Drömling: Auf der Suche nach dem Seeadler

Christina/ September 13, 2021/ Alltagsgeschichten

Im Drömling soll es Seeadler geben erzählt mir Burkhard. Mein Interesse ist sofort geweckt. Natürlich gibt es keine Garantie dafür, dass sich der Greifvogel zeigt. Aber einen Versuch ist es wert. Und so fahren wir am Samstag zum Buchhorst und erwandern von dort aus das Biosphärenreservat. Ausgestattet mit einem GPS-Gerät und einem Fernglas machen wir uns auf die Pirsch. Neben Bussarden, Eulen und Fröschen machen wir zudem Bekanntschaft mit einer blutroten Heidelibelle.

Weil alles nach Disco schreit
Ausgangspunkt unserer Erkundungstour ist Buchhorst. Wir halten direkt neben der Disco, zumindest heißt die nebenliegende Bushaltestelle so. Mir fällt sofort der Song “Nordisch by Nature” von der Band Fettes Brot ein. Da heißt es in den Lyrics “Weil alles nach Disco schreit.”

Vom Wanderparkplatz in Buchhorst geht es zunächst auf einem schmalen Pfad durch die Streuobstwiesen. Hier machen wir bereits unsere erste Beobachtung und sehen eine Eule. Wir folgen dem Weg bis zur Ohre, gehen ein Stück an ihr entlang und überqueren den Fluss dann linker Hand. Geradeaus geht es auf dem Hopfenweg weiter, der seinem Namen alle Ehre macht. Echter Hopfen wächst hier wie wild, jedem ernsthafen Bierbrauer müsste das Herz aufgehen.

Achtung: Fliegende Frösche
Weit und breit ist bis jetzt kein Seeadler zu sehen. Dafür beobachten wir aber ein paar Bussarde am Himmel auf der Suche nach Beute. Als wir links in einen schmalen mit hohem Gras bedeckten Pfad einbiegen erleben wir eine Überraschung. Dutzende Frösche springen fröhlich im Gras einem Tümpel entgegen. Manche sind so klein und grün, das sie kaum zu erkennen sind. Wir sehen lediglich die Bewegung im Gras. Andere, größere Exemplare schlagen Kapriolen in der Luft. Wir sind fasziniert und haben gleichzeitig Sorge, aus Versehen auf einen zu treten. Und da passiert es: Zwei Frösche wollen über meinen Fuß hinwegspringen. Einer der beiden verkalkuliert sich und springt direkt gegen meinen Schuh. Er prallt ab und weg ist er. Hoffentlich hat er sich nichts getan.

Texas-Rinder
Wir folgen einer Allee an einem Wassergraben. Als wir die Landsstraße erreichen gehen wir rechts ein Stück die Straße entlang und biegen dann wiederum rechts in den Drömling. Wir erreichen die Halboffene Weidelandschaft bei Röwitz. Die Gegend erinnert uns an die Afrikanische Savanne, es fehlen nur noch die Löwen, die unter Bäumen ihren Mittagsschlaf halten.

Auf der linken Seite dominieren die verschiedenen Rinderarten des Drömlings. Da ist zum Beispiel das Drömlings-Rind, das uns mit seinem Aussehen kurzfristig nach Texas versetzt. Aber auch die Rasse „Blonde d’Aquitaine“ verzückt uns mit ihrem französischen Charme und den wohlgeformten Hörnern. Neugierig beobachten uns die Tiere.

Schwäne beim Samstagsklatsch
Wir folgen dem Weg in Richtung Belfort. Auf einem der Wasserwege sehen wir plötzlich einen einsamen Schwan. Nanu, denke ich, sind die sonst nicht immer zu zweit? Und tatsächlich, auf weiteren Wasserstraßen begegnen uns immer wieder Schwanenpaare aber keine Singles. Unser weiß-gefiederte Freund wird doch nicht etwa gemobbt?

Von Belfort geht es auf dem Fußweg zurück zum Parkplatz in Buchhorst. Plötzlich spricht uns von hinten ein Radfahrer an. “Hallo, Ihr zwei Wandersleut” erklingt es fröhlich. Wir drehen uns erwartungsvoll um und blicken in ein freundliches Gesicht. Wir erzählen dem Mann, dass wir auf der Suche nach den Seeadlern waren, aber leider keinen erblickt haben. Der Herr lässt uns darauf wissen, dass das auch schwierig sei. Er selber habe einen im Frühjahr gesehen, als der Trecker beim Mähen ein Kitz getötet und sich der Seeadler über die Beute hergemacht hätte. Wir danken für die Auskunft. Dass die Einheimischen im Drömling besonders freundlich und auskunftsfreudig sind, hatte ich bereits bei meinem letzen Besuch bemerkt.

Zur Besuch bei der blutroten Heidelibelle
Wir verlassen Buchhorst und fahren in den Kaiserwinkel. Hier gibt es einen Aussichtsturm, den wir besteigen wollen. Leider können wir vom Turm keine weiteren Tiere erspähen, dafür entdecken wir aber eine blutrote Heidelibelle, die sich auf dem Holzlauf niedergelassen hat. Ich spreche das Insekt an und bitte darum, dass sie für ein Foto sitzen bleibt. Und da geschieht das Wunder. Die Libelle hat so viel Freude am Fotoshooting, dass sie minutenlang völlig bewegungslos sitzen bleibt und sich aus allen Blickwinkeln ablichten lässt. Ich bin begeistert, was für ein Finale im Drömling.

Am weißen Strand von Uhry
Zum Abschluss dieses perfekten Tages fahren wir an den weißen Strand von Uhry. Dort, wo in der Grube Evers Quarzsand abgebaut wird und ein Findling liegt, der über 1,6 Milliarden Jahre alt sein soll, trifft blaues Wasser auf weißen Sand. Mit etwas Fantasie kann man an dieser Stelle einen Sonnenuntergang in der Karibik erleben.

Track zur Tour

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