Kein Bier auf dem Thekenberg
Schon mal von Harsleben gehört? Nee? Ich zuvor auch nicht. Und doch lohnt es sich, den Ort im Hinterkopf zu behalten. Warum? Naja, da liegt der Thekenberg. Allerdings, auch das gehört zur Wahrheit: Es gibt kein Bier auf dem Thekenberg. Wenn Ihr jedoch weiter in Richtung Halberstadt wandert, dann, ja dann, warten noch ein paar Highlights auf euch: der Fünffingerfelsen, der Klusfelsen, der Teufelsstuhl, die Teufelskanzel, ein historisches Wasserwerkgebäude und ein Fliegerdenkmal. Am Klusfelsen könnt Ihr sogar noch einen Sonderstempel einkassieren: „Im Schatten der Hexen“ heißt es hier. Ist wohl eine magische Gegend.
Parken am Dixiklo
Die erste große Herausforderung ist nicht der Anstieg zum Thekenberg. Nein, es ist tatsächlich die Parkplatzsuche. Am Einstieg gibt es nämlich keine Wanderparkplätze. Nach ein wenig hin und her landen wir auf einem Parkplatz an der Bundesstraße. Wir stehen direkt neben zwei Dixiklos. Ist ja nicht verboten:-) Von dort aus starten wir Richtung Thekenberg und laufen erstmal einen Plattenweg entlang. Zum Glück sind die Löcher hier bereits zugewachsen, sodass wir nicht dauernd umknicken. Der Weg führt uns durch eine savannenartige Landschaft. Ja, mit ein bisschen Fantasie kann ich mir hier Löwen, Antilopen und sogar Giraffen vorstellen. Da es morgens noch geregnet hat, ist der Weg teilweise leider ziemlich matschig und das Gras recht nass. Langsam kommt aber die Sonne durch und zeichnet ein freundliches Landschaftsbild. Dann plötzlich, nach einer guten Dreiviertelstunde, stehen wir vor dem Thekenberg. Unser Blick fällt aber zunächst auf zwei interessante Pilze am Fuss des Berges. Der eine hat so etwas wie eine Fliege unterm Schirm und der andere sieht aus wie ein Keule.
Kein Bier auf dem Thekenberg
Ja und dann geht es an den Aufstieg. Ein wenig über 200 Meter ist der Berg hoch. Es mutet fast wie auf Sylt an: Der Untergrund ist sandig, auf dem Berg wächst Heidekraut. Leider ist es bereits verblüht. Trotzdem, sowohl der Blick von unten auf den Berg als auch von der Erhebung in die Umgebung ist wirklich schön. Ein perfektes Picknickplätzchen für meinen Geschmack. Mir fallen die Ritzungen in den Steinen auf. Die Namen lesen sich wie russische Namen und die Jahreszahlen der Gravur werden mit 1966 oder 1972 angegeben. Ob diese Schnitzer noch aus der DDR-Zeit stammen? Wäre ja möglich. Wir genießen noch ein wenig die Ruhe und den Fernblick. Aber nachdem es hier oben kein Bier gibt, steigen wir wieder hinab. Wir haben ja noch ein wenig Wegstrecke vor uns.
Auf ins Abenteuer
Vom Thekenberg geht es durch den Wald, bis wir das ZASt (Zentrale Anlaufstelle für Asylbewerber des Landes Sachsen-Anhalt) erreichen. Ein recht unsympathischer Bau mitten in der Pampa. Ein Stückchen weiter hoch die Straße herrscht allerdings reges Treiben. Hier werden aus dem Auto heraus Gebetsteppiche, Lebensmittel und Hygieneartikel verkauft. Ein fliegender Händler sozusagen. Für uns geht es wieder in den Wald. Wir kommen zunächst an einem historischen Wasserwerkhäuschen, Baujahr 1915, vorbei. Und dann geht es los. Wir erreichen eine Art Allee oberhalb von Halberstadt. Hier geben sich die Sehenswürdigkeiten buchstäblich die Klinke in die Hand: Fliegerdenkmal, Ypsilantiquelle, Fünffingerfelsen, Klusfelsen, Teufelsstuhl und Teufelskanzel. Und damit nicht genug. Vor dem Klusfelsen wartet noch der Stempfelkasten „Im Schatten der Hexen auf uns„.
Monument Valley bei Halberstadt
Genau zur rechten Zeit bahnt sich die Sonne wieder ihren Weg durch die Wolken. Wir stehen vor dem majestätischen Fünffingerfelsen und staunen. Wow, das hätten wir hier nicht erwartet. Glücklich wie die kleinen Kinder klettern wir auf den Steinen herum. Wir nutzen das warme Herbstsonnenlicht, um tolle Fotos zu machen. Das erinnert uns ans Monument Valley in Utah. Ich bin zwar noch nicht dort gewesen, habe es aber auf Bilder gesehen. Das so schöne Gesteinsformationen quasi vor unser Haustür zu finden sind, das hat mich überrascht. Klar kennt man die Teufelsmauer bei Blankenburg. Aber dieser Anblick steht den Verwandten wirklich in Nichts nach. Sandstein hat ja die Eigenschaft im angestrahlten Zustand besonders schön zu wirken. Und das erleben wir heute. Nur einen kleinen Wermutstropfen erleben wir am Klusfelsen. Hier scheinen Personen viele Bierflaschen am Felsen zerschlagen zu haben. Es ist alles voller Scherben und man muss schon sehr aufpassen, um sich nicht zu schneiden oder die Sohle der Schuhe kaputt zu machen. Das finde ich sehr schade.
Blick von der Teufelskanzel
Wir beschließen unsere Wanderung mit dem Gang auf die Teufelkanzel. Dieses Steingebilde liegt gegenüber vom Klusfelsen. Von der Kanzel selbst genießen wir nochmals einen fantastischen Blick sowohl auf die Klusfelsen als auch auf Halberstadt. Wir schlüpfen auch ins Innere des Felsens, was gar nicht so einfach ist. Der Durchlass ist sehr eng! Hier gibt es im Grunde genommen auch nichts Spektakuläres zu sehen. Aber klar, wir sind bereits verwöhnt von diesem fantastischen Tag. Nach knapp fünf Stunden geht es zurück zu den Dixiklos, äh zu unserem Auto:-)