Volksrepublik Volkswagen

Christina/ Dezember 28, 2014/ Kultur

Volksrepublik Volkswagen

Dass deutsche Unternehmen im Ausland Produktionsstandorte unterhalten und je nach Perspektive in den ausgewählten Ländern neue Arbeitsplätze schaffen, die sie zuvor in Deutschland abgebaut haben, ist nichts Neues. Globalisierung ist das dazugehörige Zauberwort, mit dem sich interessanterweise so ziemlich alles erklären lässt: Standortschließungen in Deutschland, Umsatzsicherung im Ausland, Vorherrschaft auf attraktiven Märkten.

Was es für deutsche Manager und ihresgleichen heißt, von beispielsweise Wolfsburg nach Changchun zu gehen oder umgekehrt für chinesische Mitarbeiter nach, sagen wir Hannover zu kommen, bleibt oftmals unbeleuchtet. Man lebt sich halt irgendwie ein und schreibt entweder E-Mails mit skurrilen Begebenheiten an die Daheimgebliebenen in Deutschland oder sendet Video-Botschaften an die Familie in China über die mangelnde Effizienz deutscher Arbeiter. So zeigt es jedenfalls das Stück “Volksrepublik Volkswagen“, das derzeit im Schauspielhaus Hannover zu sehen ist.

In seiner Inszenierung von “kopierten Managern”, “überkandidelten PR-Beauftragten” und “aufmerksamen moralisch-angespitzten VW-Begleitfrauen” scheint es dem Regisseur Stefan Kaegi nicht um interkulturelles Handlungswissen zu gehen, wie es zum Beispiel interkulturelle Trainings zu vermitteln meinen. Nein, vielmehr wird der Zuschauer mit der Aufeinanderfolge von Kuriositäten, Nichterklärbarem und Unverständlichem alleine gelassen. Was er mit dem Gesehenen macht oder besser: was er daraus macht, das muss er selbst entscheiden.

Eines wird aber deutlich: Von einem “globaliserten Zusammenrücken” der Kulturen der Welt kann keine Rede sein, die Protagonisten bleiben jeweils in ihrer eigenen Welt verhaftet und versuchen entweder das Beste aus ihrem Aufenthalt zu machen oder freuen sich schon wieder auf das nach-Hause-kommen. Hier fehlt dem Stück leider der Ausblick auf das weitere Miteinander, Nebeneinander oder die Kolonialisierung der chinesischen Lebenswelt, wie es einst David Bowie so passend in seinem Song “Little China Girl” mit den Worten

My little China girl you shouldn’t mess with me
I’ll ruin everything you are
You know I’ll give you television, I’ll give you eyes of blue
I’ll give you a man who wants to rule the world

formuliert hat?

Zum Weiterlesen:

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