Im Fuhsetal: Zwischen üppigem Grün und staubigen Durststrecken

Christina/ Juli 26, 2022/ Alltagsgeschichten

So viel ist bereits sicher: Der Sommer 2022 ist nicht nur staubtrocken, er ist auch heiß. Zwar wechseln sich heiße und kühlere Phasen immer wieder ab. Das macht die Sachlage für den Kreislauf aber nicht erträglicher. Trotz angesagten 30 Grad Plus machen wir uns an diesem Sonntag auf den Weg. Das Fuhsetal und die Eddesser Seewiesen sind unser Ziel. Das klingt erstmal nach Abkühlung. Warum es unterwegs dann doch staubige Durststrecken zu überwinden gibt, davon will ich heute erzählen.

Erlebnispfad Öl & Salz
Gleich zu Beginn unserer Rundwanderung machen wir eine Entdeckung. Es geht um das schwarze Gold, das hier einst floß. Die Ölbohrungen unter der Leitung von Dr. Georg Christian Konrad Hunäus soll sogar die erste fündige Erdölbohrung der Welt sein. Hier wird also das ganz große Rad der Geschichte gedreht. Am Erlebnispfad Öl & Salz erfahren wir, dass 1862 in Oelheim die dritte Erölbohrung Deutschlands stattfand. Knapp 20 Jahre später sprudelten aus dem Bohrloch drei täglich 750 Tonnen Öl. Der Höhepunkt der Fördermenge wurde bereits 1882 erreicht mit einer Förderung von knapp 6000 Tonnen. Das Ölfieber scheint also nicht lange angehalten zu haben. Trotzdem, wer bei der schwarzen, dickflüssigen Masse sofort an JR und Texas denkt, sollte sich nun vielleicht den Namen Hunäus merken.

Ehemaliger Flugplatz Peine-Eddesse
Wir laufen weiter entlang dem Oedessergraben und sind froh, dass hier Schatten ist. In den kurzen, sonnigen Abschnitten ohne Schutz der Bäume ist es sehr heiß. Viel anders mag das in Texas auch gerade nicht sein. Wir kommen an sehr schönen Grundstücken vorbei. Ein liebevoll hergerichteter Garten mit eigenem Teich fällt uns besonders auf.
Wir kommen nach Klein Eddesse. Auf der rechten Seite liegt der ehemalige Flugplatz Peine-Eddesse. Der Kontrollturm und die Flugzeughangar sind noch gut zu erkennen. Für die Nostalgiker unter uns gibt es auf YouTube einen Film über den Verkehrslandeplatz. Wir durchqueren den Ort und erreichen nach gut vier Kilometern Eddesse. Die Hitze wird immer stärker und obwohl wir Wasser dabei haben, schwebt uns gedanklich ein kühles Blondes vor. Allein, hier ist weit und breit kein Lokal oder Kiosk zu sehen. Nur ein paar Hundebesitzer gehen mit ihren hechelnden Vierbeinern Gassi. Ansonsten ist der Ort völlig verwaist.

Die Eddesser Seewiesen
Unverrichteter Dinge ziehen wir also weiter. Wir halten es zwar nicht für wahrscheinlich, hoffen aber immer noch auf eine erfrischende Pause. Der Weg durch die Eddesser Seewiesen beginnt zunächst recht schattig. Nicht lange aber und wir laufen in der prallen Sonne. Anstelle eines Biers müssen wir also Staub schlucken. Einen Moment hadern wir mit unserem Schicksal. Aber dann erreichen wir die Fuhse. Das, was sich jetzt vor unseren Augen abspielt kommt einer Oase gleich. Sattes Grün, schöne Blumen und possierliche Insekten tummeln sich hier. Es ist schon faszinierend, wie das Wasser alleine die ganze Landschaft belebt.

Eine Brücke über den Fluss bringt uns nach Abbensen. Auch hier gibt es weit und breit keine Einkehrmöglichkeit. Holger hat recherchiert, dass das Hellas in Dollenberg unsere Rettung sein könnte. Ich traue mich nicht so recht an das Glück zu glauben und behalte leider recht. Die Restaurantbesitzer weilen im Urlaub. Jetzt macht sich doch Enttäuschung breit. Der Gedanke an eine erholsame Pause war schon sehr verlockend.

Am Ortsausgang gönnen wir uns an einem Picknickplatz direkt an der Fuhse eine Rast. Die Holzbänke laden zu einem kurzen Nickerchen ein. Wir nehmen das Angebot an. Leicht erfrischt machen wir uns auf den Rückweg. Wir laufen entlang der Fuhse und folgen eine ganze Weile ihrem Verlauf. Wieder staune ich, was das blaue Nass bewirkt. Es grünt und blüht. Dicke Hummeln und grazile Schmetterlinge tun sich an einem Blutweiderich gütlich. Ein Eldorado für die Tier- und Pflanzenwelt.
Die letzten drei Kilometer geht es durch Wiesen und Felder zum Ausgangspukt zurück. Hier schlägt die Hitze noch einmal richtig zu. Jetzt kommt uns der Weg lang vor. Die Wasservorräte sind aufgebraucht.

Die singenden Ärzte
Die Luft flimmert mittlerweile. Am Horizont zeichnen sich plötzlich zwei Gestalten ab. Von Weitem sehen sie mit ihren weißen Klamotten wie zwei Ärzte aus. Als sie näher kommen erkennen wir zwei junge Männer. Die Fröhlichkeit ihres Auftretens lässt die Vermutung zu, dass die beiden gerade von einer Gartenparty kommen. Beide tragen helle Hosen und weiße Hemden, wobei der eine sein Hemd doch sehr weit aufgeknöpft hat. Im Vorbeigehen grüßen die beiden sehr nett, einer hat ein Lied auf den Lippen. So viel Energie bei dieser Wärme – Respekt!

Endlich haben wir die letzten Meter vor uns. Wir sind zurück in Klein Oedesse. Vom Oelheimer Weg biegen wir in den Rokusweg ab. Geschafft. Trotz der Hitze freuen wir uns über den 18 Kilometer langen Auslauf.

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