Im Siebertal: Leise rieselt die Tannennadel

Christina/ August 2, 2020/ Alltagsgeschichten

Ja, ist denn schon wieder Weihnachten? Leise rieselt die Tannennadel könnte es im Oberharz heißen. Dass es um den Baumbestand im Westharz nicht gut bestellt ist, ist mir nicht ganz neu. Aber das es so schlimm ist hat mich nun doch erschreckt. Was geht da vor sich? Werden wir in den kommenden Jahren waldlos werden? Unterwegs begegnet uns aber nicht nur der Tod. Junge Hunde, Vögel und Schmetterlinge sorgen für heitere und schöne Momente. Ein Kriminalfall aus den 50er-Jahren begegnet uns im Siebertal und sorgt für Spannung.

Der Tod riecht harzig
Wir starten unsere Wanderung an einem Parkplatz in Sonnenberg, nahe der Skialm. Bereits um 10 Uhr morgens ist es sehr warm und wir sind froh bald in den schattigen Wald zu kommen. Wir wandern auf dem Rundweg Dreibodesteine. Die Landschaft um uns herum ist wirklich schön, wir fühlen uns fast wie auf einer Almwiese. Überall blüht es. Wir befinden uns im Siebertal und lassen uns von dem fröhlich rauschenden Fluss mit gleichem Namen begleiten.

Aber wo sind all die Bäume hin? Unter unseren Schuhsolen knackt es gewaltig. Wir laufen auf Tannennadeln. “Riecht ihr den Harzgeruch?”, fragt Heinz. “Das ist der Tod.” Wir sehen uns um und ja, überall Totholz. Noch nie habe ich die Nadeln so stark rieseln gesehen, wie an diesem Tag. Es fühlt sich fast so an, als würde es schneien. Nur ist es kein Schnee sondern Tannennadeln. Stirbt der Wald aus? Die Vorstellung alleine löst bereits Schockwellen aus.

Das Schicksal des Polizeimeisters Hermann Stein
Eben sind wir noch in einer Diskussion über Kochtöpfe und nicht bezahlte Lederjacken vertieft als wir mit dem Schicksal des Polizeimeister Hermann Stein konfrontiert werden. Mit einem Gedenkstein und einer Dennerttanne wird Stein vom Lerbacher Heimatverein gewürdigt. In den 50er-Jahren ist der Polizeimeister an dieser Stelle wohl Opfer von Wilderern geworden. Und die Moral von der Geschicht: Komme in die Nähe von Wilderern nicht!

Kurze Zeit später ist Schluss mit der Gemütlichkeit: Von jetzt an geht es steil bergauf. Es ist Mittagszeit und die Hitze fordert ihren Tribut. Der Schweiß rinnt uns in Bächen den Rücken herunter, die Beine werden langsam schwerer. Kurz vor unserem Etappenziel begegnen wir zwei Frauen mit Hunden. Der kleine junge tapsige Mischling macht uns richtig Spaß und lässt die Lebensgeister nach dem steilen Anstieg wieder erwachen. Wir haben unser Ziel nun fest vor Augen und erreichen schließlich die Dreibodesteine. Hier haben wir Glück, der schattige Rastplatz ist frei und damit unser! Wir nehmen uns Zeit für eine kleine Jause und schnaufen einmal durch. Auch hier rieseln wieder die Tannennadeln auf uns nieder.

Im Schmetterlingsfreilustmusem
Entlang des Rehberger Grabens machen wir zum Abschluss der Wanderung ein paar schöne Entdeckungen. Zunächst begegnet uns ein junger (aus dem Nest gefallener?) Vogel, der etwas hilflos und apathisch am Wegesrand sitzt. Wir machen uns Sorgen, ob mit dem gefiederten Freund alles in Ordnung und seine Mutter vielleicht in der Nähe ist? Zuerst ist er regungslos, dann hüpft er ins Gebüsch. Hoffentlich geht alles gut denken wir und wünschen ihm alles Gute.

Ein kurzes Stück weiter oben machen wir Bekanntschaft mit einem sehr schönen orangefarbenen Schmetterling. Und nochmals zwei Kilometer weiter treffen wir auf ein ganzes Schmetterling-OpenAir-Museum. Hier tummeln sich mindestens drei verschiedene Schmetterlingsarten. Zumindest das Tagpfauenauge und den Admiral können wir identifizieren. Schön, dass es an manchen Stellen doch noch so viel Natur zu bewundern gibt.

Nach guten fünf Stunden Gehzeit endet unsere Wanderung am Ausgangspunkt, dem Sonnenberg.

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