexiko, Peru, Ecuador und Kolumbien sind eindrucksvoll.
Die Remise im Wolfsburger Schloss
An diesem sonnigen aber sehr kalten Aprilsonntag ruhen unsere Hoffnungen auf der Remise im Wolfburger Schloss. Unser Ziel ist die Ausstellung: Junge Stadt in Schnellen Strichen. Voller Vorfreude betreten wir den Vorhof zur Burg. In der Schlossremise wird eine Konfirmation gefeiert. Ansonsten ist es ruhig – auffällig ruhig. Als wir vor dem Stadtmuseum stehen wissen wir auch warum: heute bleiben die Türen zu. Später erfahren wir, dass hier jemand krank geworden ist. Und jetzt? Wir betreten den Innenhof des Schlosses. In den Burgtürmen werden noch weitere Ausstellungen angeboten. Wir entscheiden uns für den Kameramann und Fotografen Javier Moya. „Der Blick des Dritten Auges“ heißt seine Schau. Es erwarten uns Bilder aus Mexiko, Peru, Kolumbien und von den Galapagos Inseln. Neben den üblichen Motiven, wie dem Machu Picchu in Peru und Tenochtitlán in Mexiko, sind es vor allem die Portraits der Menschen und Landschaften, die faszinieren. Moya beschreibt die Menschen, die er auf dieser Fotoreise getroffen hat, als sehr gastfreundlich und hilfsbereit.
Im zweiten Burgturm, auf der linken Seite, sind weitere Kunstwerke zu sehen. Hier ist die „Junge Kunst“ aktiv. Hier muss ich gestehen, dass ich mit Installationen und „Modern Art“ so meine Schwierigkeiten habe. Wir entscheiden uns deshalb für einen Spaziergang durch den Park des Schlosses. Mit dem Auto geht es dann weiter nach Weyhausen. Dort wollen wir uns die Beine ein wenig im Naturschutzgebiet Barnbruch vertreten.
Die sexsüchtige Erdkröte
Auf dem Parkplatz, der zum Naturschutzgebiet führt, entdecken wir eine Informationstafel. Zu der Artenvielfalt vor Ort gehört auch die Erdkröte. Wir lernen, dass das männliche Tier durchaus als sexsüchtig bezeichnet werden kann. Bereits im Gehen bedrängt die Amphibie sein Objekt der Begierde von hinten und will zur Tat schreiten. Oh lala! Leider zeigen sich am heutigen Tag weder Kröten und Frösche noch Ringelnattern oder Eisvögel. Dafür entdecken wir drei Kraniche, die mit einem Revierkampf beschäftigt sind.
Auf der Königsallee
Unser Wanderweg führt zunächst relativ schnurstracks am Allerkanal entlang. Obwohl die Sonne scheint und das Frühlingsgrün der Bäume und Sträucher beleuchtet wird die Strecke nach ein paar Kilometern doch etwas langweilig. Das ändert sich allerdings, als der Weg in einen schmalen Pfad einmündet. Kurze Zeit später stehen wir am Damm zum Elbe-Seitenkanal. Diesem folgen wir ein Stück und biegen dann rechts auf den Rückweg ab. An dieser Stelle improvisieren wir etwas. Wir verlassen die beschriebene Route und folgen der Königsallee.
Schnell stellt sich heraus, dass das eine gute Entscheidung ist. Endlich kommen ein wenig Action und Abenteuer ins Spiel. Wir befinden uns auf den Spuren der Welfenherzogin Clara. Die Infotafeln zum Themenradweg „AllerHoheit“ geben uns Informationen zur Königsallee im Barnbruch und zum Allerauen-Erlebnispfad bei Osloß. Die Sumpflandschaft des Barnbruchs im Aller-Urstromtal stimmt uns versöhnlich. Mit ein bisschen Fantasie wähnt man sich hier in den Everglades.
Zurück auf der Hauptstrecke sehen wir in der Ferne etwas auf uns zukommen. Zunächst kann ich noch nicht ausmachen, was es ist. Nach und nach wird deutlich, dass es eine riesige Schafherde ist. Voran geht ein knorriger Schäfer mit zwei Hütehunden. Die Schafe trotteln brav nebenher. Am Ende sieht man ein Auto, dass der Gruppe hinterherfährt. Obwohl der Weg recht breit ist, könnte es jetzt mit den vielen Schafen für uns etwas eng werden. Die Sorge erweist sich aber als unbegründet. Wir bleiben einfach auf einem Grünstreifen am Rand stehen und lassen die Schafe und Lämmer mit dem üblichen „Määäh“ an uns vorbeiziehen. Obwohl die Tiere recht scheu sind, sind sie auch neugierig. Ich muss schon schmunzeln, da sie uns neugierig mustern. Ihr Blick scheint zu fragen: „Wer seid ihr denn?“
Nach ein paar Minuten ist die ganze Show vorbei. Von den Schafen bleibt nicht anderes zurück als ein paar Köttel und Pissspuren. Ach ja, das war ein schöner Abschluss. Besser hätte man ihn nicht inszenieren können.