Leinebergland: Holzbrücke Warme Beuster Runde von Nienstedt
Ich kann heute nur jedem raten bloß nicht mit der Deutschen Bahn zu fahren. Lottospielen ist definitiv zielführender. Es ist ja bei Weitem nicht das erste Mal, dass mich die Bahn nicht dorthin bringt wohin ich möchte. So auch an diesem ersten Mai. Trotz allem ist es uns gelungen aus diesem fast verunglückten Tag noch das Beste herauszuholen: eine Wanderung im Hildesheimer Wald bis hin zum Aussichtsturm mit 1.Mai-Sause.
Der Zug fällt heute aus
Ich habe mich schon gar nicht getraut ein Ticket am Vorabend zu lösen. Wer weiß, ob die Züge überhaupt planmäßig fahren. Und wieder einmal lag ich mit meinem Befürchtungen leider richtig. Bereits am Braunschweiger Bahnhof entnehme ich den Lautsprecherdurchsagen, dass der ein oder andere Zug heute nicht fährt. Ich komme zwar noch mit der Regionalbahn nach Hildesheim. Aber dann ist Schluss. Eigentlich sollte es von hier aus nach Coppenbrügge gehen. Die Leute am Bahnsteig werden schon misstrauisch als weder ein Zug einfährt noch eine Durchsage kommt. Dann drei Minuten nach der geplanten Ankunftszeit bekommen wir Gewissheit: der Zug fällt heute ohne Angabe von Gründen aus. Super! Ich rufe Torsten an und informiere ihn über den Stand der Dinge. Schließlich wollen wir uns in Hildesheim treffen, nur, ich habe erstmal keine Wanderung parat.
Ich nutze also die Wartezeit und werde fündig: Es gibt eine 18-Kilometer-Runde von Nienstedt durch den Hildesheimer Wald. Vielleicht ist das was. Als Torsten am Bahnhof eintrifft, fahren wir weiter nach Nienstedt. An der Ziegenberg-Hütte, wo auch der Maibaum steht, starten wir unsere Tour. Zunächst geht es durch’s Feld bis wir den Waldrand erreichen. Wir haben großes Glück mit dem Wetter: es ist schon fast sommerlich warm.
Auf dem Kammweg zwischen Diekenholz und Barfelde
Nach ca. einer halben Stunde kommen wir auf den Kammweg zwischen Diekholzen und Barfelde. Der schmale Pfad ist wirklich sehr schön und lässt immer mal wieder Ausblicke auf die Umgebung zu. Wir passieren ein paar Grenzsteine, die rot oder blau markiert sind. Der Grund dafür sind wohl die Mountainbiker, die sonst die Steine umnieten. Wir laufen eine ganze Weile kreuz und quer – so macht es den Eindruck – durch den Wald bis wir zur Kreuzung Mathildenhall kommen. Außer einer Infotafel ist hier aber nichts zu sehen. Wir wandern weiter und plötzlich steht ein Turm vor uns. Nanu, den hab ich doch schon einmal gesehen? Richtig, an dieser Stelle bin ich mal im Dezember 2021 gewesen. Wir sind am Aussichtsturm Hildesheimer Wald gelandet. Prima, hier ist heute richtig was los. Es gibt Livemusik, Erdbeerbowle und jede Menge gute Laune und ..? Aus der Ferne vernehme ich ein mir bekanntes Geräusch. Da schreit doch ein Pfau.
Der stolze Pfau
Und richtig. Es handelt sich dabei nicht nur um einen, sondern gleich um zwei Prachtexemplare, die sich gegenseitig Konkurrenz machen. Ihr Gefieder ist so prächtig, dass es fast wie eine Abendrobe wirkt. Naja und die beiden stolzieren so herum und werfen sich vor dem Publikum in Pose als wüssten sie um ihre Wirkung. Ich bin fasziniert vom königsblauen Gefieder am Kopf und Hals des Pfaus und die wunderschönen Federn mit den „Augen“, die fast wie aufgenäht wirken. Wahnsinn, was sich die Natur da ausgedacht hat. Es fällt mir gar nicht so leicht mich von dem Anblick zu lösen.
Schließlich suchen wir uns ein Plätzchen im Biergarten und gönnen uns ein Gläschen von der leckeren Erdbeerbowle. Die 1-Mann-Band spielt im Hintergrund den Westernhagen-Hit „Es geht mir gut“ und ich denke, ja, genau, mir geht es gerade richtig gut. Leider haben wir noch etwas Wegstrecke vor uns und müssen deshalb nach einer Weile diesen gemütlichen Ort verlassen. Es geht wieder in den Wald, wir halten uns Richtung Diekholzen.
Wenn möglich, bitte wenden
Nach einer Weile lässt uns die Stimme der Wanderapp wissen, dass wir auf dem falschen Weg sind, wir sollen umdrehen. Die Dame nervt uns mit ihrer monotonen, sich immer wiederholenden Ansage. Wir kommen irgendwo in Diekholzen aus dem Wald. Wir sind im St.-Georg-Ring gelandet. Hm, mal schauen, wie wir wieder zurück kommen. Am Ende der Straße erreichen wir einen Parkplatz mit einer Wanderkarte. Wir finden einen Weg, der uns wieder nach Nienstedt führen könnte. Aber wo ist der Einstieg? Wir gehen unter einer Bahnbrücke durch und sprechen einen Radfahrer an. Dieser befragt kurz sein Handy und erklärt uns, dass wir die nächste Abbiegung links nehmen sollen und dann dem Verlauf der Bahnstrecke folgen sollen bis wir wieder auf den Kammweg kommen.
Im Nichts
Das sieht auch erstmal ganz gut aus. Wir folgen dem Rat des Radfahrers und sind zuversichtlich bis wir einen Weg mit „Dead End“ erreichen. Und jetzt? Torsten befragt Google Maps. Google Maps sagt, dass wir geradeaus weiter durch den Wald gehen sollen. Aber, da ist kein Weg?! Egal, wir wagen das Abenteuer und tatsächlich, wir watscheln zwar durch das Nichts kommen aber tatsächlich wieder auf unseren Kammweg. Bis nach Nienstedt sind es aber immer noch 3,6 Kilometer.
Ausklang in Nienstedt
Wir laufen ausschließlich bergab und landen irgendwie wieder in Nienstedt. Wir gehen noch kurz durch’s Dorf und wollen einen Blick auf die Sankt Andreas Kirche werfen. Der Ort ist irgendwie idyllisch, aber auch sehr ruhig. Mehr als zwei Straßen hat er eigentlich nicht. Wir beenden unseren Rundgang und finden uns wieder an der Ziegenberghütte mit dem aufgestellten Maibaum ein.
Das war eine wirklich schöne Wanderung bei perfektem Wetter. Gut, dass sich der Tag noch so positiv entwickelt hat und die Bahn hat mich tatsächlich von Hildesheim wieder nach Hause gebracht:-)