Fuchsie aus der Haute Provence

Christina/ August 28, 2022/ Alltagsgeschichten

Wir sind noch keine zwei Minuten an unserem Ferienhaus, da läuft mir bereits meine Ferienliebe über den Weg: Fuchsie. Zunächst bin ich mir gar nicht sicher, wen oder was ich da vor mir habe. Ist das ein Hund, ist das ein Fuchs oder gar eine Hyäne? Ich schwanke zwischen Faszination und Sorge. Wird mich das Tier angreifen? Ist es gefährlich oder hat es eher Angst vor mir? Es ist meine erste Begegegnung mit einem Rotfuchs, den ich in der Folge “Fuchsie” nennen werde. Der junge Rotfuch und ich freunden uns in den folgenden vierzehn Tagen an, sodass mir am Ende des Urlaubs der Abschied sehr schwer fällt.

Aus der flüchtigen, ersten Begegnung entwickeln sich schnell regelmäßige Treffen. Im Nu begreife ich, dass Fuchsie uns morgens und abends besuchen kommt. Manchmal hat er auch noch seinen Bruder oder Vater im Schlepptau. Der ist aber scheuer als das Jungtier und hält Abstand. Morgens beim Duschen sehe ich Fuchsie aus dem Fenster an “seinem” Baum sitzen. Dann holt er sich sein Frühstück aus dem Garten. Den Tag verbringt er außerhalb des Geländes. Am Abend, meist so zwischen 20 Uhr und 20:30 Uhr kommt er dann zurück. Vermutlich auf der Suche nach etwas Essbarem. Das niedliche Tier macht teilweise einen scheuen und teilweise einen recht frechen Eindruck. Fuchsie sitzt auf jeden Fall der Schalk im Nacken.

Am Anfang ist er noch vorsichtig, hält Abstand und macht einen Bogen um uns. Als er merkt, dass wir ihm nichts Böses wollen, wird er immer zutraulicher. So dauert es nicht lange, bis ich merke, dass ich morgens und abends regelrecht auf das Auftauchen des jungen Rüden warte. Kaum vernehme ich ein Rascheln im Gebüsch werde ich aufmerksam und rufe nach “Fuchsie”. Die ganze Szenerie wird von einem Zikadenkonzert untermalt, das ca. eine halbe Stunde dauert. Ergänzt wird die musikalische Einlage durch eine Eule, die zu der Zeit ihren Standort wechselt.

Am letzten Abend bricht mir Fuchsie fast das Herz. Nachdem er von mir Käse und Banane verspeist hat, muss er eine Vorahnung haben. Während ich meinen Koffer packe und traurig bin, Fuchsie vor Ort lassen zu müssen, taucht er plötzlich auf der Terasse auf und schaut sehnsüchtig durch das Fensterglas. Ich schmelze dahin und muss an mich halten, damit ich dem Rotfuchs nicht die Tür öffne und das Tier damit ins Haus lasse. Der sehnsuchtsvolle Blick macht mich traurig und ich hoffe, dass ich Fuchsie nicht zu sehr verwöhnt habe. Innerlich hoffe ich, dass er vielleicht ab und zu an mich denkt. Ich werde meine Ferienliebe jedenfalls nicht so schnell vergessen.

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