Alfeld: Über sieben Berge musst du gehen

Christina/ Juli 5, 2021/ Alltagsgeschichten

Auch wenn Peter Maffay von sieben Brücken sang, über die man gehen soll, so weiß ich doch seit gestern, dass es auch mal sieben Berge sein können. Die Wanderung über die sieben Berge bei Alfeld ist mit insgesamt 720 Höhenmetern und 22,5 km Länge eine recht schweißtreibende Angelegenheit. Daran sind gar nicht so sehr die Berge schuld, sondern eher die schwüle Luft als Vorbote des späteren Gewitters. Schneewittchen und den sieben Zwergen sind wir unterwegs leider nicht begegnet. Dafür können wir uns aber nach der Wanderung endlich mal wieder mit einem schönen Kaffee und Kuchen belohnen. Im Garten des Klosters Brunshausen lassen wir den Tag ausklingen, noch bevor das Alfelder Gewitter die Gegend um Bad Gandersheim erreicht.

Dem Hödeken auf der Spur
Es ist das erste Mal seit über 1,5 Jahren, dass ich wieder an einer “geführten” Tour teilnehme. Dementsprechend ist die Vorfreude besonders groß, zumal es in die sieben Berge nach Alfeld geht, da wollte ich schon lange hin. Als ich Seesen erreiche, versteckt sich die Sonne noch hinter ein paar Wolken. Nach einem gemeinsamen Kaffee sieht die Welt aber schon wieder ganz anders aus. Wir treffen uns mit dem Gruppenführer Hartmut und zwei anderen Mitwanderern in Alfeld. Zu sechst geht es dann ab in die Berge. Zwischenzeitlich hat sich die Sonne ihren Weg durch die Wolken gekämpft.

Gut gelaunt folgen wir zunächst der Ausschilderung des Hödekens, dem wir unterwegs immer wieder begegnen. Der Sage nach ist der Hödeken ein Winzenburgischer Poltergeist. Mich dagegen erinnert das Männchen mit dem fliegenden Umhang an Inspektor Clouseau aus der Serie “der rosarote Panther”. Das heißt, die Figur ist für mich absolut positiv besetzt, ein gutes Vorzeichen.

Welcher Hoden blüht denn da?
Wir wandern über sehr schöne schmale Feld- und Waldwege. Es geht immer wieder rauf und runter. Am Waldrand der sieben Berge blüht es herrlich: viele Glockenblumen, Orchideen, Schlüssel- und Mohnblumen. Für die Augen ist es ein wahres Fest. Ein unserer Mitwanderer, Jens, ist pflanzenkundig und sagt uns die Wahrheit ungeschminkt ins Gesicht: der Name “Orchidee” stammt vom lateinischen “Orchid” ab, was zu Deutsch nichts anderes als Hoden bedeutet. Wie bitte, haben wir richtig gehört? Ein verlegenes Grinsen huscht uns über die Lippen, dann wird es ein Lachen. Susanne sagt: “Mensch Tina, das ist doch etwas für dein Blog!” Recht hat sie, genauso ist es. Denn jeder gute Marketing-Experte weiß: Sex sells!

Nach ungefährt 10 Kilometern machen wir mit Blick auf Rheden eine verdiente Mittagspause, noch nicht ahnend, dass uns der schwerste Teil der Tour noch bevorsteht.

Während des Vespers unterhalten wir uns angeregt und lachen über die “Harzwürmer” (statt Harzstürmer), ein absoluter Insiderwitz, aber immer wieder gut. Noch lachend und feixend machen wir uns wieder auf den Weg. Allerdings dauert es nicht lange bis uns das Lachen vergeht, denn jetzt haben wir eine Passage vor uns, die nicht nur volle Konzentration sondern auch Krafteinsatz verlangt. Wir sind ein wenig vom Weg abgekommen und steigen nun sehr steil einen Hang herauf, um wieder auf den eigentlichen Weg zu gelangen. Ich glaube, es ist das einzige Wegstück des Tages, auf dem sich wirklich niemand mehr unterhält.

Völlig verschwitzt aber auch erleichtert erreichen wir die obere Kante des Berges und gelangen auf unsere Route zurück. Von da an fühlt sich der Rest der Strecke wie ein Sonntagsspaziergang an.

Der Tafelbergturm
Am Tafelbergturm bei Gronau verschnaufen wir zunächst ein wenig und erklimmen dann mit neuen Kräften die 82 Stufen des 19 Meter hohen Turms. Den eigentlichen Tafelberg von Kapstadt in Südafrika hatte ich bereits vor Jahren erklommen, da konnte dieses gleichnamige Gegenstück mich nicht mehr schrecken. Von oben genießen wir einen herrlichen Rundumblick, u.a. auf Alfeld.

Nun geht es weiter zur letzten Etappe mit dem Ziel, den Himmelbergturm zu erklimmen.

Unterwegs gönnen wir uns noch eine weitere Pause an der Adamishütte. Tatsächlich kreuzen wir an dieser Stelle den “Schneewittchenpfad”, von der Märchengestalt selbst ist aber nichts zu sehen. Wir erreichen schließlich den Himmelbergturm. Diesmal müssen wir über 100 Stufen überwinden. Der Turm selbst mutet rein architektonisch schon etwas merkwürdig an, aber über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten.

Die Flucht vor dem Gewitter
Oben auf dem Turm genießen wir ein tolles Panorama. Während wir noch in Begeisterung schwelgen, nimmt Susanne die ersten Regentropfen wahr. Es fängt tatsächlich an zu regnen. Zunächst ist es nur ein erster Schauer und wir schaffen es relativ trocken zum Ausgangspunkt zurück. Dann fängt es allerdings richtig an zu schütten. Als wir zurück über Land fahren, ist im nächsten Dorf schon wieder alles trocken.

Wir machen unseren Kaffee-Stop am schönen Kloster Brunshausen und besuchen das Café im Garten. Noch ist es hier trocken, obwohl es bereits leicht grummelt. Wir genießen Kaffee und Kuchen und ich meinen obligatorischen Cafè Crema mit Baileys. Ach ist das herrlich! Ein wirklich schöner Ausklang dieser abwechslungsreichen Wandertour. Wir sind dann gerade fertig mit unserem Kaffeegedeck als das Gewitter Brunshausen erreicht.

Auch am Seesener Bahnhof schüttet es wie aus Eimern. Aber ich habe mal wieder Glück. In Braunschweig ist noch alles trocken, sodass ich gut nach Hause komme.

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