Corona-Tagebuch: Auf dem C1 durch Altencelle

Christina/ Dezember 23, 2020/ Alltagsgeschichten

Es ist wieder soweit: Der zweite Lockdown hat Deutschland erreicht. Ich suche also erneut nach lohnenden Ausflugszielen in der Umgebung. Diesmal werde ich bei Celle fündig, genauer gesagt in Altencelle. Es gibt einen Rundwanderweg, der über Osterloh und Bockelskamp führt und die alte Siedlung “Kellu” umrundet. Die Tour auf dem C1 ist 15 km lang, nennenswerte Steigungen gibt es keine, dafür aber ganz viel Natur und ein paar interessante Entdeckungen am Wegesrand.

Entlang des Osterbruch-Kanals
Wir starten am Parkplatz “Im Sande”. Auf einer Übersichtstafel schauen wir uns den Wegverlauf an. Mir fällt auf, dass es auf der Strecke einen Ort namens Osterloh gibt, da stammt doch wohl nicht die Familie des gleichnamigen VW-Betriebsratbosses her? Zu Beginn unserer Tour regnet es noch ein wenig, im Wald ist davon aber fast nichts zu merken. Der schmale Pfad entlang des Osterbruch-Kanals geht sich schön und mit dem Gewässer auf der linken Seite hat die Szenerie etwas Romantisches. Wir streifen durch Eichen, Kiefern, Erlen und Birken.

An einer Wegbiegung geht es rechts nach Lachendorf. Na, das klingt doch mal vielversprechend. Ob dort wohl das Lachen zuhause ist? Ein bisschen Aufheiterung kann in diesen trüben Zeiten ja wirklich nicht schaden. Wir gehen aber nach links und sind auf die Osterloher Alpen gespannt. Wie bitte? Alpen? Habe ich richtig gelesen? Neugierig gehen wir weiter. Hm, weiterhin alles flach. Oh, jetzt hinter den Bäumen ist ein Hügel zu sehen – sollen sie das etwa sein? Tatsächlich sind die Osterloher Alpen ein riesiger Sandberg, der einst am Ufer der Aller angeweht wurde. Was es alles gibt! Wir staunen.

Am Osterloher Wehr
Kurz hinter den “Alpen” wird die Landschaft sehr idyllisch. Wir treffen auf ein NABU-Renaturierungsprojekt zur Erhaltung der Schönheit und Artenvielfalt der Allerniederung. Die seltene Rotbauchunke soll in der Allerniederung eine neue Heimat gefunden haben. Schön ist es hier auf jeden Fall.

Kurze Zeit später erreichen wir zunächst das Dorf Osterloh. Neben traditionellen Heidehöfen stehen hier ziemlich schicke Villen. Das scheint also ein beliebter “Hideaway” der Schönen und Reichen und ganz schön Reichen zu sein. Wir verlassen den Ort Richtung Süden und kommen zum Osterloher Wehr. Hierbei handelt es sich um eine revitalisierte Flussschleife der Aller. Wir genießen den schönen Blick in die Aue und wandern weiter entlang des Flusslaufes über Felder und Wiesen bis wir an die nächste Weggabelung gelangen. Kurz vor dem nächsten Dorf, Bockelskamp, machen wir eine kleine Pause am überdachten Grillplatz.

Die Ur-Siedlung Kellu
Hinter Bockelskamp biegen wir rechts ab und folgen dem Alten Bahndamm der Allertalbahn, die einst von Gifhorn über Celle nach Verden verlief. Wir kommen wieder in ein kleines Wäldchen, verlassen dieses aber kurz darauf wieder, um das Industriegebiet zu streifen, das uns nach Altencelle und zur Gertrudenkirche führt. An der Kirche aus dem 14. Jahrhundert (Wiederaufbau) fällt uns der Glockenturm aus Holz auf. Wir fragen uns, ob der wohl nachträglich angebaut wurde? Einen Glockenturm aus Holz haben wir noch nie gesehen. Eine Infotafel verrät uns aber, dass alles seine Richtigkeit hat.

Wir folgen nun der Ausschilderung “Im Sande” und steuern somit wieder unseren Ausgangspunkt an. Auf dem Weg zum Parkplatz kommen wir noch an der ehemaligen Brunonenburg und dem damaligen Siedlungsplatz “Kellu” vorbei. Der Name Kellu soll 992 erstmals erwähnt worden sein und bedeutet “Bucht” (vgl. Kiel). Diese Bezeichnung soll auf die Tatsache zurückgehen, dass die Aller einst in einem Bogen direkt durch Altencelle floss.

Von hier gehen wir rechts über die Allerbrücke und erreichen später links abbiegend wieder den Parkplatz “Im Sande”. Das war eine wirklich schöne (natur-)geschichtliche Runde. Aber unser Abenteuergeist ist natürlich längst noch nicht befriedigt. Zwei Ziele in der Umgebung locken uns noch: Es sind die Altstadt von Celle und das Kloster Wienhausen vor den Toren der Stadt.

Weihnachsbuden alkoholfrei
In der Altstadt von Celle angekommen schlendern wir zunächst über den Marktplatz. Hier stehen tatsächlich ein paar Buden, die an eine Art Weihnachtsmarkt erinnern. Es ist wenig los, es gibt ja keinen Glühwein. Lediglich an Bratwurst, Schmalzgebäck und Kaffee kann sich der Gast laben. Christian entscheidet sich für eine Portion Pommes, während ich mir einen Kaffee-to-go hole und diesen in meinen Thermobecher umfülle – wider der Pappbecher- und Plastikflut.

Wir schlendern ein wenig durch die Stadt, bewundern das prächtige Welfenschloss und die vielen Fachwerkhäuser von Celle, über 500 sollen es wohl sein.

Kindermund tut Wahrheit kund
An einer Schmalzkuchen-Bude holt Christian sich noch einen Kaffee und eben etwas Fettiges. Während er brav ansteht und auf seine Ware wartet beobachte ich eine junge Familie, die sich auch gerade um das Fettgebackene bemüht. Der Vater steht etwas abseits an einem Baum, sein Mountainbike an der Hand, während Mutter und Sohn vor der Bude lungern. Als die beiden endlich ihre weißen Tüten mit dem heißen Gebäck in der Hand halten und zum Vater zurückgehen wollen entfährt es dem Jungen: “Aber Papa, warum hast du denn keinen Ständer?” Ich werfe einen Blick auf die Ehefrau und ahne warum.

Kein Weihnachtsmarkt im Kloster Wienhausen
Schließlich wollen wir aber noch weiter und auf dem Rückweg dem Kloster Wienhausen einen Besuch abstatten. Von dem Konvent hatte ich immer wieder gelesen, bin bis heute aber nicht dort gewesen. Wir dürfen zwar nur das Klostergelände betreten, aber selbst das lohnt sich schon. Wir kommen ins Gespräch mit vier Damen, die vor dem Eingang des Stifts stehen. Sie erzählen uns, dass hier am vierten Advent normalerweise das “offene Adventfenster” stattfindet, was in diesem Jahr natürlich ausfallen muss.

Auch Wienhausen ist recht geschichtsträchtig, wie ein Gang durch den Dorfkern zeigt. Wieder treffen wir auf schöne Höfe, einen hölzernen Glockenturm, eine Mühle und die Reste eines Jagdschlosses. Unsere Abenteurlust für den heutigen Tag ist gestillt. Sehr zufrieden über diese schöne Abwechslung in Corona-Zeiten trefen wir die Rückfahrt nach Braunschweig an.

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