Corona-Tagebuch: Wenn die Seife ausgeht

Christina/ April 5, 2020/ Alltagsgeschichten

Verrückt, wie in Krisenzeiten Produkte in den Fokus rücken, für die sich sonst eigentlich niemand interessiert: Seifenspender und Toilettenpapier. In Fachkreisen wird schon von dem weißen Gold gesprochen. Keine Ahnung, ob die Zellstoffpapierrollen bereits an der Börse gehandelt werden, statt Bitcoins zum Beispiel. Nun, Spaß beiseite. Nie hätte ich gedacht, dass ich mal eine leere Klopapierrolle und einen leeren Seifenspender fotografieren würde und diese auch noch als Postbild nutze. Nun, am Freitag war es soweit. Was in diesen Tagen noch wichtig ist, könnt ihr hier im Corona-Tagebuch lesen.

Vermummungspflicht?
Wir haben die zweite Woche des Lockdowns und Kontaktverbots fast erfolgreich absolviert. Was war in dieser Woche wichtig? Nun, sie fing damit an, dass mich am Montagabend eine Freundin darauf aufmerksam machte, dass Apotheken in Braunschweig am kommenden Donnerstag insgesamt 70.000 Masken aus Staubsaugerbeuteln verkaufen würden. Drei Stück sollen 1 Euro kosten. Ich ziehe die Stirn in Falten und rechne kurz nach. Braunschweig hat ca. 250.000 Einwohner, d.h. es werden 3x zu wenig Masken angeboten. Okay, das bedeutet, dass man um 6 Uhr an der Apotheke sein muss, um bei der Öffnung um 8 Uhr eine Maske zu ergattern. Also, keine Option für mich, da ich in der Zeit arbeite. Nun stehe ich vor einem Dilemma, denn vermutlich werden wir demnächst alle draußen Masken tragen müssen, wenn es so schon anfängt und vorschnelle Bürgermeister sich in der Krise als “Macher” hervortun wollen und so ein Gebot ankündigen. Ich persönlich finde solche Einzelvorstöße sehr ungeschickt, weil sie meiner Meinung nach, die Leute a) verunsichern und b) die Wissenschaft und die Politik unter Druck setzen, sich zu dem Thema zu äußern und eine möglichst einheitliche Regelung zu finden. Warum lässt man beide Gruppen nicht einmal in Ruhe ihre Arbeit machen?

Do-it-yourself Masken sind gefragt
Was mache ich? Ich spreche mit einer guten Bekannten (natürlich am Telefon). Wir tauschen uns aus und kommen zu dem Ergebnis, dass wir wohl auch eine Maske benötigen werden. Diese soll aber umweltverträglich sein. Wir wollen etwas Selbstgemachtes aus Stoff, eine Maske, die wir bei 60 Grad desinfizieren können. Und ich liege richtig mit meiner Annahme. Bereits am Dienstag erfolgt dann die Empfehlung der Stadt Braunschweig, doch im Supermarkt und in öffentlichen Verkehrsmitteln eine Maske zu tragen. Es handelt sich dabei um eine sogenannte Behelfsschutzemfpfehlung, den Begriff kannte ich bis dato gar nicht. Die Stadt stellt vorausschauend auch gleich eine passende Nähanleitung online. Tja, leider bin ich handwerklich komplett unbegabt und die erforderlichen Utensilien konnte ich bislang leider auch nicht “hamstern”. Zum Glück weiß meine gute Bekannte Rat. Sie hat wiederum eine Freundin, die so etwas kann. Super, ich gebe meine Maske in Auftrag. Seit Freitag bin ich nun stolze Besitzerin einer individuellen Maske! Klasse, jetzt kann ich “Grey’s Anatomy” zu Hause nachspielen und mein Stoffbär übernimmt die Rolle von George Clooney.

Stolz auf mein Land!
Es geht auf Ostern zu. Genau wie Weihnachten ist Ostern sicherlich ein typisches Familienfest. In diesem Jahr, darauf stimmt uns die Bundeskanzlerin Angela Merkel am Freitag in einem Podcast ein, wird es kein übliches Fest sein. Ich höre mir den Podcast und die empathischen und auf aufmunternden Worte der Kanzlerin an und ich stelle fest, ich bin stolz darauf, Deutsche zu sein und so eine zuverlässige Regierung zu haben. In den letzten Tagen hat der Blick in andere Länder ganz deutlich gezeigt, dass wir als Deutsche einfach froh sein können, trotz allem noch in geordneten Verhältnissen leben zu dürfen, wir haben alle genug zu essen und zu trinken, wir dürfen uns noch – wenn auch max. zu Zweit – draußen bewegen und wir können uns darauf verlassen, dass wir eine vernünftige und besonnene Führung haben. Das ist m.E. sehr viel Wert und dafür danke ich der Regierung. Ich stelle es mir besonders jetzt sehr schwer vor, die richtigen Entscheidungen zu treffen, den Druck aus der Öffentlichkeit und der Wirtschaft auszuhalten, mit Anfeindungen im Netz zurecht zu kommen und dabei einen klaren Kopf zu behalten. Vor dieser Leistung ziehe ich ganz klar meinen Hut und bin dankbar.

Die Natur bewusst wahrnehmen
Was für mich in diesen Tage zählt ist vor allen Dingen der Kontakt zu meinen Freunden. Per Telefon, Whatsapp oder E-Mail tauschen wir Nachrichten, Sorgen und lustige Videos aus. Es geht weiterhin allen gut, das ist die Hauptsache. Darüber hinaus erfreue ich mich nach wie vor an der erwachenden Natur und beobachte zum Beispiel eine Gänsefamilien bei einem abendlichen Schwimmausflug. Ich nehme auch die kleinsten Blümchen auf meinen Joggingrunden wahr oder entdecke, wie zuletzt, ein Casino in Braunschweig.

Also, bleibt neugierig, erfreut euch an kleinen Dingen und bleibt gesund!

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