In Teufelsküche bei Bad Salzdetfurth

Christina/ Mai 10, 2021/ Alltagsgeschichten

Auf dieser Panoramarunde oberhalb von Bad Salzdetfurth ist alles dabei: Wilde Tiere und andere Gefahren lauern auf dieser atemberaubenden Wanderstrecke, auf der es 26 km und knapp 800 HM zu bewältigen gilt! Und passt bloß auf, dass ihr dabei in Teufelsküche kommt!

Am Knusperhäuschen
“Rund um Bad Salzdetfurth” heißt die Wandertour, die wir uns für diesen ersten Sommertag des Jahres ausgesucht haben. Angegeben ist die Tour mit einer Länge von 21 km und 610 Höhenmetern, da haben wir natürlich noch ein bisschen was draufgelegt damit wir auf unsere Kosten kommen.

Wir starten die Tour in dem beschaulichen Ort “Klein Düngen”, der idyllisch an der Lamme liegt. Wetter und Wanderlaune sind an diesem Tag perfekt. Aus dem Ort heraus folgen wir zunächst ein kurzes Stück der B243 und biegen dann rechts in einen Feldweg. Den Lärm der Autostraße lassen wir schnell hinter uns und tauchen in die magische Aura der hügeligen Landschaft rund um Bad Salzdetfurth ein.

Kurz hinter einer Pferdekoppel biegen wir links in einen Feldweg, der uns in den Wald führt. Hier erreichen wir unser erstes Ziel, den Segelflugplatz von Bad Salzdetfurth. Leider herrscht hier, wie vielerorts aufgrund von Corona, “tote Hose”. Wir verschaffen uns einen kurzen Eindruck vom Gelände und wandern sogleich in Richtung des Restaurants Waldfrieden weiter, wo wir eine erste Überraschung erleben. Hier steht ein echtes “Knusperhäuschen” wie wir es eigentlich nur aus dem Märchen “Hänsel und Gretel” kennen.

In Teufelsküche
Und das Abenteuer geht weiter, denn vom Knusperhäuschen gelangen wir über ein Yogaparadies direkt in Teufelsküche. What a journey! Und die Teufelsküche macht ihrem Namen alle Ehre, denn vor Ort treffen wir auf einen finster aussehenden Gesellen in Tarnkleidung und mit einem Jagdhund bewaffnet. Oh je, denke ich so für mich, hoffentlich hat das Tier schon zu Mittag gegessen. Frederik spricht den Herrn freundlich an und erkundigt sich, was es denn mit dem Begriff “Teufelsküche” auf sich hat. Zunächst werden wir misstrauisch beäugt und auch der Vierbeiner scheint etwas nervös zu sein. Es wendet sich aber alles zum Guten, schließlich wünschen wir dem Herrn noch einen schönen Tag und ziehen unseres Weges.

Am kühlen Gehlenbach
Nun geht es ein Stück bergab und wir erreichen den Erlengrund. Das ist ein sehr schöner Picknick-Platz direkt am kühlen Nass. Sieht schon verlockend aus bei den Temperaturen, aber wir haben ja noch einiges vor uns. Gleich hinter dem Rastplatz geht es steil bergauf – hier wird unsere Wadenmuskulatur richtig getestet. Wir erreichen den Adolf-Stoffregen-Turm, der dem Informationsschild nach einem ehemaligen Bürgermeister gewidmet ist.

Ganze 111 Stufen geht es hinauf, um den Ausblick auf 21 Meter Höhe zu genießen. Nun ja, ich muss zugeben, dass sich unsere Begeisterung in Grenzen hält. Aufgrund des Waldes um uns herum ist nämlich nicht viel von der Umgebung zu sehen. Grund genug, um auf der sonnigen Bank unterhalb des Turmes ein kleines Mittagspäuschen zu machen. Wir kommen in ein angeregtes Gespräch und plötzlich fallen so Begriffe wie “Wingman” und “Sidekick“. Da höre ich aufmerksam zu, denn hier kann ich etwas (für’s Leben) lernen.

Bei der Résistance
Wir erreichen Detfurth und lassen uns zu einem Kaffee-to-go verführen. Die Besitzerin eines Kiosks spricht uns an. Wir fragen nach dem schwarzen Getränk. Ja, das gebe es bei ihr. Wir folgen der Dame und nesteln unsere Masken heraus, da heißt es: “Die brauchen sie hier nicht. Ist ja keiner im Laden.” Wir schauen uns verwundert an. Dann zeigt mir Frederik zwei Aufkleber an der Scheibe der Kiosktür: “Corona – nein danke” und “Maske – nein danke” heißt es da. Sowohl Form als auch Farbe der Aufkleber erinnern an “Atomkraft – nein danke!” Oh, wir sind bei der Résistance.

Nach der Erfrischung erkunden wir noch den Kurpark, den “Adventure Golfplatz” und das Gradierwerk bevor es bergauf in den Wald und damit auf den Saubergshöhenweg geht. Der Kammweg ist wirklich sehr schön, allerdings auch recht sonnig an diesem Tag, sodass wir nicht nur ins Schwitzen kommen, sondern sich die Wasservorräte langsam aber sicher dem Ende zuneigen.

Was wiegt eine Ameise?
Während wir überlegen, woher wir nun Wasser bekommen, nimmt eine andere Attraktion unsere Aufmerksamkeit in Anspruch. Wir kommen an mehreren Ameisenhaufen und -straßen vorbei. Wir beobachten die fleißigen Tierchen, wie sie ihre Lasten hin- und herschleppen. Plötzlich schießt mir die Frage durch den Kopf, wie viel eine Ameise wohl wiegt und ob es überhaupt eine Waage gibt, die dieses kleine Gewicht messen kann? Wir rätseln ein wenig herum und später finde ich heraus, dass eine Ameise wohl zwischen 6-10 Milligramm wiegt.

Adventure Golfanlage
Nun ist aber immer noch nicht geklärt, wo wir Wasser herbekommen, was in Zeiten des Corona-Lockdowns ja auch nicht ganz so einfach ist. Unsere Hoffnung ist der Golfplatz, den wir als nächstes passieren werden. Und Bingo, hier werden wir fündig. Wir treffen auf ein nettes Golf-Ehepaar, das uns den Weg zum Clubhaus erkärt, an dem es einen Wasserhahn gibt.

Wir warten ab, bis beide ihren Abschlag gemacht haben, um nicht vom Golfball erschlagen zu werden. Durch die Mittagshitze geht es mit letzter Kraft über das kurzgeschnittene Grün. Noch kurz durch’s Unterholz, dann sind wir da. Was ist es für eine Freude, Flasche, Beine und Nacken unter das kühle Nass zu halten. Wir genießen den Moment des Glücks ausführlich. Jetzt ist nur die Frage, wie wir wieder heile über den Platz zurück in den Wald kommen. Wir tasten uns vorsichtig vor und fragen ein paar Golfer, ob wir hier unbehelligt über das Grün gehen können. Wiederum warten wir die Abschläge ab, gehen dann durch ein Tor, um auf die andere Seite des Platzes zu gelangen. Der Bereich zwischen zwei Toren scheint nicht offiziell zum Platz zu gehören. Als wird dort einen Tierschädel entdecken, gibt uns das doch etwas zu denken. Also, entweder hat es das Tier nicht mehr zum Wasser geschafft oder es wurde von einem Golfball niedergestreckt. Nun denn, wir haben Glück und erreichen unverletzt unsere weitere Wegstrecke.

Am Galgen
Unser nächstes Ziel ist die Turmberghöhe und die hat es in sich, es geht nochmals steil bergauf. Zum Glück wandern wir unter einer Abschirmung, sodass uns die Sonne nicht direkt auf den Pelz scheint. Auf einer Bank legen wir eine kurze Rast ein, um dann die nächste Steigung in Angriff zu nehmen. Wir erreichen die “Schöne Aussicht” auf dem Turmberg. Von hier aus können wir auf Detfurth und auf Wesseln blicken. Wir atmen durch, das meiste ist geschafft! Jetzt geht es langsam bergab. Wir kommen zunächst an der Passeiche vorbei und landen dann am “Galgen”, also dem Punkt “Auf dem Galgen”. Schnell noch ein Statusbild gemacht und weiter geht’s.

Wir erreichen einen Kammweg am Waldrand und haben unser Ziel, den Ausgangsort Klein Düngen, bereits vor Augen. Der Weg am Waldrand ist im Grunde genommen sehr schön, wenn nicht so eine lästige Fliegenart die ganze Zeit um uns herum wäre und eine Art Hochzeitstanz aufführte. Ein wirklich lästiges Volk.

Vom Kammweg geht es rechts herunter in den Ort hinein. Wir bewundern noch die Blütenpracht eines Kirschbaumes, freuen uns über einen jungen Hund und erreichen schließlich nach 26 Kilometern und knapp 800 Höhenmetern wieder unser Auto. Jetzt steht nur noch der Heimweg an – denkste!

Und täglich grüßt das Murmeltier
Dass die Rückfahrt nach Braunschweig zur größten Herausforderung des Tages werden könnte haben wir uns nicht träumen lassen. Zunächst erklärt uns das Navigationsgerät, dass wir ca. 38 Minuten für die Fahrt in die Löwenstadt benötigen. Wir stellen uns bereits eine kalte Dusche und kalte Getränke vor, bis…, ja bis wir im Stau stehen. Zunächst sind wir noch gelassen und denken an eine schlechte Ampelphase. Nun, es ist Muttertag, das Wetter ist schön, da ist halt der ein oder andere unterwegs. Aber, der Stau vor uns wird immer länger, das Fortkommen immer langsamer – da stimmt doch etwas nicht. Wir sprechen einen Einheimischen an: “Auf der B6 sieht es genauso aus”, erklärt er uns. Mist!

Als wir endlich im Schneckentempo die Kreuzung erreichen entscheiden wir uns spontan dafür, in Richtung Hildesheim zu fahren. Wir wundern uns noch, dass sonst keiner umdreht. Naja, vielleicht wissen die es nicht besser, denken wir. Auf dem Weg zur Autobahn A7 in Richtung Hannover fahren wir an einer SEHR langen Schlange vorbei. Noch halten wir uns für besonders schlau, das ändert sich aber gleich. Wir fahren also auf der Autobahn nach Hildesheim. Nach der Abfahrt machen wir einen U-Turn und glauben nun, ganz gemütlich auf der A7 nach Braunschweig zu düsen. Wir wundern uns noch, wie schön leer das hier ist. Dann erreichen wir die Raststätte Hildesheimer Börde Ost, die uns noch aus einem anderen Zusammenhang bekannt ist. Hier fällt es uns wie Schuppen aus den Haaren: die A7 ist in Richtung Braunschweig gesperrt – aaaaaaah. Das heißt, wir müssten uns wieder hinten anstellen. Geht gar nicht. Also schnell Plan B aus dem Hut gezaubert. Wir drehen erneut um und fahren wieder auf die Autobahn A7, wieder in Richtung Hildesheim. Dort wollen wir nochmals von der Autobahn runter und diesmal über die B1 nach Braunschweig tuckeln. “Wenn das nicht klappt”, sagt Fredrik ganz trocken, “dann fahren wir über Hamburg zurück.” Sofort kommt uns der Film “Und täglich grüßt das Murmeltier” ins Gedächtnis, ganz explizit die Szene, in der Bill Murray von der Polizei angehalten wird, drei Cheesburger und drei Tüten Pommes, zwei Schoko-Shakes und eine große Cola bestellt und fragt, ob die auch Apfeltaschen haben. Wir schütten uns aus vor Lachen (okay, es sind Pfannkuchen, aber was soll’s?).

Letztendlich ist auf der gewählten Strecke nichts los und wir kommen mit etwas Verspätung aber ohne Stau wieder in Braunschweig an. Was für eine Rückfahrt!

Hier noch der Link zum Track (leider hat sich mein Handy kurz vor dem Ende abgeschaltet, deshalb ist der Track nicht ganz vollständig).

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