Leinepolder: Wo Helden wandern gehen
Ich habe es von einer Bekannten erfahren: Es gibt ein Naturschutzgebiet (NSG) im Leinetal. Es nennt sich Leinpolder. Dort soll es auch Seeadler geben. Sofort bin ich angefixt. Ich merke mir den Namen und google die Adresse im Anschluss an das Gespräch. Über das Weiterbildungsangebot zum Naturscout komme zum Revier: das Naturschutzgebiet Leinepolder. Ich bin begeistert und informiere sofort meinen Wanderkumpel Burkhard über meine Neuentdeckung. Bei Komoot recherchieren wir eine Wandertour. Ein Blick auf Google Maps verrät mir zudem, dass es bei Salzderhelden (toller Name!) eine Heldenburg gibt. Ist das wahr? Ja, besser geht’s ja gar nicht, das ist genau unser Ding.
Die Northeimer Seenplatte – Kiesabbau deluxe
Gleich am darauffolgenden Wochenende geht es in Richtung Northeim. Auf der Autobahn werde ich auf das Hinweisschild „Northeimer Seenplatte“ aufmerksam. Sofort kommt mir die Mecklenburger Seenplatte ins Gedächtnis. Als wir abfahren und in einer Kieslandschaft stranden, hält sich das Urlaubsfeeling doch in Grenzen. Wir halten an einer Einbuchtung, die wohl als Parkplatz fungiert. Neben uns ein Northeimer, der keine Anstalten macht auszusteigen. Ist das hier ein Treff der Wirtschaftskriminellen oder der heimlichen „Schuttablader“? Ich merke schon, meine Fantasie geht wieder mit mir durch.
Another one bites the dust
Die Szenerie mag hier im Sommer eine andere sein. Im Frühling jedoch wirken die Kiesteiche nicht besonders einladend auf uns. Zudem müssen wir erstmal eine Menge Staub schlucken bevor es auf den Deich und damit ins NSG geht. Wir laufen in Richtung Salzderhelden, dort wollen wir uns die Ruine der Heldenburg anschauen. Unterwegs recken wir immer wieder die Hälse in die Luft. Wir hoffen darauf, den Seeadler zu sehen.
Milane, Störche und jede Menge Gänse
Bei jedem Vogelgeräusch gehen unsere Köpfe in den Nacken und der Puls steigt. Ach ja, aber es sind wieder „nur“ Rotmilane oder schnatternde Gänse. Gänse, jede Menge Gänse. Ich frage mich immer über was die sich eigentlich unterhalten? Ich stelle mir dann vor, dass die Vögel sich zum Kaffeeklatsch treffen und über ihren „Alten“ schimpfen😊Kurzum: Unsere Suche nach einem Seeadler bleibt leider erfolglos. Dafür erleben wir eine andere Überraschung. Kurz vor dem Ort Salzderhelden sehen wir jede Menge Störche. Einer fliegt dicht über unseren Köpfen und hat einen Fisch im Schnabel. Fütterungszeit. Der Adebar verschwindet hinter dem Deich. Wir wollen wissen, wo er abgeblieben ist. Und als wir den Hügel hinaufsteigen wird uns das ganze Ausmaß bewusst: Wir sehen uns zahlreichen Storchnestern gegenüber, die alle gut frequentiert sind. Tatsächlich niesten die Vögel auf den Masten der Bahntrasse. Wir kommen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. So weit das Auge reicht sehen wir Storchennester.
Auf der Heldenburg
Über eine große, breite Brücke gelangen wir vom NSG nach Salzderhelden. Wir folgen den Radwegschildern zur Burg. Die Ruine war bereits gut vom Wanderweg aus auszumachen. Sie liegt mitten im Ortskern auf einer Anhöhe. Gleich daneben entdecken wir die Burgschänke.
Wir gehen hinauf zur Burgruine und sind positiv überrascht, wie gut das Gelände gepflegt ist. Es gibt zahlreiche Infotafeln und ein Miniaturmodell der alten Burg zu entdecken. Darüber hinaus genießt man von hier oben einen herrlichen Blick über den Ort. Der tiefblaue Himmel und die strahlende Sonne tun ihr Übriges. Nachdem wir das Gebiet ausführlich erkundet und abgelichtet haben, geht es in die Burgschänke.
Das Lokal hat einer herrliche Terrasse, die windgeschützt ist. Zum Glück ist ein Tisch in der Sonne frei. Wir werden schnell und sehr freundlich bedient. Wir sind begeistert, nicht nur vom Wirtshaus, sondern auch von den unglaublich günstigen Preisen. Schnell haben wir es uns bei Kaffee und Kuchen gemütlich gemacht, sodass wir gar nicht mehr aufstehen mögen. Aber, wie heißt es so schön: Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei. Schließlich brechen wir auf und wandern zum Auto zurück.
Mein Fazit: Auch, wenn der Wanderweg entlang des Deiches durch das NSG Leinepolder nicht besonders spektakulär ist, so hat sich sowohl der Besuch der Ruine Heldenburg und der gleichnamigen Schänke auf jeden Fall gelohnt.