Bollywood in Hörden am Harz
Zugegeben, Hörden am Harz ist nicht gerade für seinen internationalen Charme bekannt. Und doch konnten wir diesen gestern entdecken. Er steht im Garten eines sehr schönen Cafés und lädt zum Relaxen ein. Es handelt sich um eine Hollywood-Schaukel der besonderen Art, nämlich Bollywoodstyle. Vermutlich ist das gute Stück nicht vom Subkontinent importiert. Trotzdem mit ein bisschen Fantasie fühlt man sich dorthin versetzt. Die dazugehörige Gaststube ist übrigens der Eulenhof. Ein wirklich lauschiges Plätzchen für einen Frühlingstag. Auslöser der ganzen Geschichte ist ein Ausflug auf dem Karstwanderweg. Entlang der Südroute sind wir in Osterode aufgebrochen und dort auch wieder am Abend gelandet. Unterwegs wurde uns viel geboten: Neben einer herrlichen, sanften Hügellandschaft haben wir Bauernhof-Eis genossen, Rotes Harzer Höhenvieh gesehen und den Edelhof entdeckt. Zum krönenden Abschluss sind wir noch im Gasthaus zur Linde in Badelahe zum Spargelessen eingekehrt. Besser geht es nicht. Ach ja, und Goethe war natürlich auch schon hier:-)
Aufbruch in Osterode
Mittags treffen wir uns in Osterode am ALOHA Schwimmbad. Das ist der Ausgangspunkt unserer Karstwanderung. Wir starten leider etwas verzögert, weil ich dummerweise meinen Fahrradhelm im Zug liegengelassen habe. Mit wenig Hoffnung versuche ich die Deutsche Bahn zu erreichen, um den Verlust zu melden. In Berlin erreiche ich ein Call-Center, nur um zu erfahren, dass das an den Osterfeiertagen nichts geht. Schließlich gebe ich noch schnell eine Verlustmeldung über das Internetportal auf. Allerdings habe ich wenig Hoffnung, dass ein ehrlicher Finder den Helm abgegeben hat.
Es geht zunächst entlang der alten Stadtmauer in Osterode Richtung Gipsfabrik Augustental. Der Karstwanderweg ist mit einem rot-weißen-Zeichen und einem „K“ in der Mitte ausgeschildert. Ein Informationsschild am Wegesrand informiert über die Historie des Werkes. Wir allerdings sind von der Umgebung in den Bann gezogen, genießen gleichwohl den Ausblick und den Sonnenschein.
Vorbei an einem Feuerlöschteich überqueren wir die Straße und Bahnschienen. Wir passieren das Tanzhaus Mielke und biegen rechter Hand wieder in den Karstwanderweg ein. Der Wanderweg führt an einem kuriosen Haus vorbei – über Geschmack lässt sich ja bekanntlich (nicht) streiten – und führt weiter in den Wald.
Wo geht es nach Hörden?
Plötzlich sind wir etwas „lost“. Die Ausschilderung hat sich nämlich verändert. Zunächst war immer der Abschnitt zwischen Osterode nach Herzberg ausgezeichnet. Nun ist Herzberg schlagartig durch den Mühlberg ersetzt. Hm, wir sind etwas ratlos, zumal wir nach Hörden am Harz wollen, das ist nämlich der Umkehrpunkt unserer Tour. Über das Handy erfahren wir, dass wir auf der Höhe von Düna sind. Von dort meinen wir nach Hörden zu kommen. Wir folgen ein Stück der Straße. Als nächstes werden wir von einen Hinweisschild, das zu einem Biobauernhof und einen Eisschrank führt, gefangen genommen. Ist vielleicht ein gute Idee, hier mal eine kleine Pause einzulegen.
Der mobile Eisstand des Hofes scheint sehr beliebt zu sein, zumindest herrscht hier reges Treiben. Wir nutzen die Gelegenheit, um nach dem Weg zu fragen. Eine freundliche Fahrradfahrerin gibt uns Auskunft. Oberhalb von Düna geht es links nach Hörden. Nach der Eispause machen wir uns auf den Weg. Wieder einmal sind wir von der lieblichen Landschaft begeistert. Wir steuern langsam aber sich auf Hörden zu und passieren eine Herde von Rotem Harzer Höhnenvieh, das Junge bei sich hat. In Hörden wollen wir gerne eine Trinkpause im Eulenhof einlegen.
Ein Idyll in der Pampa
In Hörden bin ich bisher nur einmal gewesen und das im Winter. Das es hier so ein einladendes Café mit einem herrlichen Garten gibt, hätte ich niemals gedacht. Wir sind völlig begeistert von dem Hofcafé und verspüren wenig Lust wieder aufzubrechen. Als ich dann noch die Bollywoodschaukel mit Schnitzereien im Garten entdecke ist es um mich geschehen. Ich kann nicht anders, es muss eine kleine Fotosesession geben. Zu dumm, dass wir in Badelahe für den frühen Abend einen Tisch reserviert haben. Die Zeit drängt also etwas und wir müssen aufbrechen. Noch wissen wir aber nicht, dass wir jetzt noch den schönsten Teil der Strecke vor uns haben.
Alle Wege führen nach Düna
Auf dem Weg in den Ort haben wir die Markierung zurück auf den Karstwanderweg entdeckt. Ausgeschildert ist zwar nicht Osterode sondern nur Düna, aber die Richtung stimmt ja. Dieser Wanderabschnitt, der uns am Edelhof und einer wunderschönen Koppel in Hörden vorbeileitet und zum Naturschutzgebiet Hainholz führt, ist so entzückend, dass wir uns am liebsten mit einem Wein auf die Bank setzen würden, um zu verweilen. Aber ja, wie gesagt, die Zeit drängt leider. Es geht leicht bergauf und die Landschaft wird immer schöner. Mitten auf einem kleinen, grünen Hügel lockt eine Parkbank. Wir fangen an zu fantasieren – jetzt ein Weinchen und nur die Landschaft genießen…
Wieder in Düna
Wir folgen weiterhin der Ausschilderung. Als diese jedoch nur Düna als Ziel angibt, nicht aber Osterode, kommen wir ins Grübeln. Nochmals konsultieren wir das Handy und gehen geradeaus weiter. Leider endet der Weg im Nichts. Also nochmals zurück und weiter in Richtung Düna. Wir passieren die Jettenquelle, den Pferdeteich und den Hirschzungen-Erdfall.
Als wir den Ort vor Augen haben, fragen wir eine Gassigeherin um Rat. Sie sagt uns mehr oder weniger, dass alle Wege, bis auf einen, nach Osterode führen würden. Hm, ausgeschildert ist nur Uehrde, aber wir versuchen unser Glück. Einmal gehen wir im Kreis, dann nehmen wir den Radweg nach Osterode. Ist die sicherste Variante. Und außerdem, wie ein Schild uns sagt, ist Goethe auch schon hier entlanggefahren:-)
Plötzlich wird es etwas kühler und dunkle Wolken ziehen auf. Nanu, war doch gar kein Regen angesagt? Vorbei an blühenden Rapsfeldern schaffen wir es aber noch rechtzeitig nach Osterode, Stadtteil Dreilinden. Von hier sind es noch gut 1,5 km bis wir unseren Parkplatz am ALOHA-Schwimmbad wieder erreicht haben – trocken.
Die Tour mit ca. 22 km Länge hat uns sehr gut gefallen. Wir waren überrascht, wie schön die Gegend rund um Osterode, Düna und Hörden am Harz ist. Ich kann mir gut vorstellen, dass wir nochmals in die Gegend kommen und dann vielleicht den Rötzel-Panoramaweg nehmen.