Auf dem Harzhorn Entdeckerweg

Christina/ April 11, 2024/ Alltagsgeschichten

Als Fan des antiken Roms ist der Besuch des Römisch-Germanischen Schlachtfelds Harzhorn ein Muss. Im Grund genommen habe ich nur noch auf schönes Wetter gewartet. Letzten Samstag ist es soweit. Bei vorausgesagten sonnigen 25 Grad gibt es keine Ausreden mehr. Dass sich der Harzhorn Entdeckerweg zudem noch in eine schöne Wanderung einbetten lässt, macht das Ganze noch attraktiver. Neben dem geschichtlichen Höhepunkt gesellt sich ein lukullischer dazu: Abends speisen bei Fritz Willers in Bilderlahe den ersten deutschen Spargel des Jahres.

Ellierode, das vergessene Dorf
Wir starten unseren Rundgang in dem „vergessenen“ Dorf Ellierode. Im zweiten Weltkrieg wurde die 50-Häuser Ortschaft von den amerikanischen Truppen übersehen. Kann ja mal passieren. Und ja, als wir dort am später Sonnabendvormittag unser Auto abstellen, herrscht schon eine gewisse Ruhe. Auf der Straße ist niemand zu sehen, lediglich die Warnsirene gibt um 12:00 Uhr einen Ton von sich. Mit seinen frühlingsgrünen Wiesen und den grasenden Pferden wirkt Ellierode sehr idyllisch.

Harzhorn mobil
Am Ortsausgang geht es erst einmal berghoch. Wir tauchen in den Wald ein und erreichen nach einer Dreiviertelstunde die ersten Ausgrabungsstationen des römisch-germanischen Schlachtfelds. Klasse, d.h. wir haben den Info-Pfad erreicht. Natürlich haben wir uns vor dem Besuch „schlau gemacht“. Dabei sind wir auf Harzhorn mobil gestoßen. In der irrigen Annahme, dass es sich dabei um eine Art App oder Audio-Guide handelt, hat Burkhard die AirPods dabei. Gut, die verstauen wir dann schnell wieder. Hier geht es nur darum, QR-Codes abzufotografieren. Das ist m.E. nicht nötig. Die Beschreibungen vor Ort sind gut und ausreichend.

Gerne hätten wir eine Führung auf dem Gelände mitgemacht. Aber leider finden diese nur sonntags oder am dritten Samstag eines Monats statt. Das alles ist aber nicht schlimm. Wir sind auch so von dem Ort und den Beschreibungen fasziniert. Wir können uns recht gut vorstellen, wie das Kampfgeschehen seinerzeit ablief. Wieder einmal bin ich davon fasziniert, wie gut die römischen Soldaten organisiert waren. Am Ende haben die Germanen das Nachsehen. Am Ende des Rundgangs kommen wir zum Informationszentrum. Auch dieses hat geschlossen. Ein Blick durch die Fensterscheibe lässt uns aber ein Diorama der Schlacht erkennen. Zudem sind schöne Römerschilde zu sehen. Ist schon gut, dass der Laden nicht geöffnet hat. Wer weiß, zu was man mich verführt hätte.

Durch die Feldmark zu den Wöllersteinen
Vom Harzhorn wandern wir durch die Feldmark in Richtung Wiershausen. Die Sonne gibt inzwischen richtig Gas. Auf einer Bank legen wir eine kleine Pause ein. Wir träumen von einem kühlen Blonden in einem Waldcafé. Leider bleibt es dabei. Zwar sehen wir aus der Ferne ein paar LKWs mit Bierwerbung, es gibt aber keinen Verkauf. Also überqueren wir die Landstraße und wandern bergauf wieder in den Wald. Unser nächstes Ziel ist der Steinbruch bei Kalefeld. Auf einem sehr schmalen Weg – der sich später als Rundweg Kirchen & Kapellen herausstellt – laufen wir zum Steinbruch Kalefeld und erreichen kurz danach die Wöllersteine. Hier sollen bereits vor ca. siebentausend Jahren Menschen gelebt haben. Wie dem auch sei. Auf jeden Fall steht hier eine sehr schöne Allee und die Aussicht vom Denkmal für die gefallenen Soldaten ist wunderschön.

Die Weißenwasserkirche mit Bauernfriedhof
An diesem herrlichen Platz verweilen wir ein wenig. Noch ahnen wir nicht, dass wir auf dem besten Wege zu einem weiteren Highlight sind: der Weißenwasserkirche mit Bauernfriedhof. Nicht weit von den Wöllersteinen kommen wir zunächst zu einem leeren Wassertretbecken. Da steht sie plötzlich vor uns: die Weißenwasserkirche. Das Zusammenspiel zwischen der Kirche und den alten Grabsteinen aus dem 18. und 19. Jahrhundert fasziniert mich besonders. Ich stelle mir sofort einen düsteren Wintertag vor. Nebel steigt vor den Gedenksteinen auf und Zomibies treiben ihr Unwesen. Zurück zur Realität: Das Areal ist wirklich schön und einen Besuch wert.

Vom Bauernfriedhof aus wandern wir in Richtung Sebexen. Den Ort lassen wir aber links liegen und steigen über einen Feldweg ein letztes Mal in den Wald. Auf der anderen Seite kommen wir in Höhe von Ellierode heraus und steigen zu unserem Auto hinab.

Fritz Willers in Bilderlah
Ein Tipp meiner Freundin Susanne lässt uns nach Bilderlahe aufbrechen. Nicht, dass ich zuvor jemals von dem Flecken gehört hätte. Aber hier soll das Fritz Willers sein. Als wir dort eintreffen entnehmen wir dem gut gefüllten Parkplatz, dass die Gaststätte recht beliebt ist. Und siehe da, wir kriegen keinen Platz mehr. Erst um 19:30 Uhr wäre wieder etwas frei. Tja, was sollen wir machen? Nachdem uns ein Aufsteller sagt, dass es eine Spargelkarte gibt, muss ich mir etwas einfallen lassen. Wir entscheiden uns dafür, im nahegelegenen Seesen etwas Trinken zu gehen und später wiederzukommen.

In Seesen ist allerdings gar nicht so einfach, ein Café zu finden. Es ist bereits 18 Uhr. Das Eiscafé meines Vertrauens hat gerade seine Pforten geschlossen. Das Kaffeehaus gegenüber hat ganz zugemacht. Tja, bleibt nur noch das „La Dolce Vita“ von Alfredo Occhipinti. Also, gemütlich sieht das nicht aus. Aber immerhin wir können draußen sitzen. Die Preise auf der Getränkekarte versetzen uns allerdings den nächsten Dämpfer. 5 Euro für einen Baileys? Das ist definitiv eine Ansage. Mit zwei Radlern ertränken wir unseren Durst und fahren zurück nach Bilderlahe. Und hier geht uns das Herz so richtig auf. Sowohl das Angebot an Spargelgerichten als auch die Preise können sich durchaus sehen lassen. Ich entscheide mich für die vegetarische Variante mit überbackenem Spargel, Kartoffeln und Rührei, während Burkhard die Schnitzelvariante wählt. Wir sind äußerst zufrieden und gut gesättigt. Das ist ein toller Lokaltipp und der gelungene Abschied von einem ereignisreichen Tag.

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