Wolfenbüttel: Eine Stadt voller Geschichte

Christina/ August 10, 2020/ Alltagsgeschichten

Alter Schwede
Was als kleine Feierabendrunde geplant war hat sich zu einer veritablen Fotosession in und um Wolfenbüttel gemausert. Ich bin länger nicht mehr durch die Stadt gefahren und nun überrascht, wie schön sich Wolfenbüttel herausgeputzt hat. Die Kreisstadt glänzt sowohl durch Kunst als auch Kultur. Ein weiterer Hingucker sind die zahlreichen Fachwerkhäuser und das sogenannte Grachtenviertel „Klein Venedig“. Letzteres ist eine Hinterlassenschaft der Schweden aus dem 16. Jahrhundert, die noch durch andere Kanalbauten auffielen. Alter Schwede!

Ich kenne meine Pappenheimer!
Vermutlich bin ich auf dem Radweg an der Okeraue schon dutzendmal an dieser Stelle vorbeigekommen und habe die Informationstafel zum Schwedendamm einfach übersehen. Aber heute fällt sie mir auf. Ich bleibe stehen und bin fasziniert. Wie geschichtsträchtig doch das Braunschweiger Land ist, denke ich. Da ist zuletzt meine Auseinandersetzung mit den Gräueltaten im Lechlumer Holz und jetzt die Belagerung Wolfenbüttels durch die Schweden. Ohne ins Detail gehen zu wollen, hier ein paar Fakten, die mich zumindest verblüfft haben: Im 17. Jahrhundert gehörte Wolfenbüttel zu den am besten verteidigten Städten im Heiligen Römischen Reich! Durch den Bau des Schwedendamms sollte die Stadt überflutet und somit einnehmbar werden. Der befehlshabene General war übrigens kein geringer als Gottfried Heinrich Graf zu Pappenheim. Jetzt kennt ihr eure Pappenheimer!

Goslar im Harz stellte sich seinerzeit als Verräter heraus. Im Gegensatz zu Braunschweig lieferte sie den Belagerern die zum Dammbau benötigten Arbeiter und Werkzeuge. Infolge des Walls stand Wolfenbüttel mehrere Wochen unter Wasser, das bis zu 1,60 m hoch stand. Im Dezember 1627 fiel die Stadt, nachdem Häuser unter der Wasserlast eingestürzt waren und die Menschen Hunger litten, weil das Getreide nicht mehr verarbeitet werden konnte. Welfenherzog Friedrich Ulrich übernahm die Stadt.

Der Frieden dauerte aber nicht lange. Vierzehn Jahre später kam es zu einer erneuten Belagerung und einer wiederholten Überschwemmung Wolfenbüttels. Durch Friedensverhandlungen erhielt Herzog August schließlich seine Residenzstadt zurück. Damit war der dreißigjährige Krieg im Braunschweiger Land 1643 beendet.

Altstadt im neuen Glanz
Von Groß-Stöckheim kommend sehe ich als erstes die herrschaftliche Herzog-August-Bibliothek, eine Institution von internationalem Rang. Gleich nebenan strahlt mich das Lessinghaus an und auf dem Marktplatz springt im Brunnen fröhlich ein Wasserstrahl in die Luft. Die Häuser um den zentralen Platz sind sehr schön renoviert, Cafés mit Blick auf das Schlossmuseum laden zum Verweilen ein. Trotz Corona werden im Schlosshof Vorbereitungen für das Open-Air-Kino getroffen, mit dem gebotenen Abstand natürlich. Der Wolfenbüttler Kultursommer ist im vollen Gange.

Ich streife mit dem Rad ein wenig durch die Straßen und komme aus dem Staunen nicht mehr heraus. Die schönen Häuser rund um das Harztor und die Krumme Straße haben es mir angetan. Ich fotografiere was das Zeug hält und nutze das sanfte Abendlicht aus. Die schläfrige Ruhe auf den Straßen durch die Hitze und die Urlaubzeit lässt auch mich ganz gelassen und besinnlich werden. Mir hat Wolfenbüttel vom städtebaulichen Charakter her immer gut gefallen.

Bruderschaften in Wolfenbüttel
Ich bin erstaunt, was mir alles auffällt, wenn ich achtsam durch die Stadt fahre. Die historischen Hinweisschilder auf die Bruderschaften der Bäcker- und Fleischergesellen z.B. waren mir zuvor nicht aufgefallen. Auf dem Weg nach Hause fahre ich am Stadtgraben entlang. Dort entdecke ich einen ehemaligen Waschplatz. Als ich um die Ecke biege komme ich auf den Holzmarkt und zur prächtigen St. Trinitatis-Kirche. Auch hier wirkt alles frisch renoviert und sehr ansprechend auf mich. Ein wahrer Genuss für das Auge.

Nach einiger Zeit kann ich mich losreißen. Es war bestimmt nicht mein letzter Ausflug nach Wolfenbüttel. Als nächstes möchte ich Radrouten rund um Wolfenbüttel ausprobieren, z.B. in den Oderwald oder nach Salzgitter-Salder zum Schloss.

Meine Route:
Ringgleis – Südsee – Leiferde – Stöckheim – Braunschweiger Okeraue (Schwedendamm) – Wolfenbüttel – Herzog August Bibliothek – Lessinghaus –Wilhelm Busch-Skulptur – Schloss – Bruderschaft – Lustgarten – Krumme Straße – Klein Venedig – Braunschweiger Okeraue – Stöckheim – Südsee – Ringgleis.

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